Die Zeiten haben sich geändert: Firmenchefs setzen ihre Teams mittlerweile häufig bewusst „bunt“ zusammen, weil sie wissen, dass ein Migrationshintergrund eine wertvolle Zusatzqualifikation sein und ethnische Vielfalt die Produktivität steigern kann. Dass diese Diversität auch in der Wissenschaft von Vorteil ist, zeigen IZA-Preisträger Richard B. Freeman und IZA Research Fellow Wei Huang in einem neuen IZA-Diskussionspapier.
Die beiden – ethnisch heterogenen – Ökonomen der Harvard University werteten für ihre Studie Daten zu Autoren aus, die in den USA zwischen 1985 und 2008 mehr als 2,5 Millionen wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht haben und analysierten der Namensherkunft und ethnische Zugehörigkeit. Das Ergebnis: Für Wissenschaftler steigt die statistische Chance, ihre Studie in einer angesehenen Fachzeitschrift zu platzieren, wenn sie mit Ko-Autoren aus unterschiedlichen Ländern zusammenarbeiten.
Den Analysen zufolge ist der Anteil der Autoren mit europäischem Namen in den vergangenen Jahren geschrumpft, während zugleich Anteil der Autoren mit Namen aus anderen Ländern stieg. Besaßen im Jahr 1985 noch 57 Prozent aller in der Studie erfassten Autoren einen englischen Namen, war das im Jahr 2008 für nicht einmal mehr die Hälfte der Fall. Dagegen verdreifachte sich beispielsweise der Anteil der Autoren mit chinesischen Namen im selben Zeitfenster von 4,8 auf 14 Prozent.
Am Beispiel der letzteren Gruppe zeigt die Studie zudem, dass Autoren mit gleicher Ethnizität ungeachtet insgesamt größerer Diversität überdurchschnittlich häufig gemeinsame Forschungsarbeiten vorlegten. Wären die Autoren mit chinesischem Namen statistisch zufällig anderen Autoren zugeordnet worden, so wären im Falle von Forschungsarbeiten zweier Autoren nur gut 1,5 Prozent von zwei Chinesen verfasst worden. Tatsächlich jedoch betrug dieser Anteil über 4,1 Prozent.
Jedoch sind es die ethnisch diversen Autorenteams, die laut der Analyse im Untersuchungszeitraum 1985-2008 besonders erfolgreich waren. Während von ethnisch homogenen Teams verfasste Arbeiten eher in unbedeutenderen Fachzeitschriften veröffentlicht und seltener zitiert wurden, gilt das Gegenteil für die Forschungspapiere ethnisch vielfältigerer Autorengruppen. Sie wurden signifikant häufiger in den führenden Fachzeitschriften veröffentlicht und deutlich intensiver zitiert. Angesichts des strengen, aber fairen Auswahlprozesses der Zeitschriften führen Freeman und Huang dies darauf zurück, dass eine größere Vielfalt unter den Autoren die Qualität von wissenschaftlichen Studien offenbar günstig beeinflusst und die Wahrscheinlichkeit der Publikation durch eine hochwertige Fachzeitschrift somit erhöht. Die Diversität in den Köpfen wirke sich hier möglicherweise produktivitätssteigernd aus, indem beispielsweise innovativere Forschungsansätze, eine vielfältigere Methodik sowie breitere Daten- und Literaturgrundlagen zu einem besseren wissenschaftlichen Resultat beitragen. Die Zitationshäufigkeit sei allerdings wohl nicht allein auf die Prominenz der Zeitschrift und den innovativen Gehalt des Fachartikels allein zurückzuführen. Hier dürften auch Netzwerkeffekte eine Rolle spielen – Angehörige der gleichen Ethnie zitieren tendenziell vermutlich eher auch Forschungsarbeiten von Autoren gleicher ethnischer Zugehörigkeit.