Der Zugang zu höherer Bildung für Kinder aus bildungsfernen Haushalten gilt als Schlüssel für die soziale Mobilität in Deutschland. Doch inwieweit gelingt es leistungsstarken Studierenden der ersten Generation, ihren akademischen Erfolg in einen sozioökonomischen Aufstieg umzusetzen?
Ein IZA-Forschungspapier von Nikki Shure und Larissa Zierow untersucht die Auswirkungen eines nicht-akademischen Elternhauses auf den Karriereverlauf herausragender Studierender. Die Untersuchung basiert auf einer repräsentativen Stichprobe von Hochschulabsolventen aus ganz Deutschland, die 2017 an der Begabtenförderung der Studienstiftung des deutschen Volkes teilnahmen.
Durch diese Vorauswahl konnten die Forscherinnen die Effekte des familiären Hintergrunds bei gleichen akademischen Leistungen untersuchen. Dabei zeigte sich zunächst, dass Erststudierende im Vergleich zu Kommilitonen aus Akademikerfamilien einen näher an der Heimat gelegenen Studienort wählen und häufiger Fachhochschulen statt Eliteuniversitäten besuchen. Beides könnte auf eine stärkere Neigung zur „Bodenständigkeit“ hindeuten oder auch den geringeren finanziellen Möglichkeiten geschuldet sein.
Die Bewertung der Studienerfahrung ergab, dass weibliche Studierende aus Nicht-Akademiker-Haushalten die Netzwerkmöglichkeiten von Studium und Stipendium weniger intensiv nutzen, was sich auf den späteren Karriereverlauf negativ auswirken könnte. Zwar zeigen sich bei den Einstiegsgehältern kaum Unterschiede, doch wechseln Studienabsolventen der ersten Generation seltener ins Ausland und geben häufiger an, in Jobs mit hoher Beschäftigungssicherheit zu arbeiten. In den lukrativen Berufsfeldern Jura und Medizin sind sie eher unterrepräsentiert.
Auch wenn eine erfolgreiche Universitätslaufbahn also manche Unterschiede ausgleichen kann, bestehen weiterhin Nachteile für Kinder aus Nicht-Akademiker-Haushalten. Fehlende innerfamiliäre Erfahrung mit akademischen Laufbahnen, geringere finanzielle Mittel und ein mangelndes Zugehörigkeitsgefühl beeinflussen die Entscheidungen und Möglichkeiten der Studierenden und erschweren den sozioökonomischen Aufstieg, selbst bei außerordentlicher Begabung.