In den letzten Jahren haben viele europäische Staaten einen Anstieg von Gewalttaten gegen Zuwanderer verzeichnet. In einem aktuellen IZA Discussion Paper geht Max Steinhardt (Helmut-Schmidt-Universität & IZA) der Frage nach, wie sich diese Gewalt auf die Integration von Zuwanderern auswirkt.
Konkret analysiert er, wie sich ein starker Anstieg fremdenfeindlicher Gewalttaten in den frühen 1990er Jahren auf die Integration von Türken ausgewirkt hat, die damals im Fokus der xenophoben Attacken in Westdeutschland standen. Hierzu verwendet er neben Daten des sozio-oekonomischen Panels auch Medienberichte über Gewaltverbrechen gegen Zuwanderer.
Die Analyse zeigt in einem ersten Schritt, dass die Gewaltverbrechen einen substanziellen negativen Effekt auf die Lebenszufriedenheit von Türken in Deutschland hatten, und zwar unabhängig davon, ob sie persönlich von der Gewalt betroffen waren oder nicht. Ähnliche Zusammenhänge hatte eine vorherige IZA-Studie für die Effekte von globalem Terrorismus nachgewiesen.
Eine weitere Konsequenz war, dass ein steigender Anteil von Zuwanderern beabsichtigte, ins eigene Geburtsland bzw. das der Eltern zurückzukehren oder auszuwandern. Wie die deutsche Gastarbeiterzuwanderung in den 1960er und 1970er Jahren gezeigt hat, können derartige Migrationsabsichten weitreichende Implikationen für Investitionen in Humankapital, etwa Sprache und Bildung, haben.
Insofern ist es nicht überraschend, dass die Gewaltverbrechen auch einen negativen Effekt auf den Spracherwerb von Zuwanderern hatten. So deuten die Ergebnisse des Forschungspapiers darauf hin, dass die im Fokus der Attacken stehenden türkischen Bürger in der Folge ihre Investitionen in die deutsche Sprache im Vergleich zu anderen Migrantengruppen reduzierten.
Insgesamt zeigt die Studie, dass fremdenfeindliche Gewalt ökonomisch relevante Implikationen für die Integration von Zuwanderern haben kann, die über die unmittelbaren Folgen für die direkt von der Gewalt betroffenen Opfer hinausgehen.