Wenn’s um bares Geld geht, nimmt so mancher es mit der Wahrheit nicht so genau. Je weniger religiös die Menschen sind, desto eher neigen sie zur Lüge um des finanziellen Vorteils willen. Das legt ein Verhaltensexperiment nahe, das die Ökonomen Yuval Arbel, Ronen Bar-El, Erez Siniver und Yossef Tobol in einem aktuellen IZA-Paper mit dem Titel „The Effect of Behavioral Codes and Gender on Honesty“ vorstellen.
Darin verglichen sie das Verhalten von Studenten des weltlich ausgerichteten College of Management mit Probanden vom Jerusalem College of Technology, das ausschließlich von (ultra)-orthodoxen Juden besucht wird, für die Unehrlichkeit als Sünde gilt. Die Versuchsteilnehmer mussten unbeobachtet eine Zahl würfeln und das Ergebnis dem Versuchsleiter mitteilen. In einem Versuchsaufbau erhielten die Teilnehmer mehr Geld, je höher die gewürfelte Zahl, in einem weiteren war die Entlohnung unabhängig vom genannten Würfelergebnis – es gab also keinen Anreiz zu lügen.
Tatsächlich stellten die Forscher fest, dass die durchschnittlich angegebene Zahl beim ersten Versuch deutlich höher ausfiel. Hierbei agierten die weltlich orientierten Studenten statistisch gesehen unehrlicher als die religiösen. Einen überraschenden Befund lieferte der Geschlechter-Vergleich: Frauen neigten eher zur Unwahrheit als Männer, waren aber im Schnitt auch empfänglicher für religiöse Werte.
Aus Sicht der Forscher zeigt die Studie, dass das Bildungssystem einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung ethischer Werte leisten kann. Bildungssysteme, die Ehrlichkeit als soziale Norm vermitteln, könnten die gesellschaftlichen Kosten von Unehrlichkeit reduzieren helfen, so das Fazit.