Mit seinem gestrigen Urteil hat der Bundesfinanzhof die bisherige Regelung bestätigt, dass häusliche Arbeitszimmer nur in eng definierten Fällen steuerlich absetzbar sind. Trotz immer neuer technischer Möglichkeiten und dem allgemein gestiegenen Bedürfnis nach besserer Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist das mobile Arbeiten in Deutschland bislang noch vergleichsweise unterentwickelt.
Der Trend zum Homeoffice geht sogar tendenziell zurück: Nach den aktuellsten Daten des Statistischen Bundesamts haben im Jahr 2014 nur 11% der Erwerbstätigen von 20 bis 64 Jahren regelmäßig oder gelegentlich von zu Hause aus gearbeitet – zehn Jahre zuvor waren es noch rund zwei Prozentpunkte mehr. Verbreitet ist das mobile Arbeiten insbesondere bei Selbstständigen (43%). Dass rund zwei Drittel von ihnen männlich sind, könnte erklären, warum insgesamt mehr Männer (12%) als Frauen (10%) von zu Hause aus arbeiten.
Telearbeit gilt als flexible Lösung, um Arbeit und Familie miteinander zu koordinieren. Doch tatsächlich zeigen die Daten, dass das mobile Arbeiten bei Eltern mit einem Kind nicht häufiger verbreitet ist als bei kinderlosen Erwerbstätigen. Erst mit dem zweiten und dritten Kind nimmt die Quote der Homeoffice-Nutzer um drei bzw. fünf Prozentpunkte zu.
Die obige Grafik lässt bereits erkennen, dass Deutschland beim mobilen Arbeiten deutlich unter dem EU-Durchschnitt liegt. Eine genauere Aufschlüsselung zeigt, dass die skandinavischen Länder mit einem Anteil von 26 bis 31% der Erwerbstätigen, die zumindest gelegentlich von zu Hause aus arbeiten, weit vorne liegen. Auch in Österreich (22%) ist der Anteil dopppelt so hoch wie in Deutschland, das mit 11% innerhalb der EU auf dem 15. Platz rangiert. Nur in süd- und osteuropäischen Ländern wird noch seltener ein Heimarbeitsplatz genutzt.
Die aktuelle BFH-Entscheidung betrifft insbesondere Erwerbstätige, die nur gelegentlich von zu Hause arbeiten und kein Arbeitszimmer nachweisen können, das nicht auch privat genutzt wird. Dabei ist nach Einschätzung von Experten eine flexible Mischung aus Bürojob und Heimarbeit dem reinen Homeoffice vorzuziehen.
„Nur im Homeoffice zu arbeiten ist für die Arbeitnehmer keine gute Lösung. Da vereinsamen sie. Isolation spielt eine Rolle. Dann geht auch die Produktivität zurück“, erklärte Alexander Spermann, IZA-Direktor Arbeitsmarktpolitik Deutschland, im heute-journal (27. Januar 2016).