Idealerweise ist der (ökonomische) Erfolg eines Menschen proportional zu seinem Einsatz. Dieses Leistungsprinzip prägt Politik und Gesellschaft und bestimmt oft, wann staatliche Eingriffe zur Korrektur ungleicher Voraussetzungen gerechtfertigt sind. Doch obwohl beispielsweise in den USA die Chancenungleichheit nachweislich steigt, erfreuen sich Umverteilungsmaßnahmen keiner wachsenden Popularität.
In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Marcel Preuss, Germán Reyes, Jason Somerville und Joy Wu nun erstmals detailliert, wie Menschen auf Ungleichheiten reagieren, die durch verschiedene Formen von Glück oder Pech entstehen.
Leistungswettbewerb und Umverteilung
Die Studie basiert auf einem Experiment, in dem 2.400 Probanden im Wettbewerb gegeneinander antraten. Ihr Erfolg hing dabei sowohl von der erbrachten Leistung als auch von zufälligen Faktoren ab:
- Glück im Ergebnis: In einigen Fällen wurde der Gewinner per Zufall bestimmt, unabhängig von der Leistung.
- Glückliche Umstände: Andere Teilnehmer erhielten zufällige Vorteile, die ihre Leistung multiplizieren.
Unabhängige Beobachter sollen entscheiden, ob der Gewinner einen Teil seines Gewinns abgeben sollte.
Die Ergebnisse
Die Beobachter waren weniger geneigt, den Gewinn umzuverteilen, wenn der Unterschied zwischen den Teilnehmern auf zufälligen Vorteilen beruhte als auf purem Glück. Sie unterschätzten systematisch den Einfluss dieser Vorteile auf das Endergebnis.
Warum ist das so?
Die Forscher vermuten, dass Menschen komplexe Zusammenhänge oft vereinfachen und den Einfluss von Zufall und Glück unterschätzen. Dies könnte erklären, warum selbst in Gesellschaften mit hoher Ungleichheit nicht mehr Maßnahmen zur Umverteilung ergriffen werden.
Fazit
Die Studie zeigt, dass unser Gerechtigkeitsempfinden stark von der Art der Ungleichheit beeinflusst wird. Wir sind weniger geneigt, Ungleichheiten auszugleichen, wenn wir den Eindruck haben, dass sie auf die eigene Leistung zurückzuführen sein könnten. Dies hat wichtige Konsequenzen für die Gestaltung fairer Gesellschaften.