Trotz hoher Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa bleibt der Ansturm junger Menschen aus diesen Ländern auf die Arbeitsmärkte anderer EU-Staaten aus. Als Hauptgrund wird oft die Sprachbarriere genannt. Aber wie entscheidend ist es wirklich, dass man die Sprache des Gastlandes beherrscht? Dieser Frage sind Ainhoa Aparicio Fenoll und Zoë Kuehn in einem aktuellen IZA Discussion Paper nachgegangen.
Dazu analysierten sie, welche Fremdsprachen Migranten aus 29 europäischen Ländern ab welchem Alter erlernt hatten. Das Ergebnis: War Fremdsprachenunterricht in der Schule verpflichtend, stieg die Wahrscheinlichkeit, in ein Land zu ziehen, in dem diese Sprache gesprochen wird, um das Fünffache.
Das beste Beispiel ist die englische Sprache, die Französisch in den vergangenen Jahrzehnten in vielen Ländern Europas als erste Fremdsprache abgelöst hat – mit der Folge, dass jüngere Menschen, die in der Schule überwiegend Englisch lernten, im erwerbsfähigen Alter auch mit höherer Wahrscheinlichkeit ins englischsprachige Ausland zogen. Ältere, die noch Französisch als erste Fremdsprache in der Schule hatten, zogen hingegen eher nach Frankreich.
Die Autorinnen schlussfolgern daraus, dass sich die Arbeitsmobilität innerhalb der EU durch verbesserten Fremdsprachenunterricht steigern ließe. So könne es von Vorteil sein, bei der Entwicklung von Lehrplänen Migrations- und Arbeitsmarkttrends zu berücksichtigen – also etwa vermehrt die Sprachen von Ländern mit hohem Fachkräftemangel zu lehren. In jedem Fall sollten Bildungsreformen innerhalb der EU-Kohäsionspolitik eine gewichtigere Rolle spielen als bisher, fordern die Ökonominnen.