Unterm Strich schaffen Digitalisierung und technischer Fortschritt mehr neue Arbeitsplätze, als alte vernichtet werden. Beschäftigten in Branchen mit hohem Automatisierungspotenzial nützt diese Feststellung freilich wenig, wenn sie befürchten müssen, ihren Job an einen Roboter zu verlieren. Dass die daraus entstehenden Zukunftsängste handfeste Folgen für die demografische Entwicklung haben, zeigt ein aktuelles IZA-Forschungspapier der italienischen Ökonomen Massimo Anelli, Osea Giuntella und Luca Stella.
Für lokale Arbeitsmärkte in den USA ermittelten die Forscher die Zunahme der Industrieroboter-Dichte und setzten diese in Bezug zu demografischen Trends in den betroffenen Regionen. Um den Automatisierungseffekt zu isolieren, konzentrierten sie ihre Analyse auf Branchen, in denen Roboter auch in anderen Industrienationen vermehrt zum Einsatz kommen. So konnten sie ausschließen, dass die beobachtete Zunahme der Roboterdichte ihrerseits auf demografische Trends, etwa einen regionalen Fachkräftemangel, zurückzuführen ist.
Unsicherheit hemmt die Bindungsbereitschaft
Die Ergebnisse zeigen zunächst, dass Männer von der potenziellen Konkurrenz durch Roboter stärker betroffen sind als Frauen: Die Geschlechterlücke beim Lohneinkommen und der Arbeitsmarktbeteiligung wurde infolge zunehmender Automatisierung geringer. Die Geburtenraten blieben zwar insgesamt unverändert, doch gingen sowohl die Eheschließungen als auch die Kinderzahl verheirateter Paare deutlich zurück, währen uneheliche Geburten zunahmen.
Nach Einschätzung der Autoren ist neben einer allgemein wachsenden Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt der geringere „relative Marktwert“ von Männern auf dem Heiratsmarkt mitverantwortlich für die sinkende Bereitschaft, langfristige familiäre Bindungen einzugehen. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, plädieren die Forscher dafür, bei der Familienförderung ein verstärktes Augenmerk auf Kinder aus nichtehelichen Lebensgemeinschaften zu richten.
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