Neu gegründete Unternehmen tragen überproportional zur Schaffung von Arbeitsplätzen bei und fördern zudem Wettbewerb, Wachstum und Innovationen. Im Jahr 2014 wurden durch Neugründungen 745.000 neue Vollzeitstellen geschaffen, von denen mehr als ein Drittel in den neuen Unternehmen selbst beschäftigt waren. Politikmaßnahmen zur Förderung von Existenzgründern und positiven Unternehmensentwicklung haben folglich eine hohe Arbeitsmarktrelevanz.
Allerdings besteht dabei auch die Gefahr, den Wettbewerb, in dem die Unternehmen letztlich bestehen müssen, durch staatliche Eingriffe zu verzerren. Wissenschaftliche Evaluationen von Existenzgründungsprogrammen sind deshalb ein wichtiger Baustein einer nachhaltigen Politik. Drei kürzlich veröffentlichte Beiträge des Online-Kompendiums IZA World of Labor (IZA WoL) und ein neues IZA Discussion Paper liefern Einblicke in aktuelle Forschungserkenntnisse, die sich mit Bedingungen und Strategien zur Förderung erfolgreicher Unternehmensgründungen beschäftigen.
Kreative Zerstörung und Startup-Finanzierung
Ramana Nanda (Harvard Business School) weist in seinem IZA WoL-Beitrag darauf hin, dass ein großer Teil der neu entstehenden Arbeitsplätze aus dem stetigen Prozess des Scheiterns und Neugründens von Unternehmen resultiert. In diesem Prozess der „kreativen Zerstörung“, in dem bestehende Unternehmen durch effizientere ersetzt werden, spielen junge Unternehmen eine wichtige Rolle, da sie einerseits besonders häufig scheitern, aber auch überdurchschnittlich viele neue Jobs schaffen.
Nanda empfiehlt Regierungen, sich weniger auf die Förderung einzelner „Champions“ zu fokussieren, sondern stattdessen ein günstiges Umfeld sowohl für Unternehmen als auch für Banken und Investoren zu schaffen. Als zentrale Elemente nennt er einen hohen Rechtsschutz für Investoren und Unternehmer, einen flexiblen Arbeitsmarkt, geringe bürokratische Hürden für Unternehmensgründer und gute soziale Sicherungssysteme, die Unternehmer im Fall des Scheiterns auffangen können.
Auch der Zugang zu Startkapital durch Banken und andere komplementäre Institutionen spielt für Anzahl und Erfolg von Neugründungen eine wichtige Rolle. So habe in Deutschland das stark auf Banken ausgerichtete Finanzsystem, in dem Venture-Capital-Finanzierung eher schwach ausgeprägt ist, dazu beigetragen, dass die Biotech-Industrie hierzulande nur relativ schwach vertreten ist.
Körperschaftssteuer beeinflusst Unternehmensdichte
Jörn Block (Universität Trier) untersucht in seinem Beitrag für IZA WoL den Einfluss des Körperschaftssteuersatzes auf Unternehmensgründungen. Erwartungsgemäß zeigt seine Analyse weltweiter Daten, dass ein höherer Körperschaftssteuersatz zu einer geringeren Unternehmensdichte und weniger Neugründungen führt. Allerdings gehen damit nicht zwingend nur negative Effekte einher: Ein höherer Steuersatz wirkt auch als Zugangsbarriere, so dass sich nur „gesunde“, mit mehr Kapital ausgestattete Unternehmen am Markt etablieren können.
Potenzial weiblicher Unternehmensgründerinnnen besser nutzen
Der WoL-Beitrag von Siri Terjesen befasst sich mit weiblichen Unternehmensgründern und der Frage, wie sich ihre Potenziale besser nutzen lassen. Als zentrales Element sieht Terjesen die Stärkung des Sozialkapitals der Gründerinnen. Durch Mentorenprogramme und Unternehmernetzwerke könnten sie gezielten Zugang zu Wissen, Erfahrung und Kontakten bekommen, die bei der eigenen Unternehmensgründung helfen können.
Ein kritischer Punkt für Existenzgründerinnen sind Benachteiligungen beim Zugang zu Kapital. Sie sind häufiger auf informelle Quellen, d.h. auf eigene Rücklagen oder Geld von Freunden oder Bekannten angewiesen. Terjesen empfiehlt, Frauen besseren Zugang zu Finanzierung durch Banken, Business Angels und Venture-Capital-Unternehmen ermöglichen. Nur so könnedas ökonomische Potenzial weiblichen Unternehmertums, das in der Regel sehr innovativ und exportorientiert ist, ausgeschöpft und durch Vorbildeffekte für andere potenzielle Gründerinnenen noch erweitert werden.
Auswirkung von Persönlichkeit auf Unternehmertum
Dass die Persönlichkeit von Existenzgründern und ihre Eigenschaften wie Kreativität, Risikobereitschaft und Führungsstärke eine wesentliche Rolle mit Blick auf den Unternehmenserfolg spielen, haben Studien wiederholt deutlich gemacht. Das IZA Discussion Paper eines Forscherteams um Jutta Viinikainen (Jyväskylä University) untersucht, wie sich die bei Jugendlichen gemessenen „Typ-A“-Persönlichkeitsmerkmale (Aggressivität, Führung, Verantwortung und Eifer/Energie) im Erwachsenenalter auf die Entscheidung für die Selbstständigkeit und den unternehmerischen Erfolg auswirken. Die Ergebnisse zeigen, dass von den vier genannten Merkmalen offenbar nur die Eigenschaft „Führung“ für die unternehmerische Neigung im Erwachsenenalter tatsächlich relevant ist.
Die Studie untermauert zudem, wie stark der Unternehmerstatus von Eltern sich auf das Existenzgründungsverhalten ihrer Kinder auswirkt. Neben potenziellen finanziellen Vorteilen oder der Möglichkeit das Familienunternehmen zu übernehmen, übertragen Eltern ihren Kindern häufig auch Fähigkeiten, die für eine erfolgreiche Unternehmensführung wichtig sind.