In den USA besuchen mehr als 6,4 Millionen Kinder und Jugendliche eine Schule, die weniger als 250 Meter von einer stark befahrenen Straße entfernt liegt. Aufgrund der geringeren Grundstückspreise werden auch neue Schulgebäude häufig in unmittelbarer Highway-Nähe errichtet. Zwar sind die Auswirkungen der Luftqualität auf die kognitive Leistungsfähigkeit inzwischen durch zahlreiche Studien belegt, doch mangelt es noch an belastbaren Erkenntnissen zu den Langzeitfolgen von Autoabgasen auf den Bildungserfolg.
Die empirische Herausforderung besteht darin, einen kausalen Zusammenhang zwischen schlechter Luft und schlechten Noten nachzuweisen, indem andere Einflussfaktoren wie beispielsweise die sozioökonomischen Unterschiede im Einzugsgebiet der jeweiligen Schulen herausgerechnet werden.
Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Jennifer Heissel, Claudia Persico und David Simon nutzt daher einen innovativen methodischen Ansatz: Die Forscher verfolgten die Entwicklung von Schülern in Florida beim Wechsel auf eine vom Schulbezirk festgelegte weiterführende Schule. Für jede Schule ermittelten die Autoren nicht nur die Entfernung zur nächsten Hauptverkehrsstraße (siehe Skizze rechts), sondern auch die vorherrschende Windrichtung, um Unterschiede in der Luftbelastung benachbarter Schulen je nach geografischer Lage zum Highway zu berücksichtigen.
Die Ergebnisse zeigen: Wechselten Schüler auf eine Schule mit einer aufgrund der Windrichtung höheren Schadstoffbelastung (siehe Grafik unten, „to downwind“), verschlechterten sich ihre Prüfungsleistungen in Relation zu Schülern, die auf eine geringer belastete Schule wechselten („to upwind“). Zudem zeigten sie eher Verhaltensauffälligkeiten (gemessen an der Zahl der Verweise) und fehlten häufiger.
Die Autoren plädieren daher dafür, bei der Standortwahl für neue Schulen die potenzielle Schadstoffbelastung der Luft stärker als bisher zu berücksichtigen. Außerdem weisen sie darauf hin, dass das Mikroklima selbst innerhalb des gleichen Stadtgebiets die Ungleichheit beim Bildungserfolg verschärfen könne.