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Research13. September 2021

Schlechte Luft am Wahltag schadet den Regierungsparteien

Hohe Feinstaubbelastung beeinflusst Entscheidungsverhalten durch veränderten Gemütszustand

© iStockphoto.com/no_limit_pictures

Lange Zeit wurden die negativen Folgen von Luftverschmutzung für die menschliche Gesundheit unterschätzt. Erst in den letzten Jahren sind sie verstärkt ins kollektive Bewusstsein gerückt, etwa durch die Einführung von Umweltzonen in deutschen Städten oder auch im Zusammenhang mit der Zahl der Todesfälle durch Covid-19. Verschmutzte Luft schadet jedoch nicht nur der Gesundheit, sondern hat auch erhebliche psychologische, wirtschaftliche und soziale Folgen, wie verschiedene IZA-Studien beispielsweise zu Bildungserfolg oder Kriminalitätsraten zeigen.

So kann ein hoher Grad an Luftverschmutzung die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen und negative Emotionen wie Angst oder Wut hervorrufen. Neueste Erkenntnisse deuten außerdem darauf hin, dass diese psychologischen Auswirkungen wiederum die Entscheidungsfindung beeinflussen. Einer Untersuchung dieses Zusammenhangs widmen sich Luna Bellani, Stefano Ceolotto, Benjamin Elsner und Nico Pestel in einem aktuellen IZA-Forschungspapier.

Das Autorenteam analysiert die Auswirkungen der Luftverschmutzung am Wahltag auf die Stimmabgabe bei Parlamentswahlen. Da hier viele Menschen zeitgleich an verschiedenen Orten vor der gleichen Entscheidung stehen und dabei einem unterschiedlichen Grad an Luftverschmutzung ausgesetzt sind, eignet sich ein solches Szenario besonders gut für eine wissenschaftliche Analyse.

Opposition profitiert von schlechter Luft

Die Forscher verknüpfen Daten auf Landkreisebene von 64 Bundes- und Landtagswahlen im Zeitraum zwischen 2000 und 2018 mit tagesgenauen Messungen der lokalen Luftverschmutzung und Wetterverhältnisse. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Stimmenanteil der Parteien, die zum Zeitpunkt der jeweiligen Wahl die amtierende Regierungskoalition bilden. Die Stimmabgabe für die regierenden Parteien kann als Ausdruck der Unterstützung für den Status quo angesehen werden und stellt zudem gegenüber einem Votum für die Opposition die risikoärmere Wahloption dar.

Die Auswertung zeigt, dass hohe Luftverschmutzung die Chancen für einen Regierungswechsel erhöht: Bereits ein Anstieg der Feinstaubkonzentration (PM10) um zehn Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, wie er in deutschen Städten nicht unüblich ist, reduziert den Stimmenanteil der Regierungsparteien um zwei Prozentpunkte, während die Opposition um 2,8 Prozentpunkte zulegt. Die Größenordnung dieses Effekts ist durchaus beachtlich, wenn man bedenkt, dass eine amtierende Regierung typischerweise um die fünf Prozentpunkte verliert.

Zwei repräsentative, deutschlandweite Umfragen zeigen einen ähnlichen Effekt. Das Politbarometer registriert bei der „Sonntagsfrage“ an Tagen mit hoher Luftverschmutzung weniger potenzielle Stimmen für die Bundesregierung und eine höhere Bereitschaft, die Opposition zu wählen. Auch die Zustimmungswerte für die Regierungspolitik sinken, wobei die Zustimmung für die Opposition unverändert bleibt. Die gleiche Tendenz lässt sich in Befragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) beobachten.

Einfluss auf die Emotionen als plausible Erklärung

Die SOEP-Daten deuten außerdem darauf hin, dass eine plausible Erklärung für das veränderte Wahlverhalten in der Beeinflussung menschlicher Emotionen durch schlechte Luftqualität zu suchen ist. An Tagen mit erhöhter Luftverschmutzung geben die Befragten eher an, sich besorgt, wütend, traurig oder unglücklich zu fühlen. Allerdings gibt es keine Hinweise darauf, dass die Luftverschmutzung die Wahrnehmung der aktuellen Wirtschaftslage oder der eigenen wirtschaftlichen Situation beeinflusst.

Die Forscher schließen daraus, dass es sich beim veränderten Wahlverhalten nicht etwa um eine bewusste Abstrafung der Regierungsparteien für zu wenig Umweltschutz handelt. Ohnehin ist bei den in Deutschland gemessenen Feinstaubwerten eine erhöhte Konzentration kaum wahrnehmbar, denn mögliche Symptome wie Husten oder Atemwegsreizungen könnten auch andere Ursachen haben. Ausschlaggebend dürfte daher vielmehr der unbewusste Effekt der Luftqualität auf den allgemeinen Gemütszustand sein, der sich wiederum auf die Fähigkeit zur Informationsverarbeitung und Entscheidungsfindung auswirkt.

Download der Studie:

IZA Discussion Paper No. 14718 Air Pollution Affects Decision-Making: Evidence from the Ballot Box Luna Bellani, Stefano Ceolotto, Benjamin Elsner, Nico Pestel

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