Kaum ein anderes Arbeitsmarktthema ist so intensiv erforscht und diskutiert wie der „Gender Pay Gap“ mit seinen vielschichtigen Ursachen. Allen Bemühungen der Politik zum Trotz schließt sich die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen in den meisten Industrienationen nur langsam, vor allem bei Akademikern. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Lukas Kiessling, Pia Pinger, Philipp Seegers und Jan Bergerhoff geht der Frage nach, inwieweit Geschlechterunterschiede beim erwarteten Lohnniveau einer weiteren Angleichung entgegenstehen.
Die Studie basiert auf der Befragung von mehr als 15.000 Studierenden und jungen Hochschulabsolventen im Rahmen der Erhebung Fachkraft 2030. Die Befragten gaben unter anderem an, mit welchem Einstiegsgehalt sie rechneten und wie sie ihre Verdienstmöglichkeiten im Verlauf der späteren Karriere einschätzten. Dabei zeigte sich, dass die Lohnerwartungen die tatsächliche Lohnlücke ziemlich exakt widerspiegeln.
Männer pokern im Einstellungsgespräch höher
Unterschiede bei der Studien- und Berufswahl können nur einen Teil der Diskrepanz erklären. Auch bei Studierenden der gleichen Fachrichtung lagen die Gehaltsvorstellungen von Frauen deutlich unter denen ihrer männlichen Kollegen. Die Daten legen nahe, dass Männer in Gehaltsverhandlungen eher bereit sind, hoch zu pokern. Sinnvoll könnten den Autoren zufolge daher spezielle Verhandlungstrainings für Frauen sein.
Mit Blick auf die Familienplanung zeigt die Befragung, dass sich die Akademikerinnen zwar der Karrierenachteile durch eine frühe Mutterschaft bewusst sind, jedoch die langfristigen Gehaltseinbußen aufgrund von Erziehungsauszeiten unterschätzen. Gezielte Informationskampagnen könnten nach Einschätzung der Forscher dazu beitragen, dass Mütter mehr Gleichberechtigung bei der innerfamiliären Aufgabenteilung einfordern.
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- Artikel in der Süddeutschen Zeitung
- Kolumne im Handelsblatt