New York im Smog – die Bilder der rauchverhüllten US-Metropole nach den jüngsten Waldbränden im kanadischen Quebec veranschaulichen auf dramatische Weise, was ein IZA-Forschungspapier aus dem vergangenen Jahr mit wissenschaftlichen Daten und Fakten untermauert hat: Die massive Luftverschmutzung durch Waldbrände belastet selbst weit von den Brandherden entfernte Regionen.
In den USA verursachen Waldbrände rund 20 Prozent der gesamten Feinstaubemissionen. Die gesundheitlichen Folgen lassen sich an der Zunahme von Atenwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie einer erhöhten Sterblichkeit ablesen. Doch Luftverschmutzung kann auch das Arbeitsangebot und die Produktivität verringern, und zwar nicht nur durch krankheitsbedingte Fehltage, sondern auch durch reduzierte Arbeitszeiten, die Verlagerung von Tätigkeiten in Innenräume oder aufwändige Maßnahmen zur Luftreinhaltung.
Eine Frage der Kausalität
Die Herausforderung für die arbeitsökonomische Forschung besteht darin, Kausalität nachzuweisen – also die Luftverschmutzung als ursächlich zu identifizieren und andere mögliche Einflussfaktoren auszuschließen. Beispielsweise kann die Errichtung einer neuen Fabrik Arbeitsplätze schaffen, aber auch die Luftqualität verschlechtern. Ein einfacher Vergleich von Beschäftigung und Luftverschmutzung vor und nach dem Bau der Fabrik würde daher die negativen Arbeitsmarktwirkungen der Luftverschmutzung unterschätzen.
Die IZA-Studie von Mark Borgschulte, David Molitor und Eric Zou nutzt daher das klar eingrenzbare und von wirtschaftlichen Faktoren unabhängige Auftreten von Waldbrand-Rauch, um den kausalen Effekt auf Einkommen und Beschäftigung zu berechnen. Die Analyse betrachtet die Jahre 2007 bis 2019 und stützt sich auf drei verschiedene Datenquellen: hochauflösende Satellitendaten zu Rauchwolken infolge von Waldbränden, Messdaten zur lokalen Luftqualität sowie Arbeitsmarktdaten für alle Landkreise in den kontinentalen USA.
Einkommenseinbußen von um zwei Prozent
Auf diese Weise ermitteln die Forscher statistisch und wirtschaftlich signifikante Rückgänge von Arbeitseinkommen und Beschäftigung aufgrund der Luftverschmutzung. Die Berechnungen zeigen, dass jeder zusätzliche Tag mit Rauchbelastung das Pro-Kopf-Einkommen um etwa 0,10 Prozent reduziert. Multipliziert mit der durchschnittlichen Anzahl von „Rauchtagen“ pro Jahr ergeben sich gesamtwirtschaftliche Einkommenseinbußen um etwa 2 Prozent (rund 125 Milliarden US-Dollar, bezogen auf den Dollarwert von 2018). Rund 13 Prozent des Einkommenseffekts lassen sich durch einen Rückgang der Beschäftigung erklären. Ältere Beschäftigte sind von den negativen Auswirkungen besonders betroffen.
Besonders bemerkenswert: Die gemessene Variation der Feinstaubbelastung bewegte sich noch unterhalb der gesetzlichen Grenzwerte. Die Autoren plädieren dafür, Arbeitsmarktfolgen stärker als bisher bei der Umweltgesetzgebung zur berücksichtigen.
Umweltaspekte und insbesondere die Folgen des Klimawandels spielen in der Arbeitsmarktforschung des weltweiten IZA-Netzwerks eine zunehmende Rolle. So hatte eine frühere IZA-Studie aus Kalifornien nachgewiesen, dass steigende Temperaturen zu mehr Arbeitsunfällen führen.