Zu den vielfältigen Gründen für die Lohnlücke zwischen den Geschlechtern zählt die Tatsache, dass Frauen häufiger in Berufen und Unternehmen mit vergleichsweise geringen Verdienstaussichten arbeiten. Ob mehr Lohntransparenz Abhilfe schaffen kann, untersuchen Omar Bamieh und Lennart Ziegler in einem aktuellen IZA Discussion Paper.
Die Studie untersucht die Auswirkungen des österreichischen Lohntranzparenzgesetzes. Seit dessen Einführung 2011 müssen Arbeitgeber in Stellenausschreibungen eine Lohnuntergrenze angeben.
Anhand von Daten der Sozialversicherung und Österreichs größter Jobbörse kommen die Forscher zu einem ernüchternden Ergebnis: Die Reform hatte keinerlei Einfluss auf den Wechsel von Frauen in besser bezahlte Jobs. Geringe berufliche Mobilität kann den Befund nicht erklären, da lukrative Jobwechsel schon vor der Einführung des Gesetzes durchaus verbreitet waren.
Aus anderen Studien ist bekannt, dass Frauen im Schnitt mehr Wert auf nicht-monetäre Aspekte wie flexible Arbeitzeiten legen als Männer. Zudem sind sie tendenziell weniger risikofreudig und scheuen Wettbewerbssituationen eher. Aber auch Diskriminierung kann dazu beitragen, dass besser bezahlte Berufe Frauen nicht in gleichem Maße offenstehen.
Bislang konzentrierte sich die Evaluation von Lohntransparenz meist auf Regelungen zur Offenlegung der Lohnstruktur innerhalb von Unternehmen. Dadurch sollen ungerechtfertigte Lohnunterschiede ans Licht kommen und die Verhandlungsposition von Frauen verbessert werden. Auch hier finden die meisten Studien nur geringe Effekte.
So werden Politik und Forschung also weiter nach effektiven Mitteln zur Verringerung des Gender Pay Gaps suchen müssen. Ein Ansatz besteht beispielsweise darin, Mädchen schon in der Schule eine Karriere in den besonders gut bezahlten MINT-Berufen schmackhaft zu machen.