Der innovative IZA/Fable SWIPE-Konsumindikator liefert erstmals eine auf Big Data gestützte Quasi-Echtzeitanalyse der Konsumausgaben in Deutschland. Er stellt somit eine nützliche Ergänzung zu klassischen Indikatoren dar, die meist auf Befragungen zur Konsumlaune basieren.
Das Projekt ist eine Kooperation zwischen dem Forschungsdatenzentrum des IZA (IDSC) und Fable Data, dem führenden Aggregator von Kreditkartentransaktionsdaten in Europa. Im Fachjournal Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik stellt IDSC-Leiter Nikos Askitas gemeinsam mit Anoop Bindra Martinez und Fabio Saia Cereda von Fable Data die Methodik vor.
Jede Nacht überträgt Fable Data die Transaktionsdaten ans IDSC, wo der Index kontinuierlich aktualisiert wird. Die Ergebnisse stehen monatlich für Wissenschaft, Politik, Medien und die interessierte Öffentlichkeit kostenfrei zur Verfügung.
Konsum und Arbeitsmarkt
Der private Konsum macht mehr als die Hälfte des deutschen Bruttoinlandsprodukts aus und steht in einer Wechselwirkung mit Wirtschaftswachstum und Arbeitsmarkt: Steigender Konsum fördert das Wirtschaftswachstum, was die Nachfrage nach Arbeitskräften erhöht, die Löhne steigen lässt und das Verbrauchervertrauen stärkt, was zu einem weiteren Anstieg des Konsums führt. Umgekehrt kann sinkender Konsum das Wachstum bremsen, die Arbeitsnachfrage senken, Löhne unter Druck setzen und letztlich das Verbrauchervertrauen und die Ausgaben weiter reduzieren.
Folgende Aspekte verdeutlichen diese Interdependenz:
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- Jobsicherheit: Beschäftigte mit sicherem Arbeitsplatz geben eher Geld aus, während die Angst vor Jobverlust die Sparneigung erhöht und die Konsumausgaben senkt.
- Lohnentwicklung: Steigende Löhne fördern Ausgaben für nicht lebensnotwendige Güter, während stagnierende oder fallende Löhne die Kaufkraft und damit den Konsum begrenzen.
- Arbeitslosigkeit: Einkommensverluste durch Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung führen unmittelbar zu einer Reduktion der Ausgaben.
- Beschäftigungsstruktur: Ein hoher Anteil besser bezahlter Jobs begünstigt einen stärkeren Konsum, während ein großer Niedriglohnsektor ihn einschränkt.
Korrelation mit Eurostat-Daten zu Konsumausgaben
Der IZA/Fable SWIPE-Konsumindikator korreliert stark mit den offiziellen vierteljährlichen Konsumausgaben-Daten von Eurostat, wie die nachstehende Grafik zeigt. Da der SWIPE-Indikator jedoch nahezu in Echtzeit aktualisiert und monatlich veröffentlicht wird, kann er zur frühzeitigen Einordnung von Konsumtrends herangezogen werden.
Funktionsweise
Der Indikator registriert monatliche Kreditkartenausgaben und vergleicht sie mit den Ausgaben desselben Monats im Vorjahr, um saisonale Schwankungen zu berücksichtigen. Für eine möglichst hohe Aussagekraft werden nur die Konsumausgaben von Personen verglichen, die in beiden Zeiträumen ihre Kreditkarte genutzt haben.
Hinweise zur Interpretation des Index:
- Positive Werte weisen auf ein Wachstum der Konsumausgaben im Jahresvergleich hin. Jeder Wert über Null signalisiert also einen positiven Trend.
- Negative Werte deuten auf einen Rückgang der Ausgaben und somit eine wirtschaftliche Abschwächung hin.
- Ein Aufwärtstrend zeigt steigende Ausgaben an, während ein Abwärtstrend auf eine Verlangsamung hinweist.
Die vorläufigen Werte werden etwa zur Monatsmitte veröffentlicht; die endgültigen Daten folgen zwei bis drei Tage nach Monatsende.
Der IZA/Fable SWIPE Konsumindikator ist hier online abrufbar und steht allen Interessierten zur Einbindung in die eigene Website offen (siehe beispielhafte Darstellung unten). Eine Erweiterung um Daten für Großbritannien und Frankreich ist geplant.