Die Entwicklung kognitiver Fähigkeiten im frühen Kindesalter wirkt sich langfristig auch auf die späteren Arbeitsmarktchancen aus. Darüber herrscht bei Experten weitgehend Einigkeit. Umstritten bleibt jedoch, inwieweit die frühzeitige Betreuung in öffentlichen Kindertagesstätten der Entwicklung des Kindes förderlich und der Betreuung daheim vorzuziehen ist.
Wollen oder können sich die Mütter (bzw. Väter) keine ausgedehnte Babypause vom Job leisten, ihr Kind aber auch nicht frühzeitig in eine externe Betreuungseinrichtung geben, greifen sie häufig auf die Großeltern zurück. Wie sich diese innerfamiliäre Alternative im Vergleich zu „professioneller“ Betreuung auf die kognitive Entwicklung der Kinder auswirkt, untersuchen Daniela Del Boca, Daniela Piazzalunga und Chiara Pronzato in einem aktuellen IZA-Diskussionspapier.
Die Ökonominnen nutzten umfangreiche Daten zu rund 10.000 britischen Kindern, die 2000 und 2001 geboren wurden. Dabei stellten sie fest: Dreijährige, die von den Großeltern betreut werden, können Gegenstände besser benennen als Altersgenossen in Kindertagesstätten. Dieser Vorsprung nimmt jedoch bis zum Vorschulalter ab. Die Kita-Kinder schneiden besser ab, wenn es um konzeptionelles Denken, Problemlösungen, mathematische Grundlagen und räumliches Vorstellungsvermögen geht. Insgesamt wirkten sie „reifer“.
Die Durchschnittsbetrachtung verwischt allerdings deutliche Unterschiede je nach sozioökonomischem Hintergrund der Kinder. So ist der genannte positive Effekt großelterlicher Betreuung in einkommensstärkeren, gebildeteren Haushalten ausgeprägt, während die Nachteile gegenüber öffentlicher Kinderbetreuung fast ausschließlich in sozial schwachen, „bildungsfernen“ Elternhäusern zum Tragen kommen. Die Ergebnisse sprechen dafür, benachteiligten Kindern frühzeitige Förderung mit dem Ziel späterer Chancengleichheit zu ermöglichen.