Produzieren, konsumieren, wegwerfen – dieser Dreiklang steht für das Erfolgsmodell der industriellen Revolution, das Wohlstand und Beschäftigung weltweit geschaffen hat und schafft. Doch die Ressourcen sind endlich, der Klimawandel lässt sich nicht leugnen und Umweltzerstörung führt letztlich zur Zerstörung unserer Lebensgrundlagen.
Beispiel Mobilität: Ein Auto rohstoffintensiv als Abgasschleuder zu bauen, dabei viel Abfall zu produzieren, es als Eigentümer die meiste Zeit ungenutzt in der Garage stehen zu lassen, um es dann am Ende der Laufzeit zum Schrotthändler zu bringen, schafft Wachstum und Arbeitsplätze. Umweltschonend ist es nicht. Und ein copy-and-paste Modell für Milliarden von Menschen ist es auch nicht.
Eine Kreislaufwirtschaft setzt dagegen auf effiziente Ressourcennutzung. Bereits bei der Konstruktion wird der gesamte Lebenszyklus eines Autos mitgedacht. Gedanklich landet man dann bei selbstfahrenden Elektroautos, die kaum Lärm verursachen und emissionsfrei wesentlich länger fahren als herkömmliche Fahrzeuge. Der Nutzungsgrad lässt sich erhöhen, indem sich mehr Menschen ein Auto teilen (car-sharing) und mehr Menschen ein Auto gleichzeitig nutzen (ride-sharing). Somit kann mit weniger Autos die gleiche Mobilität in Kilometer erreicht werden. Das ist umweltschonend und schon eher ein Exportmodell für Milliarden von Menschen, die zukünftig mobiler werden wollen.
Noch vor fünf Jahren waren solche Überlegungen Träumereien von Ökologen. Heute gibt es selbstfahrende Elektroauto (mit einer Teststrecke in Bayern), heute gibt es Apps, die Car Sharing ohne großen Aufwand ermöglichen, und heute existieren mit hohen Milliardenbeträgen am Markt bewertete Unternehmen, die Mobilität auf Kilometer-Basis statt Autos anbieten. Uber und BlaBlaCar stehen exemplarisch für diese Entwicklung.
Die Kreislaufwirtschaft erlebt derzeit einen Boom. Sie gehört zu den am schnellsten wachsenden Bereichen der Wirtschaft. Gründe dafür sind die digitale Revolution, veränderte Präferenzen und pfiffige Unternehmer. Das über Apps auf Smartphones schnell verfügbare mobile Internet lässt die Anbieter und Nachfrager von Mobilität ohne großen Aufwand schnell zusammenkommen. Auch hat die Bereitschaft von Menschen, im eigenen Auto Unbekannte gegen Entgelt mitfahren zu lassen (Anbieter) bzw. auf das Eigentum an Autos zugunsten des Services von A nach B zu kommen zu verzichten (Nachfrager), deutlich zugenommen. Beide Entwicklungen haben insbesondere US-amerikanische Unternehmer dazu motiviert, mit Hilfe von Risikokapital das globale Ausrollen neuer Geschäftsmodelle zu versuchen – mit Erfolg.
Aber die sogenannte Sharing-Ökonomie ist nur ein Teil der Kreislaufwirtschaft: Rücknahme von gebrauchten Autos, um sie wieder auf Vordermann zu bringen, damit sie insgesamt länger genutzt werden können, ist ein lohnendes Geschäftsmodell (Remanufacturing). Recycling gehört ebenfalls dazu. In diesen Bereichen hinkt Europa im internationalen Wettbewerb nicht hinterher.
Aber ist in der neuen Kreislaufwirtschaft nicht weniger Wachstum und Beschäftigung zu erwarten? Eine neue Studie der Ellen Mac Arthur Foundation und McKinsey im Auftrag des Stiftungsfonds für Umweltökonomie und Nachhaltigkeit (SUN), an der Alexander Spermann, IZA-Direktor Arbeitsmarktpolitik Deutschland, beratend und koordinierend beteiligt war, bringt hier mehr Licht ins Dunkel. Sowohl die Auswertung von 65 Studien zum Thema Kreislaufwirtschaft als auch eine empirische Analyse mit einem allgemeinen Gleichgewichtsmodell deuten auf positive Wachstums- und Beschäftigungseffekte hin.
Im Bereich Mobilität könnte sogar eine dreifache Dividende realisiert werden, wenn eine „Stausteuer“ für Zeiten hoher Verkehrsbelastung eingeführt wird: Die klimaschädlichen CO2-Emissionen könnten zurückgehen, das Wachstum steigen und die Arbeitslosigkeit sinken.