Bei großen Firmenübernahmen oder Zusammenschlüssen beherrscht oft der damit einhergehende Stellenabbau die Schlagzeilen. Aus Unternehmenssicht stehen wiederum die erhofften Synergien und Wachstumschancen im Vordergrund. In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Britta Gehrke, Ernst Maug, Stefan Obernberger und Christoph Schneider, welche Veränderungen der personellen Strukturen sich hinter den blanken Zahlen verbergen. Dazu vergleichen sie über 1.000 fusionierte Unternehmen in Deutschland mit ähnlichen Unternehmen ohne Fusionshistorie.
Im Schnitt gehen in Zielunternehmen von Übernahmen 55,4 Prozent der Arbeitsplätze verloren, insbesondere durch komplette Schließungen. Zwar kommt es in den Käuferunternehmen zu Neueinstellungen, doch unterm Strich ergibt sich ein Stellenminus von mehr als sieben Prozent. Zwei Fünftel der betroffenen Beschäftigten werden arbeitslos oder nehmen einen geringer bezahlten Job an.
Die Nettozahlen verschleiern jedoch die hohe Fluktuation in Zuge der Neustrukturierung zusammengeschlossener Unternehmen. Zwei Jahre nach der Übernahme haben fusionierte Firmen 13,4 Prozent mehr Beschäftigte verloren als vergleichbare Unternehmen ohne Fusionserfahrung. Etwa die Hälfte dieser Abgänge wird durch Neueinstellungen ersetzt, die jedoch vor allem in den Käuferunternehmen stattfinden, während Entlassungen überwiegend Zielunternehmen treffen.
Die Studie zeigt, dass ausscheidende Beschäftigte durch ähnlich qualifizierte Neuzugänge ersetzt werden, die im Schnitt über einen etwas höheren Bildungsabschluss verfügen, jedoch rund vier Jahre jünger sind als ihre Vorgänger und etwa elf Prozent weniger verdienen. Unternehmen sparen also Lohnkosten, indem sie bei den Neueinstellungen auf weniger erfahrenes Personal setzen. Daraus ergibt sich eine tendenziell hierarchischere Management-Struktur.
Auch der unternehmensinterne Arbeitsmarkt wächst in Form von 3,5 Prozent mehr Personalwechseln zwischen einzelnen Betriebsstätten, überwiegend in Richtung des Käuferunternehmens, aber zum Teil auch innerhalb der Betriebe. Dennoch machen interne Jobwechsel nur ein Viertel der Gesamtfluktuation aus und finden vor allem in hierarchischeren Unternehmen statt.
Insgesamt ergänzen sich die fusionierten Unternehmen vor allem dadurch, dass die Zielunternehmen zusätzliche Wachstumschancen bieten und die Käuferunternehmen das organisatorische Knowhow einbringen. Die Kostenersparnis durch Fusionen resultiert also nicht nur aus einem reinen Stellenabbau, sondern auch aus der effizienteren Verteilung personeller Ressourcen im Unternehmen sowie einer Verjüngung der Belegschaft, die oft mit stärker hierarchisch aufgebauten Management-Strukturen einhergeht.