Das schlechte Abschneiden bei der PISA-Studie führte im Jahr 2000 zu heftigen Diskussionen über das deutsche Schulsystem und lieferte den Anstoß für zahlreiche politische Reformen in den Ländern. Unter anderem durch mehr Standardisierung, Zentralisierung und Evaluierung, aber auch mehr Autonomie für Schulen ist es gelungen, das durchschnittliche schulische Leistungsniveau zu steigern und zugleich das soziale Gefälle zu verringern. Dazu beigetragen haben auch die Förderung der frühkindlichen Bildung sowie die faktische Abschaffung der stigmabehafteten Hauptschulen. Dennoch hängt der individuelle Bildungserfolg in Deutschland weiterhin stark vom Elternhaus ab.
Maddalena Davoli und Horst Entorf von der Goethe-Universität Frankfurt fassen die Entwicklung in einem aktuellen IZA Policy Paper zusammen und bewerten die Reformeffekte.
Während die Lücke zwischen Kindern von Eltern mit hohem bzw. geringem Bildungsniveau noch 2009 deutlich über dem Durchschnitt der OECD-Länder lag, ist sie seit 2012 in den drei Kompetenzbereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften unter den OECD-Durchschnitt gefallen.
Überdurchschnittlich groß bleibt im internationalen Vergleich hingegen das Bildungsgefälle bei Schülern mit Migrationshintergrund.
Die Autoren machen dafür in erster Linie mangelnde Sprachkenntnisse verantwortlich, die in vielen Fällen dem Wechsel aufs Gymnasium entgegenstehen. Die frühe Aufteilung auf die weiterführenden Schulformen trägt laut Studie dazu bei, dass dieser Rückstand meist nur schwer aufzuholen sei.
Auch wenn sich der aufrüttelnde Effekt des PISA-Schocks für Deutschland als durchaus hilfreich erwiesen hat, weisen die Autoren auf zahlreiche kritische Stimmen gegenüber dieser Art von Leistungsvergleich hin. Die Institution Schule würde dadurch zunehmend aus rein ökonomischer Sicht im Sinne ihrer arbeitsmarktvorbereitenden Funktion betrachtet. So sagten die Ergebnisse nichts darüber aus, ob es gelänge, Schüler zu mündigen Bürgern zu erziehen, demokratische Werte zu vermitteln und moralisches Handeln zu fördern.