Wer in den USA einen Uni-Abschluss anstrebt und weder ein Stipendium noch ein wohlhabendes Elternhaus im Rücken hat, muss sich oft hoch verschulden. Steigende Kosten bei sinkender staatlicher Unterstützung für öffentliche Hochschulen verschärfen das Problem. Bildungsexperten suchen daher nach kreativen Lösungen, das Studium insgesamt erschwinglicher zu gestalten und dabei zukunftsträchtige Studienfächer, etwa im MINT-Bereich, besonders zu fördern.
Bislang fehlt es jedoch an detaillierten Informationen über Höhe und Zusammensetzung der Bildungskosten sowie die Unterschiede zwischen Universitäten und Fachbereichen. Diese Lücke füllt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Steven Hemelt, Kevin Stange, Fernando Furquim, Andew Simon und John Sawyer. Die Autoren bieten den bislang umfassendsten Überblick über die Kosten der universitären Ausbildung in 20 Fachbereichen an US-Hochschulen.
Die Analyse zeigt, dass die Kosten pro Unterrichtseinheit stark variieren. Beispielsweise ist Elektrotechnik doppelt so teuer wie Anglistik, Mathematik hingegen um 22 Prozent günstiger. Prinzipiell sind berufsvorbereitende Studiengänge (z.B. Betriebswirtschaftslehre) und Abschlüsse mit guten Gehaltsaussichten (z.B. Medizin und Ingenieurswesen) teurer zu unterrichten als die Sozial- und Geisteswissenschaften.
Hauptkostentreiber sind die Gehälter für Professoren und Lehrpersonal, in Kombination mit geringen Klassengrößen. Beispielsweise verdienen VWL-Professoren im Durchschnitt mehr als ihre Anglistik-Kollegen, doch die Unterschiede in den Studierendenzahlen pro Lehrkraft gleichen einen Teil der Differenz wieder aus. Materialkosten etwa für Labore oder der Umfang der Lehrverpflichtung für Professoren fallen in der Gesamtbetrachtung kaum ins Gewicht.
Die Studie liefert zudem einen Überblick über die Kostenstruktur im Zeitverlauf. So sind die Kosten für einige MINT-Bereiche wie Maschinenbau, Chemie oder Biologie entgegen dem allgemeinen Trend sogar zurückgegangen, da die Studierendenzahlen pro Lehrkraft zugenommen haben, die Professoren mehr unterrichten müssen und zugleich der Anteil an geringer entlohnten Aushilfslehrkräften gestiegen ist. In anderen Bereichen, darunter auch die Wirtschaftswissenschaften, ist das Gegenteil der Fall.
Von Politikern und Bildungsexperten wird häufig der Ausbau von Online-Kursangeboten als kostengünstigere Alternative zum Präsenzstudium gefordert. Die Analyse von Hemelt und Koautoren zeigt jedoch, dass solche Programme nicht nur bislang wenig verbreitet sind, sondern sich auch kaum kostendämpfend auswirken.
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