Die Energiewende in Deutschland – ein heftig debattiertes Thema. Nur eins scheint bisher festzustehen: Für Unternehmen und Verbraucher kann sie sehr teuer werden. Doch hat eine saubere Luft nicht auch einen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wert? Können die Ausgaben für nachhaltige Technologien an anderer Stelle vielleicht wieder eingespart werden? Diesen Fragen gingen IZA-Programmdirektor Olivier Deschenes und seine Kollegen Michael Greenstone und Joseph Shapiro in einer aktuellen Studie nach. Im Fokus der Analyse: das „NOx Budget Trading Program“, das von 2003 bis 2008 in 20 US-Bundesstaaten in Kraft war, um die Ozonbelastung zu senken.
Im Zuge des Programms installierte die US-Umweltschutzbehörde einen Emissionsmarkt: Jährlich legte sie eine Obergrenze für die Emissionen von NOx fest – Stickoxide, die für die Entstehung von bodennahem, gesundheitsschädlichem Ozon hauptverantwortlich sind. Die Behörde erlaubte den 2.500 beteiligten Kraftwerken und Industrieanlagen im Jahr 2004, als das Programm vollständig eingeführt war, 650.000 Tonnen jährlich auszustoßen. Zwischen 2005 und 2008 reduzierte sie die Deckelung auf 550.000 Tonnen. Die Werte galten nur für den Sommer, weil die Ozonwerte in der Luft dann am bedenklichsten sind. Stellvertretend für die Emissionsrechte vergab die Behörde Zertfikate, mit denen Unternehmen, die weniger Schadstoffe in die Luft bliesen, auf einem offenen Markt auch handeln konnten – ihr Preis wurde durch die Nachfrage bestimmt. Stieß ein Unternehmen mehr Schadstoffe aus als Zertifikate eingekauft wurden, zahlte es eine Strafe.
Das Programm erwies sich als äußerst effektiv: Die durchschnittliche Ozonbelastung sank um mehr als sechs Prozent. Die Zahl der Sommertage mit gefährlich hohen Ozonwerten ging sogar um rund ein Viertel zurück. Dank Investitionen in grüne Technologien sank der NOx-Ausstoß zu Beginn des zweiten Sommers praktisch über Nacht um 35 Prozent. Das schlug sich nicht zuletzt im Bedarf an Asthma-Medikamenten nieder: Die Gesamtausgaben für Arzneimittel sanken um 1,9 Prozent – das entspricht rund 900 Millionen Dollar jährlich. Eine ebenso hohe Summe kommt noch hinzu, wenn man den „ökonomischen Wert“ des menschlichen Lebens mit einrechnet. Denn in den am NOx-Programm beteiligten Regionen gab es pro Sommer im Schnitt 2.200 weniger Todesfälle als sonst, insbesondere in der Altersgruppe über 75 Jahren. Fazit der Studie: Der gesellschaftliche Nutzen des Luftreinhaltungsprogramms überstieg die Kosten der Emissionsverringerung um mehr als das Doppelte.