Der Trend zur Digitalisierung und Automatisierung von Produktionsprozessen droht die Arbeitskräfte der Zukunft erneut zu „Leibeigenen“ der Maschinenbesitzer zu machen. Davor warnt Harvard-Ökonom Richard Freeman in einem Beitrag für „IZA World of Labor“. Seine Lösung: Die Beschäftigten müssen in die Lage versetzt und ermutigt werden, Beteiligungen an den Unternehmen und ihren Technologien zu erwerben.
Bislang hat sich die Furcht vor dem technologischen Wandel stets als unbegründet herausgestellt. Es entstanden immer neue Arbeitsplätze und ganze Berufsbilder. Durch modernste Technologien gerieten künftig aber auch Hochqualifizierte zunehmend unter Druck, so Freeman. Damit die Arbeitnehmer von den Technologien profitieren, die sie zu ersetzen drohen, müssten sie deren Miteigentümer werden. Zugleich würde dies die Akzeptanz des Einsatzes von Robotern steigern, was zu einem produktiveren Miteinander von Mensch und Maschine führen würde. Davon würden auch die Unternehmen profitieren, ist Freeman überzeugt.
Um dieses Ziel zu erreichen, müsse jede Nation die zu ihrer jeweiligen Wirtschaftskultur passende Strategie entwickeln. Beispielsweise könnten bestehende Modelle der Mitarbeiterbeteiligung ausgeweitet werden. Entlohnungsmodelle könnten mehr kapitalbezogene Elemente beinhalten, etwa in Form von Aktienoptionen oder vergünstigten Unternehmensanteilen. Auch die Gründung von Arbeitnehmerstiftungen sind für Freeman ebenso denkbar wie staatlich geförderte Modelle der Mitarbeiterbeteiligung. Solche Lösungen seien einer reinen Umverteilung über das Steuer- und Transfersystem vorzuziehen.
Lesen Sie auch den Vorab-Bericht in der Süddeutschen Zeitung (30.04.2015).
Der Artikel sorgte auch international für Furore, beispielsweise in der spanischen Zeitung El Mundo.