Wer länger in die Schule geht, wird seltener straffällig. Dafür gibt es zwei mögliche Erklärungen: Zum einen reduziert eine längere Verweildauer im Bildungssystem die Freizeit, also auch die Gelegenheiten zum Begehen von Straftaten. Zum anderen verbessert ein höheres Bildungsniveau langfristig die Arbeitsmarktaussichten, was die Kriminalitätsneigung ebenfalls senken dürfte. Wissenschaftlich kaum untersucht ist bislang das relative Ausmaß dieser Effekte.
In einem aktuellen IZA-Forschungspapier schauen sich Brian Bell, Rui Costa und Stephen Machin daher beide Mechanismen in Kombination an. Die Forscher analysieren die Auswirkungen einer Reihe von Reformen zur Verlängerung der Schulpflicht in verschiedenen US-Bundesstaaten. Die Studie zeigt, dass es infolge der Reformen nicht nur in der unmittelbar betroffenen Altersgruppe zu weniger Festnahmen kam, sondern dass in dieser Gruppe auch auf längere Sicht die Kriminalitätsneigung abnahm.
Allerdings lassen sich die Langfristeffekte im Gegensatz zu früheren Studien nicht durch bessere Arbeitsmarkteignung erklären, denn Bildungsniveau und Lohnaussichten waren durch die längere Schulpflicht nicht nennenswert gestiegen. Die Autoren führen den Kriminalitätsrückgang daher vorrangig auf einen Effekt zurück, den sie als „dynamic incapacitation“ bezeichnen – vereinfacht gesagt: Wer in jungen Jahren weniger Gelegenheit hat, mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen, gerät auch später nicht so leicht auf die schiefe Bahn.