Nach Massenentlassungen haben Frauen vergleichsweise größere Schwierigkeiten, erneut auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Das zeigt ein IZA-Forschungspapier von Hannah Illing, Johannes Schmieder und Simon Trenkle auf Basis einer Stichprobe von 80.000 Beschäftigten. Um größtmögliche Vergleichbarkeit zu gewährleisten, konzentrieren sich die Forscher auf Beschäftigte mit sehr ähnlichen Berufsmerkmalen.
Der Analyse zufolge verdienen Frauen innerhalb von fünf Jahren nach einer Massenentlassung im Durchschnitt rund 35 Prozent weniger als zwei Jahre vor dem Jobverlust, während die Einbußen von Männern im selben Zeitraum nur bei etwa 26 Prozent liegen. Dieser Gender Gap vergrößert sich, je weiter der Jobverlust zurückliegt, da sich die Arbeitseinkommen von Männern schneller wieder „erholen“.
Auch vollzeitbeschäftigte Frauen verlieren mehr
Mit Blick auf verschiedene Ursachen für die höheren Lohn- und Verdienstausfälle von Frauen finden die Forscher einen Teil der Erklärung darin, dass Frauen nach Entlassungen häufiger Teilzeitstellen oder Minijobs annehmen. Doch auch bei vollzeitbeschäftigten Frauen fallen die Lohneinbußen im Anschlussjob um fünf Prozentpunkte (50 Prozent) höher aus als bei Männern.
Ein Grund dafür ist, dass Frauen häufiger längerfristig in Betriebe mit geringeren Verdienstaussichten wechseln, was etwa ein Viertel der geschlechtsspezifischen Lohnlücke nach Jobverlust erklärt. Aber auch die familiäre Situation hat einen maßgeblichen Einfluss: Mütter von Kleinkindern erleiden die größten Einbußen, Väter die geringsten Lohn-, Arbeitszeit- und Einkommensrückgänge.
Die Studie untersucht darüber hinaus den möglichen Einfluss von Unterschieden in Arbeitsangebot und -nachfrage. Informationen zur präferierten Beschäftigung, die Jobsuchende gegenüber der Arbeitsagentur angeben, deuten auf eine wichtige Rolle des Arbeitsangebots hin: Frauen suchen mit einer um 11-13 Prozentpunkte geringeren Wahrscheinlichkeit ausschließlich nach einer Vollzeitstelle, obwohl die meisten von ihnen vor dem Jobverlust Vollzeit arbeiteten. Dennoch kann die Studie nicht ausschließen, dass auch nachfrageseitige Faktoren, etwa Diskriminierung von Frauen bzw. Müttern durch Arbeitgeber, zum Tragen kommen.