Während der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der Unternehmen in Deutschland, die Homeoffice-Möglichkeiten anbieten, auf rund 50 Prozent verdoppelt. Auch wenn viele Betriebe inzwischen wieder eine regelmäßigere Büropräsenz einfordern, können viele Beschäftigte weiterhin zumindest teilweise von zu Hause arbeiten.
Dass daher heute längere Arbeitswege in Kauf genommen werden als in der Vergangenheit, liegt auf der Hand. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Sena Coskun, Wolfgang Dauth, Hermann Gartner, Michael Stops und Enzo Weber hat den Zusammenhang zwischen Homeoffice-Möglichkeiten und Pendeldistanzen nun erstmals wissenschaftlich belegt.
Die Forschenden entwickelten zunächst einen „Homeoffice-Potenzial-Indikator“, der abbildet, inwieweit sich die jeweilige berufliche Tätigkeit für mobiles Arbeiten eignet. So erlauben beispielsweise die meisten Bürojobs eine gewisse räumliche Flexibilität, während etwa Pflegeberufe an einen festen Arbeitsort gebunden sind.
Die Analyse umfangreicher Daten zu individuellen Erwerbsverläufen zeigt: In Jobs mit hohem Homeoffice-Potenzial ist die Distanz zwischen Wohn- und Arbeitsort seit 2021 deutlich gestiegen (siehe Abbildung).
Ausschlaggebend dafür sind vor allem neu angenommene Arbeitsstellen, die im Schnitt weiter vom Wohnsitz entfernt liegen als früher. Aber auch Beschäftigte in bestehenden Jobs sind zum Teil weiter vom Unternehmensstandort weggezogen.
Der Effekt konzentriert sich überwiegend auf größere Städte, was darauf hindeutet, dass die angespannten Wohnungsmärkte den Trend zu längeren Pendelstrecken vorantreiben. Sollte sich die Entwicklung fortsetzen und Unternehmen mit Homeoffice-Option ihr Einzugsgebiet für gesuchte Fachkräfte weiter ausdehnen, könnten ländliche Regionen mit bezahlbarem Wohnraum an Attraktivität gewinnen.