In seinem Jahresgutachten vom November erwartete der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung für 2021 ein Wachstum des realen Bruttoinlandsproduktes von 3,7 Prozent nach einem Rückgang um 5,1 Prozent im laufenden Jahr.
Darauf werde der erneute Lockdown voraussichtlich keine massiven Auswirkungen haben, so der Vorsitzende des Sachverständigenrates, Lars P. Feld, im IZA-Vortrag am 1. Dezember. Die Industrieproduktion sei weit weniger stark betroffen als im Frühjahr und profitiere von weitgehend robusten Märkten in China und den USA.
Die Maßnahmen der Bundesregierung zur Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie seien in großen Teilen richtig und wirksam gewesen. Kritisch sieht Feld die Erhöhung des Lohnersatzes im Rahmen des Kurzarbeitergeldes von 60 Prozent auf 80 Prozent, die im Missverhältnis zum deutlich geringeren Arbeitslosengeld stehe und daher potenziell problematische Anreize setze.
Die konjunkturpolitischen Maßnahmen der Bundesregierung – insgesamt mehr Licht als Schatten.
Zudem sei die Senkung der Mehrwertsteuer eine „teure, wenig zielgerichtete Maßnahme“, von der primär Wohlhabende profitierten, die sich größere Anschaffungen leisten könnten. In einer Umfrage hätten nur 11 Prozent der Befragten angegeben, ihren Konsum zu steigern oder für später geplante Ausgaben ins laufende Jahr vorzuziehen.
Um Unternehmen die Möglichkeit zu geben, ihre Verluste im kommenden Jahr mit Gewinnen von 2019 zu verrechnen, schlägt Feld eine zeitliche Ausweitung des steuerlichen Verlustrücktrages auf zwei Jahre vor. Sinnvoll sei zudem eine Senkung der Energiesteuer, um einen konjunkturellen Impuls zu setzen und gerade auch Geringverdiener zu entlasten.
Längerfristig müssten besonders Innovationen und Forschung in den Bereichen Digitalisierung und Infrastruktur sowie im Kampf gegen den Klimawandel gefördert werden, um das Wachstum nachhaltig anzuregen. Ein starkes Wachstum sei auch der Schlüssel zum Abbau der Staatsverschuldung nach der Pandemie. Steuererhöhungen seien das falsche Mittel, da sie das Wachstum eher hemmen würden.
Hier der komplette Vortrag mit anschließender Fragerunde als Video:
Weitere Infos zur IZA-Forschung „Corona-Krise und Arbeitsmarkt“: covid-19.iza.org