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IZA – Institute of Labor Economics

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Mark Fallak

Expertenkommission Forschung und Innovation stellt Jahresgutachten vor

February 19, 2020 by Mark Fallak

Heute hat die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) ihr diesjähriges Gutachten an Bundeskanzlerin Angela Merkel überreicht. Die Kommission analysiert die Strukturen, Trends, Leistungsfähigkeit und Perspektiven des deutschen Forschungs- und Innovationssystems im internationalen Vergleich und erarbeitet Handlungsempfehlungen zu dessen Weiterentwicklung.

Neben aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen mit Blick auf die Umsetzung der Hightech-Strategie 2025 sowie Aktivitäten von Bund und Ländern im Bereich der Wissenschaftspolitik widmet sich das Gutachten drei Schwerpunktthemen:

Innovationsstandort Ostdeutschland – 30 Jahre nach der Wiedervereinigung: Auch wenn sich die Innovationstätigkeit ostdeutscher Unternehmen an diejenige westdeutscher Unternehmen angeglichen hat, besteht noch Aufholbedarf bei der Aufnahme von Innovationsaktivitäten und der Einführung von Innovationen in den Markt. Die Expertenkommission empfiehlt, Unternehmen ohne Forschung und Entwicklung stärker in die Forschungs- und Innovationsförderung zu integrieren und bei der Markteinführung von Innovationen zu unterstützen.

  • Pressemitteilung: „Ost- und westdeutsche Unternehmen weitgehend auf Augenhöhe“

Cybersicherheit: Cyberbedrohungen haben negative Auswirkungen auf die Innovationstätigkeit von Unternehmen. Daneben ist Cybersicherheit selbst Gegenstand von Innovationsaktivitäten. Gemessen an der Zahl angemeldeter Patente liegt Deutschland deutlich hinter den USA, China oder Japan. Nach Einschätzung der Expertenkommission sollte die Bundesregierung insbesondere die Vermittlung von Cybersicherheitskenntnissen vorantreiben, digitale Infrastrukturen sichern, F&I-Aktivitäten in der Cybersicherheit fördern sowie kleine und mittlere Unternehmen bei der Umsetzung von Cybersicherheitsmaßnahmen unterstützen.

  • Pressemitteilung: „Cyber-Angst lähmt Innovation“

Wissens- und Technologieaustausch: In Deutschland besteht die Sorge, dass es beim Wissens- und Technologieaustausch mit China zu einem einseitigen Abfluss von Know-how und damit zu einer Schwächung der wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Deutschlands kommt. Um dem vorzubeugen, sollte sich die Bundesregierung laut Expertenkommission für gleiche Wettbewerbsbedingungen bei Direktinvestitionen einsetzen, Übernahmen im Bereich sensibler Technologien sorgsamer prüfen und die China-Kompetenz in Deutschland verbessern.

Nach Einschätzung der Expertenkommission braucht ein produktiver wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Austausch mit China Köpfe, die mit der chinesischen Sprache und Kultur gut vertraut sind, aber auch die Märkte, institutionellen Rahmenbedingungen und politischen Strukturen dort gut kennen. „Eine solche umfassende China-Kompetenz ist in Deutschland bisher aber kaum anzutreffen“, kritisiert IZA-Forschungsdirektor Holger Bonin, der Mitglied der Expertenkommission ist. Dieser Mangel betreffe Wissenschaft und Wirtschaft, sei jedoch von großen Unternehmen häufig leichter zu bewältigen als von kleinen und mittleren Unternehmen sowie von Hochschulen.

  • Pressemitteilung: „Deutschland braucht mehr China-Kompetenz“

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Das vollständige Gutachten steht auf der EFI-Homepage zum Download bereit.

Filed Under: IZA News Tagged With: China, cybersecurity, Germany, innovation, research, reunification, technology

Wirtschaftskrisen schaden der Gesundheit langfristig

February 17, 2020 by Mark Fallak

Der persönliche Lebenserfolg hängt nicht nur von eigener Anstrengung ab, sondern in hohem Maße von glücklichen Umständen. Dazu zählt neben dem Elternhaus auch die gesamtwirtschaftliche Lage während wichtiger Lebensphasen – von der frühen Kindheit bis zum Arbeitsmarkteinstieg. Zwei aktuelle IZA-Forschungspapiere liefern neue Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Folgen von Wirtschaftskrisen während dieser Phasen.

Hochschulabsolventen in Rezessionen sterben früher

Dass der Arbeitsmarkteinstieg in Krisenzeiten zu langfristigen Einkommensnachteilen führt, ist bereits vielfach belegt (ein Beitrag für die IZA World of Labor fasst den Forschungsstand zusammen). Eine neue Studie von Hannes Schwandt und Till von Wachter zeigt jetzt erstmals anhand von umfangreichen Daten aus den USA, dass damit auch ein deutlich erhöhtes Sterblichkeitsrisiko in mittlerem Alter einhergeht.

Die Autoren untersuchten den Werdegang von Geburtenjahrgängen, die während der US-Wirtschaftskrise in den frühen 1980er Jahren in den Arbeitsmarkt einstiegen. Unter Berücksichtigung anderer möglicher Einflussfaktoren ergab der Vergleich mit anderen Jahrgängen, dass die von der Rezession betroffenen Berufseinsteiger eine höhere Sterblichkeit aufwiesen. Wie die Grafik veranschaulicht, setzt der Effekt bereits mit Ende 30 ein und nimmt bis zum Alter von 50 Jahren noch deutlich zu.

Ausschlaggebend war das vermehrte Auftreten von Herzkrankheiten, Lungenkrebs, Leberschäden und Drogenmissbrauch. Auch auf die familiäre Konstellation wirkte sich das „Pech“ des ungünstigen Arbeitsmarkteinstiegs aus: Die Betroffenen waren mit höherer Wahrscheinlichkeit unverheiratet oder geschieden und blieben häufiger kinderlos.

Mehr Risikogeburten in Krisenzeiten

Schwere Rezessionen bedeuten auch für werdende Mütter oft wirtschaftliche Nöte. Darunter leidet  nach den Erkenntnissen von Mevlude Akbulut-Yuksel, Seyit Mumin Cilasun und Belgi Turan die Säuglingsgesundheit, insbesondere in einkommensschwachen Familien.

Um den Effekt messen zu können, nutzt die Studie Daten aus der Türkei für den Zeitraum 2001-2008, als das Land eine Wirtschaftskrise durchlief, von der einzelne Regionen unterschiedlich betroffen waren. So konnten die Forscher die regionale Wirtschaftslage berücksichtigen und die in Krisenzeiten geborenen Kinder mit ihren Geschwistern vergleichen.

Die Analyse zeigt, dass in der Wirtschaftskrise der Anteil an Frühgeborenen und Säuglingen mit geringem Geburtsgewicht anstieg, was früheren IZA-Studien zufolge langfristige negative Effekte auf Bildungserfolg, Einkommen und Gesundheit im Erwachsenenalter hat.

Filed Under: Research Tagged With: birth, crisis, labor market entry, mortality, recession

Positive Berichterstattung fördert die Steuermoral

February 12, 2020 by Mark Fallak

Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute, weil sie stärkere Reaktionen bei den Menschen hervorrufen. Das gilt auch für die mediale Berichterstattung zu wirtschafts- und haushaltspolitischen Themen: Fälle von Steuerverschwendung eignen sich eher für eine Schlagzeile als Erfolgsmeldungen über eine gesellschaftlich faire und wirtschaftlich effiziente Verwendung von Staatsausgaben.

Diese „Negativitätsverzerrung“ untergräbt nicht nur das Vertrauen in die Politik, sondern wirkt sich auch auf die Bereitschaft zur Steuerehrlichkeit aus, wie ein tschechisch-italienisches Forscherteam in einem Laborexperiment bestätigt hat. Die Studie von Miloš Fišar, Tommaso Reggiani, Fabio Sabatini, and Jiří Špalek ist als IZA-Forschungspapier erschienen.

In dem Experiment konnten 240 Probanden mit dem Lösen verschiedener Aufgaben Geld verdienen. Von ihrem anschließend selbst deklarierten Einkommen wurden Steuern einbehalten, die allen Versuchsteilnehmern zugute kamen. Gaben die Teilnehmer ihr persönliches Einkommen falsch an, bestand ein geringes Risiko, im Rahmen einer „Steuerprüfung“ erwischt zu werden und Strafzahlungen leisten zu müssen.

Positivere Wahrnehmung der Rolle des Staates

Während des Experiments bekamen die Teilnehmer auf ihren Bildschirmen reale Nachrichtenmeldungen eingeblendet. Eine zufällig ausgewählte Teilnehmergruppe erhielt negative Meldungen (z.B. zum Haushaltsdefizit oder zur mangelnden Effizienz im öffentlichen Dienst), eine weitere Gruppe bekam positive Nachrichten (z.B. zur staatlichen Wohnungsförderung). Der dritten Gruppe wurden neutrale Nachrichten ohne wirtschaftspolitische Relevanz angezeigt (z.B. zu einer Hundeschau).

Die Auswertung zeigt, dass positive Meldungen die Bereitschaft zur vollständigen Versteuerung des erzielten Einkommens im Schnitt um 23 Prozentpunkte steigerten. Im Vergleich zu neutralen Nachrichten hatte negative Berichterstattung kaum Einfluss auf die Steuermoral. Die Autoren sehen darin eine Bestätigung, dass negative Meldungen zur staatlichen Ausgabenpolitik eher als „Normalfall“ wahrgenommen werden.

Gelänge es, diese „Spirale des Zynismus“ durch mehr gute Nachrichten zu durchbrechen, so die Forscher, könnte es zu einer positiven Rückkopplung kommen: Eine verbesserte Steuermoral würde den haushaltspolitischen Spielraum vergrößern und dadurch – im Idealfall – wiederum Anlass für weitere Erfolgsmeldungen bieten.

Filed Under: Research Tagged With: fiscal policy, media bias, tax compliance

Schüler überschätzen ihre eigene Leistung

February 7, 2020 by Mark Fallak

Menschen neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten zu überschätzen. Beispielsweise hält sich eine große Bevölkerungsmehrheit für besonders gute Autofahrer, und viele Manager verzocken sich durch übermäßiges Selbstbewusstsein – mit weitreichenden wirtschaftlichen Folgen. Aber auch für Schüler kann eine allzu optimistische Selbsteinschätzung langfristige Konsequenzen haben, wenn sie zu falschen Bildungsentscheidungen führt.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Matteo Bobba und Veronica Frisancho auf Basis eines groß angelegten Feldversuchs mit über 2.500 Neuntklässlern in Mexico City, wie die Schüler ihre Chancen beim anstehenden Eingangstest für die weiterführenden Schulen einschätzten und inwieweit sie ihr Selbstbild anpassten, wenn sie über ihr Abschneiden in einem Übungstest informiert wurden.

Vor und nach dem Übungstest, der inhaltlich eng an den offiziellen Eingangstest angelehnt war, mussten die Schüler angeben, welche Punktzahl sie mit welcher Wahrscheinlichkeit zu erreichen glaubten. Nur eine zufällig ausgewählte Gruppe von Schülern bekam das eigene Testergebnis mitgeteilt. So konnten die Forscher messen, welchen Einfluss das individuelle Leistungsfeedback auf die Selbsteinschätzung hatte.

Leistungsstärkere Schüler verarbeiten Feedback effektiver

Dabei zeigte sich zunächst, dass der Großteil der Schüler – insbesondere am unteren Rand des Leistungsspektrums – die eigenen Fähigkeiten im Vorfeld klar überschätzte. Nur acht Prozent der Schüler schnitten im Test besser ab als sie erwartet hatten.

Mit den Ergebnissen konfrontiert, gelangten die Schüler insgesamt zu einer deutlich realistischeren Selbsteinschätzung. Allerdings offenbarten sich große Unterschiede in der Fähigkeit, die Informationen über die eigene Leistung zu verwerten und zu internalisieren. Jungen gelang dies im Schnitt besser als Mädchen. Am effektivsten bei der Anpassung des Selbstbildes waren Schüler aus Familien mit höherem sozioökonomischem Status und von besseren Schulen.

So kann Leistungsfeedback zwar einerseits Selbstüberschätzung und damit verbundene Fehlentscheidungen reduzieren helfen, andererseits aber auch zur Verfestigung bestehender Ungleichheiten beitragen, wenn leistungsschwächere Schüler in geringerem Maße davon profitieren.

Filed Under: Research Tagged With: achievement, bias, feedback, overconfidence, self-perception, students

Schülerfeedback hat kaum Auswirkungen auf Lehrerverhalten

February 5, 2020 by Mark Fallak

Regelmäßige Rückmeldungen zur Performance von Mitarbeitern sind in vielen Organisationen gängige Praxis, um gute Leistungen zu honorieren und Verbesserungen anzustoßen. Auch im Bildungssystem erfreuen sich Feedback-Systeme wachsender Beliebtheit. Doch während an Universitäten die Evaluation von Professoren durch Studenten längst zum Alltag gehört, stößt die Idee des Schülerfeedbacks bei vielen Lehrern auf Skepsis.

Ein Forscherteam um IZA-Fellow Robert Dur von der Erasmus-Universität Rotterdam hat nun in einem großen Feldexperiment untersucht, inwieweit Lehrkräfte ihre Selbsteinschätzung und ihr Verhalten in Reaktion auf systematisches Schülerfeedback anpassen.

Dazu ließen sie die Schüler einer niederländischen Berufsschule rund zwanzig verschiedene Aspekte von Unterrichtsqualität und Lehrerverhalten bewerten. Nur ein zufällig ausgewählter Teil des Kollegiums bekam das eigene Ergebnis mitgeteilt. Zusätzlich mussten alle Lehrer vor dem Experiment und ein Jahr danach eine Selbsteinschätzung abgeben.

Die Analyse zeigt im Durchschnitt keinerlei Veränderung des Lehrerverhaltens als Folge des Schülerfeedbacks, gemessen an der Beurteilung durch den nachfolgenden Jahrgang. Allerdings kam es zu messbaren Verbesserungen bei Lehrkräften, die sich selbst im Vergleich zum Feedback der Schüler deutlich positiver beurteilt hatten. Die Lücke zwischen Selbst- und Fremdeinschätzung verringerte sich ebenfalls, jedoch nur in geringem Maße.

Während die beobachteten Veränderungen fast ausschließlich auf die Reaktionen weiblicher Lehrkräfte zurückzuführen waren, schienen ihre männlichen Kollegen vom Schülerfeedback gänzlich unbeeindruckt.

Den Autoren zufolge lässt sich daraus jedoch nicht ableiten, dass Schülerfeedbacks zur Verbesserung der Lehre prinzipiell ungeeignet seien. Denkbar sei beispielsweise, dass Feedbacks stärkere positive Effekte entfalten könnten, wenn sie regelmäßiger erfolgten oder mit zusätzlichen Anreizen für das Lehrpersonal, etwa in Form von Bonuszahlungen, verbunden wären.

Filed Under: Research Tagged With: evaluation, feedback, performance, students, teachers

Übermäßige Nutzung sozialer Medien schadet der Psyche von Teenagern

January 30, 2020 by Mark Fallak

Der Zusammenhang ist nicht neu: Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Jugendliche, die viel Zeit in den sozialen Medien verbringen, häufiger zu psychischen Problemen, emotionalem Stress und Verhaltensauffälligkeiten neigen. Allerdings sind die wenigsten Studien methodisch in der Lage, Ursache und Wirkung sauber voneinander zu trennen.

Zum einen könnten andere Einflussfaktoren wie Persönlichkeitsmerkmale oder familiärer Hintergrund gleichermaßen den Medienkonsum und die seelische Gesundheit beeinflussen. Zum anderen wäre ebenso denkbar, dass die Wirkung genau in die umgekehrte Richtung geht, wenn sich Teenager etwa aufgrund psychischer Probleme stärker in die Online-Welt zurückziehen.

Kausalität oder bloße Korrelation?

Um den Effekt des Medienkonsums weitestgehend von anderen Einflussfaktoren zu isolieren, nutzt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Paul McNamee, Silvia Mendolia und Oleg Yerokhin umfangreiche Daten einer britischen Längsschnitterhebung, für die rund 40.000 Haushalte sowie deren Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren regelmäßig befragt werden.

Dadurch können die Forscher nicht nur Veränderungen im Zeitverlauf ermitteln, sondern darüber hinaus gezielt Kinder miteinander vergleichen, die sich in diversen Merkmalen (Alter, Geschlecht, ethnischer Hintergrund, familiäre Situation, soziales Umfeld, Risikoverhalten etc.) ähneln, aber hinsichtlich der Mediennutzung unterscheiden.

Maßvolle Nutzung hat positive Effekte

Die Analyse zeigt, dass die sozialen Medien erst ab einer täglichen Nutzungsdauer von vier Stunden das Selbstwertgefühl signifikant verringern und Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite verstärken. Die psychische Gesundheit insgesamt verschlechtert sich auf einer Skala von 0 bis 8 und rund 0.5 Punkte. Mädchen sind davon stärker betroffen als Jungen, wobei der familiäre Hintergrund keine Rolle spielt.

Ein maßvoller Umgang mit den sozialen Medien (weniger als vier Stunden pro Tag) trägt hingegen positiv zur psychischen Gesundheit bei, insbesondere weil das Selbstbewusstsein und die subjektiv wahrgenommene Beliebtheit im Freundeskreis steigt. Die Forscher raten Eltern und Lehrern daher, soziale Medien nicht pauschal zu verteufeln, sondern die Kinder für die Risiken zu sensibilisieren und eine geeignete Balance zwischen Online- und Offline-Aktivitäten zu fördern.

Filed Under: Research Tagged With: mental health, peer pressure, social media, teenagers, well-being

Wie der Breitbandausbau den Arbeitsmarkt effizienter macht

January 27, 2020 by Mark Fallak

Über Online-Jobbörsen finden Unternehmen und Stellensuchende potenziell leichter zueinander. Inwieweit dadurch tatsächlich zusätzliche, höher entlohnte und stabilere Beschäftigung entsteht, ist jedoch bislang kaum erforscht. Denn die methodische Herausforderung besteht darin, den Effekt des Internetzugangs von anderen technologischen, wirtschaftlichen und Arbeitsmarkttrends zu isolieren.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Manudeep Bhuller, Andreas R. Kostøl und Trond C. Vigtel nutzt dazu den Umstand, dass der Ausbau des Breitband-Internets in Norwegen weitgehend unabhängig von anderen Standortfaktoren wie den regionalen Arbeitsmarktbedingungen erfolgte. Mittels umfangreicher Daten zur Rekrutierungspraxis von Unternehmen, zum Verhalten von Jobsuchenden und zur Qualität neuer Beschäftigungsverhältnisse können die Autoren ermitteln, wie sich die bessere Anbindung ans Internet auf den Arbeitsmarkt auswirkt.

Offene Stellen werden schneller und nachhaltiger besetzt

Die Analyse belegt zunächst, dass mit der Verfügbarkeit von schnellem Internet die Zahl der Online-Stellenausschreibungen deutlich zunahm. Neue Stellen wurden um 9% schneller besetzt, und der Anteil von Unternehmen mit personellen Engpässen ging um 13% zurück. Die Rekrutierungserfolge veranlassten außerdem viele Unternehmen, mehr Mitarbeiter einzustellen.

Zugleich fanden die Stellensuchenden schneller einen Job und erzielten im Schnitt 3-4% höhere Einstiegslöhne nach vorangegangener Arbeitslosigkeit. Auch die Dauer neuer Beschäftigungsverhältnisse nahm zu, was wiederum dafür spricht, dass sich die Passgenauigkeit von Unternehmen und neuen Mitarbeitern mithilfe des Internets steigern lässt.

Von den sinkenden Informationskosten und der höheren „Matching-Effizienz“ profitierte der gesamte Arbeitsmarkt: Nach den Berechnungen der Autoren ging die strukturelle Arbeitslosigkeit dank dem konsequent vorangetriebenen Breitbandausbau um rund ein Fünftel zurück.

Filed Under: Research Tagged With: broadband, Internet, matching, Norway, recruitment, unemployment, vacancy

Harvard-Ökonom Lawrence Katz erhält den IZA-Preis 2020

January 16, 2020 by Mark Fallak

Der diesjährige IZA Prize in Labor Economics geht an den US-amerikanischen Ökonomen Lawrence Katz. Der 60-jährige Wirtschaftsprofessor an der Harvard-Universität erhält die mit 50.000 Euro dotierte Auszeichnung für seine herausragenden Forschungsarbeiten zum Einfluss von Bildung und technologischem Wandel auf die Entwicklung der Einkommensungleichheit. Die Preisverleihung findet im Rahmen des Weltkongresses für Arbeitsmarktökonomen am 27. Juni 2020 in Berlin statt.

Zu Katz‘ einflussreichsten Arbeiten zählt seine Analyse der wachsenden Einkommensungleichheit in den USA ab Mitte der 1970er Jahre. Durch die methodisch präzise Aufschlüsselung des Einflusses von Arbeitsangebot und -nachfrage konnte er nachweisen, dass die gestiegenen Qualifikationsanforderungen aufgrund des technischen Fortschritts zu einem Auseinanderdriften der Einkommen von Akademikern und Geringqualifizierten führten. Die von Katz mitentwickelte Methodik bildet bis heute eine wichtige Grundlage für die Ungleichheitsforschung weltweit.

In neueren Studien zur Polarisierung des Arbeitsmarkts wies Katz auf die Gefahr eines „Aushöhlens“ der Mittelschicht hin: Während der technische Fortschritt früher vor allem einfache manuelle Tätigkeiten bedrohte, sank im Zuge der Digitalisierung die Nachfrage nach Beschäftigten mit mittlerer Qualifikation relativ zu Hoch- und Geringqualifizierten. Dass hohe Einkommen dadurch überproportional stiegen, erklärt einen Großteil der wachsenden Einkommensungleichheit in den westlichen Industrieländern.

In den 1990er Jahren zählte Lawrence Katz gemeinsam mit den IZA-Preisträgern von 2006, David Card und Alan Krueger, zu den ersten Ökonomen, die auf einen positiven Beschäftigungseffekt von moderaten Mindestlöhnen hinwiesen und damit der gängigen Lehrmeinung widersprachen. Ebenfalls mit Krueger dokumentierte Katz zuletzt den Zuwachs alternativer Beschäftigungsformen – beispielsweise Zeitarbeit, Werkverträge und Soloselbständigkeit – auf dem US-Arbeitsmarkt. Demnach gewann die „Gig Economy“, die auf Vermittlung von Arbeitsaufträgen über Online-Plattformen basiert, zwar seit 2005 als zusätzliche Verdienstmöglichkeit an Bedeutung, verdrängte jedoch reguläre Beschäftigung bislang nur in sehr geringem Maße.

Besonders hohen Wert legt Katz neben innovativen Datenanalysen auf die sozialpolitischen Implikationen seiner wissenschaftlichen Arbeit. Als Forschungsleiter des groß angelegten US-Sozialprojekts „Moving to Opportunity“ evaluierte er in einer ganzen Reihe von Studien, wie sich der staatlich geförderte Umzug ärmerer Familien aus sozialen Brennpunkten in bessere Wohnviertel auf deren Wohlergehen auswirkt. Die Auswertung der langfristigen Einkommenseffekte unterstreicht, dass Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit im frühen Kindesalter ansetzen sollten: Während Erwachsene und ältere Jugendliche kaum von dem veränderten Wohnumfeld profitierten, verbesserten sich die späteren Verdienstaussichten von Kindern unter 13 Jahren deutlich.

„Der IZA-Preis 2020 würdigt das Lebenswerk eines herausragenden Ökonomen, der in idealer Weise das verkörpert, was für uns als Institut und weltweites Wissenschaftsnetzwerk im Vordergrund steht: Exzellente empirische Forschung mit hoher Relevanz für die Arbeitsmarktpolitik“, erklärt IZA-Chef Hilmar Schneider.

Die vollständige Preisbegründung ist in englischer Sprache abrufbar.

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IZA Young Labor Economist Award in San Diego überreicht

January 4, 2020 by Mark Fallak

Im Rahmen des traditionellen IZA-Empfangs während der Jahrestagung der Allied Social Science Associations (ASSA) im kalifornischen San Diego erhielt Leah Platt Boustan (Princeton University) den IZA Young Labor Economist Award für ihre wirtschaftshistorischen Studien zu Migration und Ethnizität.

Sie teilt sich die Auszeichnung mit Philipp Kircher (University of Edinburgh / EUI), der für seine Forschung zu Suchverhalten und Job-Matching auf dem Arbeitsmarkt geehrt wurde, jedoch nicht persönlich an der Preisverleihung teilnehmen konnte.

Foto von links nach rechts: Preiskomitee-Mitglied Claudia Goldin, IZA-Chef Hilmar Schneider, Preisträgerin Leah Boustan, Preiskomitee-Vorsitzender Daniel S. Hamermesh.

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Ist Frauen das Gehalt weniger wichtig?

December 19, 2019 by Mark Fallak

Die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen – der „Gender Pay Gap“ – zählt zu den wohl meistdiskutierten Themen der empirischen Arbeitsmarktforschung. Auch aus dem IZA-Netzwerk gibt es zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten zur Rolle von Diskriminierung, strukturellen Unterschieden, Gehaltserwartungen und anderen Einflussfaktoren. Drei aktuelle Forschungspapiere gehen aus verschiedenen Perspektiven der Frage nach, warum Frauen offenbar weniger Wert auf die Bezahlung legen als Männer.

Warum Frauen seltener wegen schlechter Bezahlung kündigen

Männer wechseln ihren Job häufiger, wenn sie anderswo mehr verdienen können. Um männliche Arbeitskräfte zu halten, müssen Unternehmen daher potenziell tiefer in die Tasche greifen – was wiederum die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern verschärft.

Dass Frauen einen rein finanziell motivierten Jobwechsel eher scheuen, lässt sich laut einer aktuellen Studie von Christian Bredemeier nicht etwa durch Geschlechterunterschiede bei der Risiko- oder Veränderungsbereitschaft erklären. Vielmehr deutet seine Analyse von US-Haushaltsdaten darauf hin, dass Männer mehr auf die Bezahlung schauen, weil sie nach wie vor meist die Hauptverdiener sind. Nicht-finanzielle Jobaspekte wie Arbeits- oder Pendelzeiten spielen eine geringere Rolle, je mehr das Gehalt zum Haushaltseinkommen beiträgt.

Wenn Männer und Frauen innerhalb von Unternehmen mit Blick auf die Mitarbeiterbindung ungleich entlohnt würden, sei das also nicht unbedingt eine reine Frage des Geschlechts, sondern auch des „Verdienerstatus“. Eine gleichberechtigtere Rollenverteilung im Haushalt könne daher einen wichtigen Beitrag zum Abbau des Gender Pay Gap leisten.

Warum Frauen zufriedener mit ihrem Job sind

Trotz Nachteilen bei den Gehalts- und Karrierechancen geben Frauen im Schnitt eine höhere Jobzufriedenheit an als Männer. Eine in der Forschung vielzitierte These besagt, dass Frauen insgesamt geringere Erwartungen an ihren Job haben und sich daher auch mit objektiv schlechteren Bedingungen eher zufrieden geben. Laut einer neuen Studie von Paul Redmond and Seamus McGuinness greift dieser Erklärungsansatz jedoch zu kurz.

Anhand von detaillierten Daten aus den 28 EU-Ländern untersuchen die Forscher den Einfluss diverser Jobpräferenzen. Demnach legen Frauen bei der Arbeitsplatzwahl mehr Wert auf die Work-Life-Balance und eine „sinnstiftende“ Tätigkeit als Männer. Diese beiden Aspekte schlagen sich besonders in der Arbeitszufriedenheit nieder.

Warum Frauen bevorzugt im öffentlichen Sektor arbeiten

Unterschiedliche Jobpräferenzen können auch erklären, warum Frauen im öffentlichen Dienst überrepräsentiert sind. Geringere Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern, höhere Arbeitsplatzsicherheit, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Gemeinwohlorientierung der Tätigkeit zählen zu den Merkmalen, die den öffentlichen Sektor gegenüber der Privatwirtschaft für Frauen potenziell attraktiver machen.

Eine Studie von Pedro Maia Gomes und Zoë Kuehn ermittelt auf Basis von Daten aus vier Ländern, welche Bedeutung diese Aspekte für die Berufswahl haben. (Detaillierte Ergebnisse finden Sie in der englischsprachigen Zusammenfassung.) Unter anderem errechnen die Autoren, wie hoch die Gehaltseinbußen sind, die Beschäftigte in der Privatwirtschaft statistisch in Kauf zu nehmen bereit sind, um von den Vorteilen des öffentlichen Dienstes zu profitieren.

Hier zeigt sich, dass Frauen eine höhere „Zahlungsbereitschaft“ für familienfreundliche Arbeitszeiten haben, während Männer mehr Wert auf Beschäftigungssicherheit legen. Den Autoren zufolge lässt sich dieser Befund wiederum darauf zurückführen, dass Männer mehr zum Haushaltseinkommen beisteuern (siehe dazu auch die erstgenannte Studie), was einen Jobverlust vergleichsweise schmerzlicher macht.

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