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IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

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Wie sich hohe Umweltbelastung auf Bildungs- und Arbeitsmarkterfolg auswirkt

July 1, 2021 by Mark Fallak

Der IZA-Programmbereich „Umwelt, Gesundheit und Arbeitsmärkte“ widmet sich drei hochaktuellen Forschungsthemen, die durch Klimawandel und Corona-Krise noch an Bedeutung gewonnen haben. Organisiert von Olivier Deschenes und Nico Pestel, bot der jährliche Workshop des Programmbereichs zum achten Mal ein Forum für die Präsentation und Diskussion neuer Forschungsarbeiten aus der internationalen Wissenschaft.

Schwerpunkte waren in diesem Jahr die Auswirkungen verschiedener Formen von Umweltbelastung auf den Bildungserfolg sowie die Gesundheits- und Beschäftigungseffekte umweltpolitischer Maßnahmen.

Blei schadet dem Lernerfolg

Die gesundheitsschädliche Wirkung von Blei im Trinkwasser ist hinlänglich bekannt. Mit umfangreichen Daten aus dem US-Staat North Carolina konnte Ludovica Gazze in ihrer Studie mit zwei Kolleginnen jetzt erstmals nachweisen, dass die Verhaltensauffälligkeiten und Leistungsschwächen von Schulkindern mit erhöhten Bleiwerten auch auf deren Mitschülerinnen und Mitschüler abfärben. Um den Effekt messen zu können, analysierten die Ökonominnen die schulische Laufbahn von Geschwisterkindern mit unterschiedlich hohem Anteil von Klassenkameraden, bei denen im Vorschulalter eine hohe Bleibelastung im Blut festgestellt wurde.

Dicke Luft im Klassenzimmer

Ebenfalls nachteilig auf den Lernerfolg wirkt sich schlechte Luft im Klassenzimmer aus. Juan Palacios und Koautoren maßen für ihre Studie zwei Jahre lang die CO2-Konzentration, Feinstaubbelastung, Temperatur und Feuchtigkeit in den Unterrichtsräumen von über 3.000 Schülern. Durch den Abgleich mit standardisierten Leistungsprüfungen am Ende der Schuljahre konnten die Forscher nachweisen, dass sich schlechte Luftqualität negativ auf die schulischen Leistungen auswirkt. Die Auswertung der Unterrichtszeiten legt nahe, dass bei schlechter Luft längere Pausen gemacht werden, die auf Kosten des Lernerfolgs gehen. Bauliche und organisatorische Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Schulen seien daher gut investiertes Geld.

Umweltzonen fördern die Gesundheit

Dass Umweltzonen das Risiko von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Erwachsenen reduzieren, hatte bereits eine frühere IZA-Studie detailliert belegt. Ein von Hannah Klauber präsentiertes Forschungspapier zeigt nun, dass die positiven Effekte schon in der frühen Kindheit einsetzen. Auf Basis umfangreicher Krankenversicherungsdaten verglich das Forscherteam den Medikamentenbedarf von Kindern, die kurz vor bzw. nach Einführung von Umweltzonen geboren wurden. Im Verlauf der ersten fünf Lebensjahre zeigt sich dabei ein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit verschriebener Asthma-Medikamente. 

Gutes Management entscheidend für Klimaschutz

Viele Regierungen setzen im Kampf gegen den Klimawandel auf verstärkten Emissionshandel, beispielsweise mit CO2-Zertifikaten. Dadurch sollen umweltschädliche Produktionsmethoden teurer und somit unattraktiver werden. Der Erfolg einer solchen marktorientierten Klimapolitik hängt jedoch entscheidend vom Sachverstand der Akteure ab, wie die von Ulrich Wagner vorgestellte Studie zeigt. Die Forscher analysierten Befragungs- und Unternehmensdaten von Betrieben, die an Pilotprojekten für den Emissionshandel in China teilnahmen. Den Ergebnissen zufolge ging der Strom- und Kohleverbrauch nur in Firmen mit überdurchschnittlich hoher Managementqualität spürbar zurück.

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Weitere Forschungspapiere sind über die Workshop-Homepage abrufbar.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: environment, health

Maschinelles Lernen im Sozialsystem

June 23, 2021 by Mark Fallak

Big Data, künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen gewinnen in und außerhalb der Arbeitswelt rasant an Bedeutung. In der Medizin beispielsweise gelten intelligente Systeme für die Früherkennung von Krankheiten oder zur Entwicklung personalisierter Therapien als besonders aussichtsreich. In den USA wird künstliche Intelligenz auch bei Gerichtsentscheidungen bereits genutzt, um das Rückfallrisiko von Straftätern besser einschätzen zu können.

Beim maschinellen Lernen – oder Machine Learning – als Teilbereich der künstlichen Intelligenz werden IT-Systeme mit Daten und Algorithmen „gefüttert“, anhand derer sie eigenständig Muster und Gesetzmäßigkeiten erkennen und neue Lösungen generieren, die dann wiederum für die Analyse von bisher unbekannten Daten verwendet werden können.

In den letzten Jahren nutzen immer mehr IZA-Forschungspapiere diese Methode für diverse Anwendungsbereiche – von der Zielgruppenidentifikation für frühkindliche Förderprogramme bis hin zur Analyse regelmäßiger sportlicher Aktivität als Erfolgsfaktor beim Online-Dating.

Analyse umfangreicher Sozialversicherungsdaten aus Australien

Eine aktuelle Studie von Dario Sansone und Anna Zhu weist auf ein bislang kaum beachtetes Einsatzgebiet von maschinellem Lernen hin – die Früherkennung von langfristigem Sozialleistungsbezug. Hier sehen die Forscher einen potenziell großen gesellschaftlichen Nutzen, denn die Abhängigkeit von Sozialhilfe verursacht dem Staat hohe Kosten und wirkt auf die Betroffenen demoralisierend.

Gerade in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit komme es daher entscheidend darauf an, Personen mit dem höchsten Risiko einer dauerhaften Abhängigkeit zu identifizieren, um mit geeigneten Fördermaßnahmen rechtzeitig gegensteuern zu können, so die Autoren.

Für ihre Analyse nutzen die Forscher umfangreiche Sozialversicherungsdaten aus Australien. Neben demografischen und soziökonomischen Merkmalen enthalten die Daten tagesgenaue Informationen über die spezifischen Sozialleistungen von Millionen Menschen und deren Haushaltsmitgliedern. Datensätze dieser Größe und Qualität sind praktisch unmöglich manuell auszuwerten, eignen sich jedoch hervorragend zum „Trainieren“ von Algorithmen für das maschinelle Lernen.

Vorhersagen um ein Fünftel genauer

Die Ergebnisse ermöglichen deutlich bessere Vorhersagen als herkömmliche Frühwarnsysteme. Laut Studie liegt die Treffsicherheit um mindestens 22 Prozent höher als bei den aktuell verwendeten Modellen. Zwei weitere Vorteile des maschinellen Lernens: Die Methode ist äußerst kostengünstig anzuwenden, da alle nötigen Daten schon vorliegen, und sie minimiert den Einfluss bewusster oder unbewusster Vorurteile und Stereotypen auf die Entscheidungsfindung.

Hierin liegt zugleich eine oft geäußerte Kritik am maschinellen Lernen begründet. Denn zum einen können auch Algorithmen diskriminieren, zum anderen können bei manchen Entscheidungen auch Erfahrung und Menschenkenntnis von Vorteil sein.

Die Autoren plädieren daher dafür, maschinelles Lernen lediglich zur Unterstützung der Entscheidungsfindung einzusetzen, so dass beispielsweise die Fallmanager in Jobcentern weniger Zeit für die Datenauswertung aufwenden müssen und sich intensiver um die persönliche Beratung kümmern können.

In jedem Fall sei jedoch die Identifikation von Risikopersonen lediglich der erste Schritt. Mindestens ebenso wichtig sei die Auswahl geeigneter Maßnahmen, um dauerhafte Abhängigkeit von Sozialleistungen zu verhindern. Auch hier könnten Algorithmen des maschinellen Lernens in Kombination mit randomisierten Kontrollstudien hilfreich sein, so die Forscher.

Filed Under: Research Tagged With: algorithms, artificial intelligence, Australia, income support, machine learning, welfare dependency

Babyboom nach der Fußball-EM?

June 11, 2021 by Mark Fallak

Glaubt man diversen internationalen Medienberichten, hat die Fan-Euphorie bei fußballerischen Großereignissen eine auffällig „nachwuchsfördernde“ Wirkung. So soll es beispielsweise in Island neun Monate nach dem Überraschungssieg gegen England bei der EM 2016 zu einem wahren Babyboom gekommen sein, ähnlich wie in Barcelona nach dem Last-Minute-Siegtor gegen Chelsea im Halbfinale der Champions-League 2009.

Auch in Deutschland soll das Sommermärchen 2006 ähnliche Nachwirkungen gehabt haben, wobei die harten Zahlen diese Vermutung ebenso wenig stützen konnten wie nach dem WM-Sieg 2014. Also doch alles eher eine Frage des Zufalls?

Die italienischen Ökonomen Luca Fumarco und Francesco Principe wollten es genauer wissen und wühlten sich durch die Geburten- und Fußball-Historie von 50 europäischen Ländern über einen Zeitraum von 56 Jahren. Dazu analysierten sie die monatlichen Geburtenzahlen in Abhängigkeit vom Abschneiden der jeweiligen Fußball-Nationalmannschaften bei Europa- und Weltmeisterschaften, gemessen an den Turnierergebnissen und gewichtet nach dem Elo-Rating der FIFA.

Aus der Fülle von Daten ließ sich tatsächlich ein robuster Zusammenhang ablesen – allerdings in die genau umgekehrte Richtung: Je erfolgreicher die eigene Mannschaft, desto deutlicher sanken die Geburtenzahlen neun bis zehn Monate nach Turnierbeginn, wie die folgende Grafik (genauere Beschreibung siehe Studie) veranschaulicht:

Fig. 1: Effect of performance on monthly births

Statistisch betrachtet gingen die Zahlen bereits bei einer durchschnittlichen Turnier-Performance um 2,13 Prozent zurück. Auf Deutschland bezogen entspräche das rund 1.000 Geburten im betreffenden Monat.

Über die Gründe geben die Daten leider keinen Aufschluss. Die Forscher vermuten auf Basis von Erkenntnissen zu Medienkonsum und Freizeitaktivitäten, dass es sich schlicht um einen „Substitutionseffekt bei der Zeitverwendung“ handele:  Die vor dem Fernseher, im Stadion, beim Public Viewing, im Autokorso oder auf Siegesfeiern verbrachte Zeit stehe schließlich für reproduktive Aktivitäten nicht zur Verfügung.

Aus demografischer Perspektive wäre demnach gerade in Nationen mit ohnehin geringer Geburtenrate ein frühes EM-Ausscheiden eher vorteilhaft. Ökonomisch betrachtet sollte sich die deutsche Nationalmannschaft davon aber nicht leiten lassen. Denn wie eine frühere IZA-Studie für die WM 2006 belegt, beflügelt ein unerwartet gutes Abschneiden den wirtschaftlichen Optimismus der Landsleute, was zumindest die kurzfristige Konsumfreude positiv beeinflussen dürfte – und womöglich ja auch die mittelfristige Familienplanung.

Filed Under: Research Tagged With: baby boom, birth rates, entertainment, fertility, football, intimacy, sports

Aktuelle Forschung zu den ökonomischen Effekten von Zuwanderungspolitik

June 9, 2021 by Mark Fallak

Im letzten Jahr verließen 281 Millionen Menschen ihr Heimatland – ein neuer Höchststand der internationalen Migration und Anlass genug zur Vorstellung aktueller Erkenntnisse aus der ökonomischen Migrationsforschung. Bereits zum 17. Mal richtete das IZA sein inzwischen international fest etabliertes Annual Migration Meeting aus. Nach der pandemiebedingten Absage im vergangenen Jahr fand die Fachtagung, organisiert von George Borjas und Marc Witte, nun erstmals online statt.

Zu den Themenschwerpunkten zählten Ursachen und Folgen von internationalen Wanderungsströmen, Fragen der Zuwandererintegration sowie die Effekte von Migrationspolitik auf Herkunfts- und Zielländer. Die Präsentationen der 17 Vortragenden deckten auch geografisch weite Teile des Globus ab – von den USA, Mexiko und Kolumbien über Italien und Israel bis hin zu den früheren Kolonien Portugals.

Gleich mehrere Forschungsarbeiten beschäftigten sich mit den Auswirkungen restriktiver Einwanderungspolitik auf die wirtschaftliche Entwicklung in den Herkunftsländern. So zeigte beispielsweise die von Davide Coluccia vorgestellte Studie zur Masseneinwanderung aus Italien in die USA zu Beginn des letzten Jahrhunderts, dass die amerikanischen Immigrationsgesetze von 1921 bis 1924 das Bevölkerungswachstum in jenen italienischen Regionen verstärkten, die zuvor eine hohe Auswanderung verzeichnet hatten. Die dortige Industrie investierte aufgrund des gewachsenen Arbeitsangebots weniger in Kapitalgüter wie Maschinen – mit langfristigen Folgen für Wachstum und Produktivität.

Einkommenssteigerung durch Einbürgerung

Yajna Govind beleuchtete die Effekte der Einbürgerung von Immigranten auf deren Arbeitsmarkterfolg. Die Studie nutzt eine Gesetzesänderung von 2006, nach der Zuwanderer länger mit einer Französin oder einem Franzosen verheiratet sein müssen (mindestens vier statt vorher zwei Jahre), um sich einbürgern lassen zu können. Dadurch konnte die Forscherin den positiven Effekt der Staatsbürgerschaft messen: Im Schnitt verdienen zugewanderte Menschen 30 Prozent mehr, wenn sie eingebürgert sind. Bei Männern ist das Einkommensplus vor allem auf eine Ausweitung der Arbeitszeit zurückzuführen, bei Frauen auf einen höheren Stundenlohn.

In seinem Impulsvortrag zum „American Dream“ verglich Ran Abramitzky die Einwanderung in die USA vor 100 Jahren mit heutigen Immigrationsmustern. Seiner Diagnose zufolge werde die frühere europäische Massenauswanderung in die USA oft zu stark romantisiert. Sein Vortragstitel „Streets of Gold“ spielt auf das Zitat eines italienischen Einwanderers an, der die Einwanderungserfahrung im frühen 20. Jahrhundert treffend beschreibt:

I came to America because I heard the streets were paved with gold. When I got here, I found out three things: First, the streets were not paved with gold. Second, they weren’t paved at all. Third, I was expected to pave them.

Damals wie heute, so der Stanford-Ökonom, passten sich Einwanderer sowohl ökonomisch als auch kulturell nur in geringem Maße an ihr Gastland an. Unabhängig vom Herkunftsland gelänge es erst der zweiten Generation, wirtschaftlich in den meisten Belangen aufzuholen.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: Development, immigration policy, integration, migration

Einsamkeit und soziale Isolation in Europa

June 4, 2021 by Mark Fallak

Schon vor den pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen haben verschiedene gesellschaftliche Trends zur Vereinsamung der Menschen beigetragen. Dazu zählt neben dem demografischen Wandel mit alternder Bevölkerung und immer mehr Single-Haushalten auch die voranschreitende Digitalisierung vieler Lebensbereiche.

Die sozialen und gesundheitlichen Kosten sind immens: Einsamkeit erhöht den Stresspegel und kann zu Bluthochdruck, Schlafmangel, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie zu Depression und anderen psychischen Leiden führen. Dadurch erhöht sich das Sterberisiko in ähnlichem Maße wie durch Fettleibigkeit und Rauchen.

Erschwerend kommt hinzu, dass einsame Menschen zu ungesundem Lebenswandel neigen und auch aufgrund von Stigmatisierung ihre Kontakte weiter einschränken. Auf diese Weise entsteht eine Teufelskreis. Inzwischen ist bereits vielfach von einer „Einsamkeitsepidemie“ die Rede, und die britische Regierung widmet dem Thema seit einigen Jahren sogar ein eigenes Ministerium.

Etwa fünf Prozent der Deutschen fühlen sich häufig einsam

Ein kürzlich erschienenes IZA-Forschungspapier von Béatrice d’Hombres, Martina Barjaková und Sylke V. Schnepf zählt zu den ersten länderübergreifenden Studien, die das Phänomen europaweit untersuchen. Die Autoren betrachten dabei neben dem subjektiven Gefühl von Einsamkeit auch die Häufigkeit sozialer Kontakte pro Monat als Indikator für soziale Isolation.

Die Daten basieren auf dem alle zwei Jahre durchgeführten European Social Survey und wurden in den Jahren 2002-2018 erhoben, also noch vor Corona. Im Schnitt gaben 8,6 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Europa an, häufig unter Einsamkeit zu leiden. In Deutschland liegt der Wert bei unter fünf Prozent – europaweit sind nur die Menschen in den Niederlanden, Dänemark und Finnland weniger einsam.

Starkes Gefälle zwischen Nord- und Osteuropa

Größere Länderunterschiede zeigen sich im Hinblick auf soziale Isolation. Im Schnitt gab jede/r fünfte Befragte an, sich höchstens einmal im Monat mit Freunden, Verwandten oder Arbeitskollegen für gemeinsame Unternehmungen zu treffen. Der Wert variiert zwischen rund acht Prozent in den Niederlanden und über 40 Prozent in Ungarn und Griechenland. Deutschland liegt hier etwa im Mittelfeld. Insgesamt sind sowohl Einsamkeit als auch soziale Isolation in Osteuropa am weitesten verbreitet, wie das folgende Schaubild zeigt.

Grafik: Soziale Isolation (dunkelblau) und Einsamkeit (hellblau) in Europas Regionen

Während Ältere häufiger sozial isoliert sind, leiden sie nicht systematisch häufiger unter Einsamkeit als Jüngere. Zu den größten Risikofaktoren zählen prekäre wirtschaftliche Verhältnisse, Alleinleben und schlechte Gesundheit. Ob die zunehmende Nutzung sozialer Medien eher zur Vereinsamung beiträgt oder davor schützt, lässt sich aus den Daten hingegen nicht ablesen.

Filed Under: Research Tagged With: COVID-19, Europe, loneliness, social isolation

Wie Distanzlernen die Noten beeinflusst

May 28, 2021 by Mark Fallak

Während der Pandemie haben neben den Schulen auch die meisten Universitäten ganz oder teilweise auf Online-Unterricht umgestellt. Dass dieser Wechsel für alle Beteiligten mit großen Herausforderungen verbunden war, ist hinlänglich bekannt. Unklar ist allerdings, inwieweit sich durch das Distanzlernen tatsächlich die Noten der Studierenden verschlechtern. Denn um einen kausalen Effekt des Online-Unterrichts belegen zu können, also andere Ursachen für Leistungsveränderungen auszuschließen, müsste man Studierende nach dem Zufallsprinzip in Online- und Präsenz-Lehrveranstaltungen einteilen.

Genau das hat IZA-Fellow Michael S. Kofoed gemeinsam mit Fakultätskollegen an der US-Militärakademie in West Point getan und die Ergebnisse in einem  IZA-Forschungspapier veröffentlicht. Die Studierenden in West Point haben auch unter normalen Umständen kaum Wahlmöglichkeiten, sondern werden Kursen und Lehrkräften zugeteilt.

Zufällige Aufteilung der Studierenden

Die Autoren nutzten dieses Prinzip, um insgesamt 550 Studierende des Einführungskurses in Wirtschaft zufällig in Online- oder Präsenzunterricht einzuteilen. Insgesamt kamen 36 Kurse bei zwölf verschiedenen Dozenten zustande. Um auszuschließen, dass die Noten von der Qualität der Lehrperson bzw. deren Affinität zu Online-Unterricht abhängen, erklärte sich jeder Dozent bereit, jeweils zur Hälfte online bzw. in Präsenz zu unterrichten. Lehrpläne und Prüfungsinhalte sind für alle gleich.

Auf diese Weise konnten die Forscher exakt berechnen, dass allein aufgrund der Einteilung in einen Online-Kurs die Prüfungsnote um 0,20 Standardabweichungen geringer ausfiel als bei Präsenzunterricht. Dieser statistische Wert würde im deutschen Benotungssystem (mit maximal 15 Punkten) etwa einem halben Punkt Differenz entsprechen. Am deutlichsten verschlechterten sich Studierende, die bereits vorher zu den leistungssschwächeren gezählt hatten.

Mangel an Konzentration und Kontakten

In einer anschließend durchgeführten Befragung berichteten die Absolventen der Online-Kurse nicht nur von massiven Konzentrationsproblemen, sondern beklagten auch eine geringere Wertschätzung durch die Lehrperson. Auch der mangelnde persönliche Kontakt zu Dozenten und Kommilitonen dürfte dafür mitverantwortlich sein, dass Distanzlernen gegenüber Präsenzunterricht den Lernerfolg schmälert und Ungleichheit zwischen Studierenden tendenziell verschärft. Um die „Probanden“ dieses Experiments fair zu behandeln, wurden die Noten der Online-Studierenden übrigens um die errechnete Differenz hochgestuft.

Filed Under: Research Tagged With: academic achievement, COVID-19, online learning, students

Sinkt die Produktivität im Homeoffice?

May 27, 2021 by Mark Fallak

Laut einer aktuellen IZA-Befragung arbeiteten im April 2021 fast die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland zumindest stundenweise im Homeoffice. Viele Beschäftigte und Unternehmen schätzen inzwischen das flexiblere Arbeiten und wollen auch nach Corona daran festhalten. Andere sehnen die Rückkehr ins Büro herbei.

Aber wo lässt es sich eigentlich produktiver arbeiten? Darüber gehen die Meinungen auseinander und es mangelt an wissenschaftlichen Belegen. In verschiedenen Umfragen gab eine Mehrheit der Beschäftigten an, im Homeoffice produktiver zu sein. Allerdings basieren solche Befunde auf subjektiven Einschätzungen – und kaum jemand, der auch nach der Pandemie das Homeoffice-Angebot weiter nutzen möchte, wird von sich selbst behaupten, dort weniger produktiv zu sein.

Detaillierte Produktivitätsdaten

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Michael Gibbs, Friederike Mengel und Christoph Siemroth liefert nun erstmals eine umfassende datengestützte Analyse von Produktivität und Arbeitszeit nach der Umstellung auf Heimarbeit. Die Forscher nutzen dazu anonymisierte Personal- und Leistungsdaten von über 10.000 Fachkräften eines asiatischen IT-Unternehmens.

Das Besondere daran: Über eine spezielles Analysetool kann das Unternehmen die Arbeitsleistung der Beschäftigten (mit deren Wissen und Einverständnis) detailliert erfassen. Die Software misst nicht nur die reine Arbeitszeit, sondern kann auch produktive von unproduktiver Zeit am Computer unterscheiden und verschiedene Formen der Zusammenarbeit messen.

Ausweitung der Arbeitszeiten

Die Auswertung der zwischen April 2019 und August 2020 erhobenen Daten zeigt: Nach dem pandemiebedingten Wechsel ins Homeoffice lieferten die Beschäftigten den gleichen Output wie vorher und konnte ihre Ziele in gleichem Maße erreichen. Allerdings stieg die dafür aufgewendete Arbeitszeit insgesamt um rund 30 Prozent, außerhalb der üblichen Geschäftszeiten um 18 Prozent. Die Produktivität – gemessen als Output pro Arbeitsstunde – sank somit im Homeoffice um etwa 20 Prozent.

Die Mehrarbeit ließ sich nicht allein auf eingesparte Pendelzeiten zurückführen: Wer einen längeren Arbeitsweg zum Büro hatte, arbeitete im Homeoffice nicht notwendigerweise mehr als Kollegen mit kürzeren Pendelstrecken.

Am deutlichsten sank die Produktivität bei Beschäftigten mit Kindern, bei Frauen stärker als bei Männern. Langjährige Mitarbeiter schnitten besser ab als Kollegen mit weniger Arbeitserfahrung. Nach Einschätzung der Autoren dürften eine bessere Kenntnis der Unternehmensabläufe und engere Vernetzung mit Kollegen die Effektivität im Homeoffice steigern.

Mehr Ablenkung, weniger Interaktion

Insgesamt sehen die Forscher die Ursachen für die geringere Produktivität am Heimarbeitsplatz in der größeren Ablenkung, insbesondere in Haushalten mit Kindern, und im Mehraufwand für Kommunikation und Kollaboration. Die Beschäftigten verbringen deutlich mehr Zeit in formellen Meetings und verschicken mehr E-Mails als vor der Pandemie. Das gehe auf Kosten der Zeit für fokussiertes, unterbrechungsfreies Arbeiten, so die Autoren. Auch mangelndes Coaching und der fehlende direkte Kontakt zu Vorgesetzten, Kollegen und Geschäftspartnern schadeten offenbar der Produktivität.

Die Forscher geben zu bedenken, dass sich die Ergebnisse auf die erste Phase der Pandemie beziehen und die Daten nur einen Ausschnitt der Arbeitswelt beleuchten. Andererseits handelt es sich gerade bei der IT-Branche um einen Bereich, der eigentlich prädestiniert ist für ortsungebundenes Arbeiten ist und wo mangelnde technische Ausstattung oder Kompetenz ein geringeres Hindernis sein dürften als in anderen Tätigkeitsfeldern.

In jedem Fall unterstreiche der Befund einmal mehr, dass das Homeoffice bei allen Vorteilen keinen perfekten Ersatz für die persönliche Interaktion am Arbeitsplatz bieten könne, so das Fazit der Studie. In Zukunft werde es daher darauf ankommen, hybride Arbeitsformen mit der für das jeweilige Unternehmen optimalen Mischung aus mobilem Arbeiten und Büropräsenz zu entwickeln.

Filed Under: Research Tagged With: collaboration, COVID-19, future of work, output, productivity, remote work, work from home, work hours

Kann Kurzarbeit mehr als vor Entlassungen schützen?

May 20, 2021 by Mark Fallak

Gerät ein Unternehmen krisenbedingt in finanzielle Schieflage, kann es unter bestimmten Bedingungen Kurzarbeitergeld beantragen. Durch eine Verringerung der Arbeitszeiten werden Kosten gespart und Entlassungen idealerweise vermieden. Für die Einkommensverluste der Beschäftigten kommt der deutsche Staat mit bis zu 67 Prozent, in der Corona-Krise sogar bis zu 87 Prozent des ursprünglichen Gehalts auf.

In der aktuellen Krise haben nahezu alle OECD-Länder dieses wirtschaftspolitische Instrument eingesetzt, um den Arbeitsmarkt zu stabilisieren und explodierende Arbeitslosenzahlen zu verhindern. In Deutschland erhielt im Frühjahr 2020 beinahe jeder fünfte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Kurzarbeitergeld, was rund sechs Millionen Menschen entspricht – während der letzten großen Finanz- und Wirtschaftskrise waren es gerade mal 1,5 Millionen.

Ähnlich wie in Deutschland kam es unter anderem auch in Italien, Spanien, Frankreich, Belgien, Österreich und Großbritannien zu einem rapiden Anstieg der Kurzarbeit. Zudem unterstützt die EU ihre Mitgliedsstaaten bei der Finanzierung von Kurzarbeit mit günstigen Darlehen von bis zu 100 Milliarden Euro im Rahmen des SURE-Programms.

Kurzarbeit reduziert das Einkommensrisiko und stabilisiert die Nachfrage

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Thomas Dengler und Britta Gehrke  verschiedene Mechanismen, durch die das Kurzarbeitergeld den Arbeitsmarkt stabilisiert. Dabei nehmen sie neben der direkten Reduktion der Arbeitskosten für Unternehmen auch die Effekte auf die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in den Blick.

Um sich gegen das Risiko eines Einkommensverlustes durch rezessionsbedingte Kündigungen abzusichern, schrauben viele Beschäftigte ihren Konsum zurück und sparen mehr. Dadurch reduziert sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, was manche Unternehmen zwingt, ihre Produktion herunterzufahren und tatsächlich Angestellte zu entlassen. Es entsteht also ein Teufelskreis. Kann das Kurzarbeitergeld diese Spirale durchbrechen, indem es das Einkommensrisiko reduziert und Nachfrageeinbrüche verhindert?

Auf Basis eines auf den deutschen Arbeitsmarkt zugeschnittenen makroökonomischen Modells berechnet das Forscherteam, dass ein rezessionsbedingter Anstieg der Arbeitslosigkeit um vier Prozentpunkte durch Kurzarbeit um einen Prozentpunkt abgefedert werden kann. Rund ein Fünftel davon lässt sich auf die Stabilisierung der Nachfrage zurückführen. In Ländern mit dynamischeren Arbeitsmärkten wie den USA dürfte der Nachfrageeffekt noch stärker sein.

Erhöhung des Kurzarbeitergeldes kann zusätzlich helfen

Je besser die finanzielle Absicherung bei Kurzarbeit, desto größer der potenzielle Effekt auf die Konsumnachfrage. So würde laut Studie eine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes um ein Prozent des BIP die Arbeitslosenquote um bis zu zwei Prozentpunkte verringern.

Besonders stark ist der Nachfrageeffekt des Kurzarbeitergeldes bei der aktuellen Nullzinspolitik, da die Menschen nicht alternativ durch weitere Zinssenkungen animiert werden können, ihr Geld auszugeben statt zu sparen. Eine Erhöhung des Kurzarbeitergeldes kann sogar effektiver sein, als eine entsprechende Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Diese führt zu Aufwärtsdruck auf die Löhne – ein Effekt, der beim Kurzarbeitergeld nur in begrenzterem Maße auftritt.

Ist die Kurzarbeit also das ideale Kriseninstrument, um den Arbeitsmarkt und die Gesamtwirtschaft zu stabilisieren? Im Prinzip ja, argumentieren die Studienautoren. Allerdings sollte sie nicht zum Dauerzustand werden, da es sonst zu übermäßigen Arbeitszeitreduktionen kommen könne und notwendige strukturelle Anpassungen, etwa der Wechsel von Arbeitskräften zu wachsenden und produktiveren Unternehmen, behindert würden.

Mitnahmeeffekte verhindern

Zudem spricht eine weitere aktuelle IZA-Studie aus Frankreich dafür, den Zugang zu Kurzarbeit strikt zu regulieren, um Mitnahmeeffekte zu reduzieren. In der großen Finanzkrise hatten auch weniger notleidende Unternehmen ihre Arbeitszeiten auf Staatskosten reduziert, ohne dass dadurch Jobs gerettet wurden. Dennoch erwies sich die Kurzarbeit der Analyse zufolge als besonders kosteneffizientes Instrument zur Beschäftigungssicherung in Krisenzeiten. Für jeden zusätzlichen Beschäftigten in Kurzarbeit konnten damals rein rechnerisch 0,6 Entlassungen vermieden werden.

Filed Under: Research Tagged With: aggregate demand, consumption, COVID-19, savings, short-time work, unemployment

Arbeitsmarkttrends besser messen

May 19, 2021 by Mark Fallak

Um die Performance von Volkswirtschaften während Rezessionen und Aufschwüngen zu beurteilen, Arbeitsmarkttrends zu erkennen und politische Maßnahmen zu entwickeln, werden meist Arbeitsmarktindikatoren herangezogen, die von statistischen Ämtern erstellt werden. Solche Daten liefern jedoch oft ein unvollständiges oder verzerrtes Bild der tatsächlichen Arbeitsmarktbedingungen.

Gerade in einer so dynamischen Lage wie der aktuellen globalen Rezession durch die Corona-Pandemie wächst der Bedarf an Echtzeit-Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung. Im Rahmen des von Katharine Abraham und Susan Houseman organisierten 4. IZA-Workshops „Arbeitsmarktstatistik“ wurden zwölf bislang unveröffentlichte Forschungsbeiträge vorgestellt, die sich kritisch mit bestehenden Messgrößen der Arbeitsmarktbedingungen auseinandersetzten, Korrekturen oder Alternativen anboten und innovative Daten nutzten, um wichtige Arbeitsmarktfragen neu zu beleuchten.

Mehr zu den Workshop-Beiträgen hier in englischer Sprache.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: labor statistics

Europas Arbeitsmärkte kamen weitgehend unbeschadet durchs Krisenjahr 2020

May 18, 2021 by Mark Fallak

Laut einem aktuellen IZA Policy Paper von Stijn Baert (Universität Gent) hat die Pandemie auf den europäischen Arbeitsmärkten im Corona-Jahr 2020 keine größeren Schäden hinterlassen. Die Arbeitslosigkeit unter den 25- bis 64-Jährigen stieg EU-weit um 0,2 Prozentpunkte von 4,8 auf 5,0 Prozent. Zum Vergleich: Infolge der Finanzkrise hatte es zwischen 2009 und 2010 einen Anstieg um 1,3 Prozentpunkte gegeben.

Dennoch zeigen sich auffällige Unterschiede zwischen den einzelnen EU-Ländern. So nahm die Arbeitslosigkeit in den baltischen Staaten um jeweils mehr als 1,5 Prozentpunkte zu. Einen Anstieg von mehr als einem Prozentpunkt verzeichneten sonst nur Rumänien und Schweden. Das vermeintliche Vorzeigeland Schweden rutscht dadurch in puncto Arbeitsmarkt-Performance auf Platz 23 von 27 ab.

Arbeitslosigkeit vs. Nichterwerbstätigkeit

Ein ausbleibender Anstieg der Arbeitslosenquote könnte auch bedeuten, dass mehr Menschen angesichts schlechter Jobchancen ganz aus dem Arbeitsmarkt aussteigen. Die Studie betrachtet daher ebenfalls Veränderungen bei der Nichterwerbstätigkeit. Doch auch hier zeigt sich, bezogen auf die gesamte EU-27, eine relativ geringe Zunahme von 20,0 auf 20,3 Prozent. Überdurchschnittlich hoch fiel der Anstieg in Südeuropa aus, insbesondere in Italien (1,5 Prozentpunkte) und Spanien (1,1 Prozentpunkte).

Deutschlands Position weitgehend stabil

Im europäischen Vergleich unauffällig hat sich die Lage in Deutschland entwickelt. In der Gruppe der 25- bis 64-Jährigen stieg die Arbeitslosigkeit gegenüber 2019 um 0,5 Prozentpunkte von 2,4 auf 2,9 Prozent, während sich die Quote der Nichterwerbstätigen nur um 0,1 Prozentpunkte von 15,6 Prozent auf 15,7 Prozent erhöhte. In beiden Kategorien ergibt sich daraus ein fünfter bzw. sechster Platz im EU-weiten Ranking. Besonders bemerkenswert: In Polen gingen trotz Krise sowohl Arbeitslosigkeit als auch Inaktivität zurück, wie die folgende Grafik zeigt.

Für Entwarnung sei es dennoch zu früh, mein Stijn Baert. In früheren Krisen habe die Arbeitslosenquote ihren Höhepunkt erst etwa ein Jahr nach der konjunkturellen Talsohle erreicht. Nach dem Auslaufen von Kurzarbeitregelungen und anderen staatlichen Hilfsmaßnahmen könne es durchaus zu einem weiteren Anstieg von Arbeitslosigkeit und Nichterwerbstätigkeit kommen.

Vieles dürfte nach Einschätzung des belgischen Ökonomen vom Umgang der Regierungen mit den in der Corona-Krise angehäuften Staatschulden abhängen: Harte Sparmaßnahmen könnten dem Arbeitsmarkt einen zusätzlichen Schlag versetzen, während gezielte Investitionen wiederum stimulierend wirken könnten.

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