• Skip to primary navigation
  • Skip to content
  • Skip to primary sidebar

IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

  • Home
  • Archiv
  • Presselounge
  • DE
  • EN

Experten in Deutschland sehen Kurzarbeit und Liquiditätshilfen als aktuell sinnvollste Maßnahmen gegen die Corona-Krise

June 4, 2020 by Mark Fallak

Neben Kurzarbeit sind Steuerstundungen und andere Liquiditätshilfen für notleidende Unternehmen laut Experteneinschätzungen in der aktuellen Phase der Corona-Pandemie die für Deutschland hilfreichsten Politikinstrumente zur Abfederung der negativen Arbeitsmarkteffekte. Beide Instrumente wurden von jeweils über 80 Prozent der im Rahmen des „IZA Expert Panel“ befragten deutschen Arbeitsökonominnen und -ökonomen als „äußerst nützlich“ oder „sehr nützlich“ beurteilt.

Gegenüber öffentlichen Ausgabenprogrammen zur Stimulierung der Wirtschaft zeigen sich die Fachleute vergleichsweise skeptisch: Weniger als 40 Prozent bescheinigen diesen Maßnahmen einen hohen Nutzen. Sozialtransfers ohne Bedürftigkeitsprüfung (beispielsweise in Form von „Helikoptergeld“) halten sogar nur rund fünf Prozent für besonders geeignet zur Linderung der Corona-Folgen.

Im Vordergrund sollten demnach zum jetzigen Zeitpunkt Maßnahmen zur Beschäftigungssicherung stehen, die darauf abzielen, Firmenpleiten und Entlassungswellen zu verhindern. So beurteilen weniger als 15 Prozent der Befragten eine Aufstockung der Arbeitslosenunterstützung oder eine Intensivierung der aktiven Arbeitsmarktpolitik als aktuell besonders hilfreich.

Tabelle 1: Experteneinschätzungen der Maßnahmen im Ländervergleich

Quelle: IZA Expert Panel 2020. Anm.: Die Prozentwerte zeigen an, wie häufig die jeweilige Maßnahme als „extrem nützlich“ oder „sehr nützlich“ eingeschätzt wird. Die Top-3-Maßnahmen je Land sind farbig markiert. Anzahl der Befragten: 57 (Deutschland), 53 (Großbritannien), 55 (Italien/Spanien), 132 (USA).

Bei der Bewertung der Krisenmaßnahmen für die nationalen Arbeitsmärkte zeigen sich teils deutliche Länderunterschiede (siehe Tabelle 1). Während in Deutschland das Kurzarbeitergeld, das sich schon in der Finanzkrise als probates Mittel zur Beschäftigungssicherung erwiesen hat, die Liste der als nützlich eingeschätzten Maßnahmen anführt, rangieren Liquiditätshilfen für Unternehmen in Großbritannien, Italien und Spanien auf dem ersten Platz. Auch andere staatliche Ausgabenprogramme mit breiterer Streuung werden hier im Durchschnitt positiver bewertet als in Deutschland.

Am gravierendsten fallen jedoch die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA aus. Zwei Drittel der US-Fachleute sehen den größten Nutzen in aufgestockten Unterstützungsleistungen für Arbeitslose; knapp die Hälfte beurteilt Sozialtransfers ohne Bedürftigkeitsprüfung als sehr oder sogar äußerst nützlich. Naheliegende Erklärungen sind der schwache Kündigungsschutz und das geringe Niveau sozialer Sicherung in den USA. Da die US-Arbeitslosigkeit infolge massiver Entlassungen zum Zeitpunkt der Befragung bereits drastisch gestiegen war, kommt der Unterstützung von Betroffenen dort eine höhere Bedeutung zu als der Sicherung von Beschäftigung.

Über das IZA Expert Panel

Für das Panel werden die Mitglieder des weltweiten IZA-Forschungsnetzwerks nach ihren Einschätzungen zu den Arbeitsmarktfolgen der Corona-Pandemie in ihren jeweiligen Ländern gefragt. An der Mitte Mai 2020 durchgeführten ersten Befragungswelle nahmen mehr als 500 Ökonominnen und Ökonomen aus rund 50 Ländern teil. Weitere Ergebnisse werden in Kürze veröffentlicht.

Filed Under: IZA News, Research Tagged With: COVID-19, IZA Expert Panel

Geringverdiener sind doppelte Verlierer der Corona-Krise

April 17, 2020 by Mark Fallak

Homeoffice bei vollem Gehalt ist nicht für alle Erwerbstätigen in der Corona-Krise eine Option. Während hochqualifizierte Arbeitnehmer mehr Zeit im Homeoffice verbringen, sind Beschäftigte mit niedrigerem Bildungsabschluss eher zu Stundenreduzierungen gezwungen oder laufen Gefahr, ihren Job ganz zu verlieren. Das geht aus aktuellen Daten des COVID Impact Lab hervor, einem Forschungsprojekt des Exzellenzclusters ECONtribute in Kooperation mit dem IZA. Rund 5.550 Personen in den Niederlanden waren dafür vom 20. bis zum 31. März 2020 befragt worden.

Die Wissenschaftler verglichen die Veränderungen in der Arbeitswelt rund um den Beginn der Krise – bevor sie Auswirkungen auf das Berufsleben hatte und kurz nachdem es zu staatlich verordneten Einschränkungen der sozialen Kontakte kam. Erstmals lässt sich auf diese Weise mit detaillierten Zahlen belegen, wie sich der Anteil von Arbeitnehmern, die ihre tägliche Arbeit von zu Hause verrichten, innerhalb bestimmter Beschäftigtengruppen und Branchen verändert hat.

So hat sich zwar der Anteil der Arbeitnehmer, die mindestens zwei Stunden pro Tag im Homeoffice arbeiten, von 27 auf 54 Prozent verdoppelt. Allerdings fallen Hochqualifizierte mit 76 Prozent hier deutlich stärker ins Gewicht als Geringqualifizierte, von denen nur 31 Prozent zumindest teilweise von zu Hause arbeiten. Auch an der Stundenzahl zeigt sich, dass Akademikern die Umstellung auf Homeoffice-Tätigkeit leichter fällt: Bei ihnen stieg der Stundenanteil der Heimarbeit von 11 auf 68 Prozent, bei den geringer qualifizierten Beschäftigten nur auf rund ein Fünftel. Deren wöchentliche Arbeitszeit reduziert sich zudem deutlich stärker als bei Akademikern (siehe Abbildung 1).


Ein Grund besteht darin, dass Beschäftigte mit niedrigerer Qualifikation öfter in Berufen arbeiten, in denen sich die Tätigkeit nicht ins Homeoffice verlagern lässt, etwa im Einzelhandel oder der Gastronomie. Hier kommt es daher häufiger zu Entlassungen oder deutlichen Stundenreduzierungen. Menschen am unteren Ende der Einkommensverteilung trifft es dabei doppelt hart, denn mangels finanzieller Rücklagen fällt es ihnen schwerer, den entgangenen Arbeitslohn über die kommenden Monate auszugleichen. Sie werden daher in besonderem Maße auf staatliche Unterstützung angewiesen sein.

Beschäftigte mit niedrigerem Bildungsabschluss finden sich außerdem oft in systemrelevanten Berufen wie der Pflege oder dem Lebensmitteleinzelhandel. Ihr Job ist zwar aktuell gesichert, sie sind jedoch einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt. Im Gegensatz dazu sind Arbeitnehmer im Homeoffice doppelt geschützt – vor Infektionen und Einkommensverlusten. So zeigt sich eine deutliche Zweiteilung der Branchen in überwiegende Bürotätigkeiten, die von hoher Qualifikation und hohen Heimarbeitsquoten geprägt sind, und andere Tätigkeiten, in denen beides geringer ausgeprägt ist (siehe Abbildung 2).


„Für Deutschland liegen noch keine umfangreichen Daten vor, es zeigen sich aber erste Tendenzen, die in dieselbe Richtung gehen. Zwar scheint der Anstieg im Homeoffice etwas geringer zu sein als in den Niederlanden, es wird aber deutlich, dass Nicht-Akademiker auch hier das Nachsehen haben und ihre Arbeit nicht von zu Hause ausüben können. Sowohl die Niederlande als auch Deutschland haben außerdem ähnlich restriktive Einschränkungen im öffentlichen Alltag, das schafft eine ähnliche Grundlage“, erklärt Hans-Martin von Gaudecker, ECONtribute-Professor für angewandte Mikroökonomik an der Universität Bonn und Leiter des IZA-Forschungsteams Strukturelle Politikevaluation.

+++

Über den Datensatz:

Die Daten wurden mit Hilfe des niederländischen LISS-Panels erhoben. Das LISS (Longitudinal Internet Studies for the Social Sciences) befragt 4.500 Haushalte seit über zehn Jahren regelmäßig zu einer Vielzahl von Themen. Die Haushalte sind repräsentativ für die niederländische Bevölkerung und beantworten die Fragebögen online. Für diesen Datensatz wurden LISS-Teilnehmer ab 16 Jahren vom 20. bis zum 31. März befragt. 5.453 Personen haben den Fragebogen vollständig ausgefüllt. Für Deutschland liegen noch keine umfassenden Daten vor, erste Tendenzen lassen sich aber ablesen. Die deutschen Daten werden ebenfalls über eine Online-Umfrage mit Hilfe von GESIS, dem Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften, abgefragt.

Filed Under: Research Tagged With: COVID-19, home office, telecommuting, telework

Akzeptanz der Ausgangssperren hängt von Erwartungen an die Dauer ab

March 30, 2020 by Mark Fallak

Der Ausbruch des Coronavirus bedeutet massive Einschnitte in das Leben von Millionen Menschen weltweit. Zahlreiche Länder haben inzwischen strenge Maßnahmen zur Selbstisolierung (wie Schulschließungen und Ausgangssperren) eingeführt, um die Ansteckungsrate zu verlangsamen. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen hängt entscheidend von der Einhaltung der Vorschriften durch die Bürger ab. Dabei spielen diverse Faktoren wie Risikobewusstsein, Klarheit der Regeln, Strafen für Verstöße, Vertrauen gegenüber Behörden und Kosten der Isolation eine Rolle.

In einem aktuellen IZA-Forschungspapier weisen Guglielmo Briscese, Nicola Lacetera, Mario Macis und Mirco Tonin auf einen weiteren maßgeblichen Aspekt hin: die Erwartungen der Menschen, wann die Isolationsmaßnahmen enden werden. Während Länder wie China keine konkreten Fristen nannten, kündigten andere Länder wie Italien an, einen Großteil der Maßnahmen zu einem bestimmten Datum aufzuheben.

Repräsentative Umfrage zu den Erwartungen und Absichten der Italiener

In einer repräsentativen Befragung der italienischen Bevölkerung ermitteln die Autoren die Bereitschaft, sich an die geltenden Ausgangssperren zu halten, wenn diese (i) um einige Wochen, (ii) einige Monate oder (iii) auf unbestimmte Zeit („soweit erforderlich“) verlängert würden. Zudem fragten sie ab, wie bekannt die Regeln sind und inwieweit die Befragten davon ausgehen, dass sich andere daran halten.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Erwartungen an das Enddatum entscheidend für die Akzeptanz der Selbstisolierungsmaßnahmen sind. Würden die Beschränkungen früher als erwartet aufgehoben, würden die Menschen ihre Isolationsbemühungen sogar verstärken. Dauern die Maßnahmen länger an als zunächst angekündigt, sinkt die Akzeptanz deutlich (siehe Abbildung).

Weitere Details zur Studie finden Sie hier in englischer Sprache.

Filed Under: Research Tagged With: compliance, coronavirus, COVID-19, expectations, lockdown, self-isolation

Frauen scheuen häufiger die große Bühne

March 16, 2020 by Mark Fallak

Vorträge vor großem Publikum zu halten ist nicht jedermanns und erst recht nicht jederfraus Sache, wie ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Maria De Paola, Rosetta Lombardo, Valeria Pupo und Vincenzo Scoppa zeigt. In einem Feldexperiment mit über 500 Studierenden einer italienischen Universität untersuchte das Ökonomenteam, wie sich Männer und Frauen in der Bereitschaft zum öffentlichen Auftritt unterscheiden.

Die Studierenden konnten ihre Prüfungsnote durch eine mündliche Präsentation aufbessern. Per Zufall wurde dabei variiert, ob der freiwillige Vortrag als Einzelgespräch mit der Lehrkraft oder im Hörsaal vor über 100 Kommilitonen stattfinden würde. Während 43 Prozent der Frauen von der Möglichkeit zum Einzelgespräch Gebrauch machten, ließen sich nur 25 Prozent auf die Präsentation vor Publikum ein. Bei den Männern lag die Teilnahmequote in beiden Fällen bei rund 39 Prozent.

Soziale Normen entscheidender als Persönlichheit

Die Forscher untersuchten auch die Persönlichkeitsmerkmale der Probanden, fanden jedoch keine systematischen Unterschiede, etwa mit Blick auf Risikoneigung oder Selbstbewusstsein, die den Geschlechterunterschied beim Präsentationsverhalten erklären könnten. Eine Online-Befragung ergab, dass auch stärkere Anreize oder eine längere Vorbereitungszeit die Vortragsbereitschaft der Frauen nicht nennenswert erhöht hätten.

Daher sprechen die Erkenntnisse nach Einschätzung der Autoren dafür, dass die bei Frauen ausgeprägtere Rampenlichtscheu keine Frage der Persönlichkeit oder der Leistungsfähigkeit sei, sondern vielmehr auf tiefer verankerten sozialen Normen beruhe. Da freies Reden vor größeren Gruppen als Kernkompetenz für Führungskräfte gelte, könnten sich Karrierenachteile für Frauen auf diese Weise verstärken.

Umgekehrt wirkt sich eine Abkehr von traditionellen Rollenbildern offenbar positiv auf das Präsentationsverhalten von Frauen aus: In dem Experiment waren Töchter berufstätiger Mütter eher bereit, vor der großen Gruppe vorzutragen. Dieser Befund deckt sich mit früherer IZA-Forschung, nach der sich egalitärere Geschlechternormen auf den Nachwuchs übertragen.

Filed Under: Research Tagged With: anxiety, career, gender gap, public speaking, university

Männliche Studenten handeln häufiger bessere Noten aus

March 12, 2020 by Mark Fallak

Als Ursache für die Gehaltslücke zwischen den Geschlechtern wird oft die geringere Verhandlungsbereitschaft von Frauen genannt. Dass Männer sich durch offensiveres Verhandeln Vorteile verschaffen, zeigt sich laut einem aktuellen Forschungspapier der IZA-Fellows Cher Li und Basit Zafar schon während des Studiums. Anhand von internen Daten einer US-Universität zur Benotungspraxis ermitteln die Forscher, dass männliche Studierende im Vergleich zu ihren Kommilitoninnen mit 18,6% höherer Wahrscheinlichkeit eine nachträgliche Aufwertung ihrer Kursnote aushandeln.

Systematische Unterschiede in den beobachtbaren Merkmalen der Studierenden und der belegten Kurse können die Autoren als Erklärung ebenso ausschließen wie eine Ungleichbehandlung durch das Lehrpersonal: Befragungsdaten zeigen, dass die Erfolgsaussichten bei Verhandlungen um eine bessere Note für männliche und weibliche Studierende etwa gleich hoch sind. Vielmehr lässt sich die Diskrepanz dadurch erklären, dass Männer schlicht häufiger verhandeln.

Geringeres Selbstvertrauen

Um die Gründe genauer zu analysieren, führten die Autoren ein Verhaltensexperiment mit über 500 Studierenden durch: In einem IQ-Test mit 20 Fragen konnten die Probanden je nach Abschneiden einen entsprechend hohen Geldgewinn erzielen. Bei jeder Frage mussten sie angeben, wie sicher sie sich bei der Antwort waren. Die Benotung erfolgte auf Basis von drei zufällig ausgewählten Testfragen. Anschließend ermittelten die Forscher, wie viel die Teilnehmer zu zahlen bereit waren, um den kompletten Test auswerten zu lassen und so möglicherweise eine bessere Note zu erreichen.

Dabei zeigte sich, dass rund die Hälfte der männlichen, aber nur ein Drittel der weiblichen Versuchsteilnehmer eine Neubewertung der Note verlangten, wenn damit Kosten verbunden waren. Ein Teil dieses Geschlechterunterschieds lässt sich damit erkären, dass die weiblichen Testpersonen weniger Vertrauen in ihre eigene Leistung hatten und sich bei den richtig beantworten Fragen unsicherer waren.

Die Umfrageergebnisse zeigen außerdem, dass weibliche Studierende Verhandlungen um die Note eher als unangenehm empfinden. Nach Einschätzung der Forscher könnte dies zu Nachteilen beim Berufseinstieg führen, wenn männliche Absolventen mit objektiv gleicher Leistung durch Nachverhandlungen einen besseren Notendurchschnitt erlangen. Daher könne es sinnvoll sein, Lehrkräfte stärker für die weibliche Verhandlungsscheu zu sensibilisieren und die Benotungspraxis transparenter zu gestalten.

Filed Under: Research Tagged With: college, education, gender differences, gender gap, grades, negotiation

Wer die besten Chancen auf einen Praktikumsplatz hat

February 28, 2020 by Mark Fallak

Betriebspraktika während des Studiums dienen oft als Sprungbrett in reguläre Beschäftigung und können zu langfristigen Einkommensvorteilen führen. Der Arbeitsmarkt für Praktikanten ist jedoch in der ökonomischen Forschung bislang kaum untersucht. Diese Lücke füllt jetzt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von David Jaeger, John Nunley, Alan Seals, und Eric Wilbrandt mit einer umfangreichen Analyse des Praktikumsmarkts in den USA.

Zunächst untersuchten die Autoren regionale Unterschiede bei den Arbeitsinhalten und der Bezahlung von Praktika. Die Auswertung von rund 30.000 Stellenanzeigen auf einem Online-Portal für Betriebspraktika zeigt unter anderem, dass die Praktikumsangebote eng mit der lokalen Arbeitsmarktlage zusammenhängen: Je geringer die Arbeitslosigkeit vor Ort, desto besser werden Praktikanten entlohnt. Generell handelt es sich eher um bezahlte Praktika, je mehr das Aufgabenspektrum einem regulären Job ähnelt. In Regionen mit höherem Mindestlohn ist der Anteil unbezahlter Praktika größer.

Fiktive Bewerberprofile

Um zu ermitteln, nach welchen Kriterien die Unternehmen ihre Praktikanten aussuchen, erstellten die Forscher 576 fiktive Bewerberprofile, mit denen sie sich auf auf über 11.000 Praktikumsangebote bewarben. Neben den Qualifikationen und Vorerfahrungen variierten sie dabei auch die ethnische Herkunft der fiktiven Bewerber, indem sie Namen verwendeten, die mit unterschiedlicher Hautfarbe assoziiert werden.

Insgesamt stießen sechs Prozent der Bewerbungen auf Interesse der Arbeitgeber in Form einer Einladung zum Vorstellungsgespräch oder der Anforderung weiterer Informationen. Bei unbezahlten Praktika kamen die Bewerber erwartungsgemäß eher zum Zuge: Mit acht Prozent fiel der Anteil positiver Rückmeldungen doppelt so hoch aus wie bei bezahlten Praktika. Zwischen Vollzeit- und Teilzeitpraktika gab es keinen nennenswerten Unterschied. Am geringsten waren die Aussichten bei Praktika, die inhaltlich einem regulären Job am nächsten waren, da die Unternehmen hierfür vermutlich eine sehr eng gefasste Zielgruppe im Auge haben.

Mangelnde Chancengleichheit

Beim Vergleich der Erfolgschancen der unterschiedlichen Bewerberprofile zeigten sich Vorteile vor allem für Bewerber mit vorheriger Praktikumserfahrung. Aber auch die geografische Nähe zum Unternehmen und die Passgenauigkeit der Qualifikationen spielten eine Rolle. BWL-Studenten hatten statistisch die besten Chancen, wobei Kenntnisse in Datenanalyse überraschenderweise keinen Vorteil bedeuteten.

Die Bewerber mit „typisch schwarzen“ Namen (Darius Jackson und Xavier Washington) waren gegenüber ihren „weißen“ Mitbewerbern (Wyatt Schmidt und Colin Johansson) bei ansonsten gleichem Lebenslauf im Nachteil: Sie erhielten im Schnitt rund ein Viertel weniger Rückmeldungen.

Auffällig waren die Unterschiede insbesondere bei unbezahlten Praktika. Nach Einschätzung der Autoren spielt für Arbeitgeber offenbar eine Rolle, inwieweit sie den Bewerbern zutrauen, sich für die Dauer des Praktikums aus eigenen Mitteln finanzieren zu können. So könnten sich bestehende Ungleichheiten verstärken, wenn wohlhabendere Studenten leichter an Praktika kommen, die wiederum Vorteile für weitere Praktika und die spätere Karriere bringen. Mit Blick auf die Chancengleichheit könne es daher sinnvoll sein, benachteiligten Studenten die Aufnahme unbezahlter Praktika durch anderweitige finanzielle Unterstützung zu erleichtern.

Filed Under: Research Tagged With: discrimination, internship, unemployment, work experience

Berufseinstieg bei großen Unternehmen zahlt sich langfristig aus

February 26, 2020 by Mark Fallak

Großbetriebe zahlen aus verschiedenen Gründen höhere Löhne und Gehälter als kleine Unternehmen. Zugleich bieten sie Berufseinsteigern tendenziell bessere Entwicklungsmöglichkeiten, die sich auch nach einem späteren Jobwechsel positiv auf das Verdienstpotenzial auswirken. Diesen Zusammenhang belegt Jaime Arellano-Bover in einem aktuellen IZA-Forschungspapier.

Auf Basis umfangreicher Daten der spanischen Sozialversicherung analysierte der Yale-Ökonom den Werdegang von Berufseinsteigern der Jahre 1985-2003. Dabei zeigte sich zunächst ein klarer Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße des ersten Arbeitsgebers und dem im weiteren Karriereverlauf erzielten Einkommen (siehe Grafik).

Grafik: Positive Korrelation zwischen Lebenseinkommen und Unternehmensgröße beim Berufseinstieg

Doch ist die Unternehmensgröße ursächlich für diesen Zusammenhang? Oder suchen sich die produktivsten Nachwuchskräfte Einstiegsjobs bei größeren Unternehmen? Um die Frage nach der Kausalität zu beantworten, berücksichtigte Arellano-Bover konjunkturell unabhängige Veränderungen in den Stellenangeboten für Berufseinsteiger. Dabei nutzte er den Umstand, dass nach dem EU-Beitritt Spaniens 1986 sowohl die Anzahl als auch die regionale Verbreitung von Betrieben mit mehr als 250 Beschäftigten zunahm.

Die Analyse zeigt, dass die Unternehmensgröße tatsächlich der ausschlaggebende Faktor war: Wenn zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs die Arbeitsnachfrage von Großunternehmen in der Region im Vergleich zu kleineren Betrieben besonders hoch war, profitierten die jeweiligen Absolventenjahrgänge langfristig von höheren Löhnen und Beschäftigung. Besonders ausgeprägt war der Effekt bei Arbeitsmarktneulingen mit geringerer Qualifikation und außerhalb der großen Ballungszentren.

Die Einkommensvorteile blieben auch nach späteren Jobwechseln bestehen. Der Studie zufolge zahlen sich die beim ersten Arbeitgeber erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten langfristig aus. Dass diese in größeren Unternehmen wertvoller zu sein scheinen, führt der Autor unter anderem auf bessere Weiterbildungsangebote und eine insgesamt produktivere Arbeitsumgebung zurück. Zudem sei es leichter, aus einem Beschäftigungsverhältnis in einem Großbetrieb heraus einen gut bezahlten Anschlussjob zu finden.

Filed Under: Research Tagged With: career, entry job, firm size, job search, lifetime income, skills

Hightech-Firmen nutzen staatliche Fördergelder für Gehaltserhöhungen

February 21, 2020 by Mark Fallak

Wie nutzen Unternehmen unerwartete Mehreinnahmen? Theoretisch könnten sie die Dividende steigern, neue Maschinen kaufen, mehr Mitarbeiter einstellen oder die Gehälter anheben. Was tatsächlich passiert, lässt sich in der Praxis schwer beobachten, weil zusätzliches Geld in der Regel nicht vom Himmel fällt, sondern auf Produktivitätssteigerungen zurückgeht.

Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Sabrina T. Howell und J. David Brown betrachtet daher den speziellen Fall eines plötzlichen, von der Arbeitsproduktivität unabhängigen Geldsegens: Im Rahmen des US-Forschungsförderprogramms Small Business Innovation Research (SBIR) können sich kleine Unternehmen aus der Hightech-Branche für staatliche Fördermittel bewerben. Dabei handelt es sich um eine Art Anschubfinanzierung für Innovationen, die jedoch nicht an ein bestimmtes Projekt gebunden ist und deren Verwendung nicht überprüft wird. Indem die Forscher erfolgreiche mit erfolglosen Antragstellern verglichen, konnten sie ermitteln, wofür die geförderten Unternehmen die zusätzlichen Mittel einsetzten.

Gehaltsverzicht wird in besseren Zeiten belohnt

Die Analyse zeigt, dass ein Großteil der Fördergelder unmittelbar in die Gehälter der Belegschaft floss. Die Aufteilung unter den Beschäftigten richtete sich dabei nicht nach deren Position im firmeninternen Gehaltsgefüge, sondern in erster Linie nach der Betriebszugehörigkeit: Je länger ein Mitarbeiter bereits beim Unternehmen beschäftigt war, desto größer der Lohneffekt. Neueinstellungen nach der Förderzusage profitierten hingegen nicht von höheren Einstiegsgehältern.

Eine Umfrage unter den Managern der geförderten Betriebe bestätigte die Vermutung der Forscher, dass bei den Gehaltsverhandlungen in kleineren Hightech-Firmen die Praxis des „Backloading“ weit verbreitet ist: Solange die Finanzlage des Unternehmens angespannt ist, geben sich die Mitarbeiter mit niedrigen Gehältern zufrieden – mit der Aussicht, am späteren Unternehmenserfolg entsprechend finanziell zu partizipieren.

Filed Under: Research Tagged With: cash flow, earnings, employees, grant, innovation, rent-sharing, wages

Wirtschaftskrisen schaden der Gesundheit langfristig

February 17, 2020 by Mark Fallak

Der persönliche Lebenserfolg hängt nicht nur von eigener Anstrengung ab, sondern in hohem Maße von glücklichen Umständen. Dazu zählt neben dem Elternhaus auch die gesamtwirtschaftliche Lage während wichtiger Lebensphasen – von der frühen Kindheit bis zum Arbeitsmarkteinstieg. Zwei aktuelle IZA-Forschungspapiere liefern neue Erkenntnisse zu den gesundheitlichen Folgen von Wirtschaftskrisen während dieser Phasen.

Hochschulabsolventen in Rezessionen sterben früher

Dass der Arbeitsmarkteinstieg in Krisenzeiten zu langfristigen Einkommensnachteilen führt, ist bereits vielfach belegt (ein Beitrag für die IZA World of Labor fasst den Forschungsstand zusammen). Eine neue Studie von Hannes Schwandt und Till von Wachter zeigt jetzt erstmals anhand von umfangreichen Daten aus den USA, dass damit auch ein deutlich erhöhtes Sterblichkeitsrisiko in mittlerem Alter einhergeht.

Die Autoren untersuchten den Werdegang von Geburtenjahrgängen, die während der US-Wirtschaftskrise in den frühen 1980er Jahren in den Arbeitsmarkt einstiegen. Unter Berücksichtigung anderer möglicher Einflussfaktoren ergab der Vergleich mit anderen Jahrgängen, dass die von der Rezession betroffenen Berufseinsteiger eine höhere Sterblichkeit aufwiesen. Wie die Grafik veranschaulicht, setzt der Effekt bereits mit Ende 30 ein und nimmt bis zum Alter von 50 Jahren noch deutlich zu.

Ausschlaggebend war das vermehrte Auftreten von Herzkrankheiten, Lungenkrebs, Leberschäden und Drogenmissbrauch. Auch auf die familiäre Konstellation wirkte sich das „Pech“ des ungünstigen Arbeitsmarkteinstiegs aus: Die Betroffenen waren mit höherer Wahrscheinlichkeit unverheiratet oder geschieden und blieben häufiger kinderlos.

Mehr Risikogeburten in Krisenzeiten

Schwere Rezessionen bedeuten auch für werdende Mütter oft wirtschaftliche Nöte. Darunter leidet  nach den Erkenntnissen von Mevlude Akbulut-Yuksel, Seyit Mumin Cilasun und Belgi Turan die Säuglingsgesundheit, insbesondere in einkommensschwachen Familien.

Um den Effekt messen zu können, nutzt die Studie Daten aus der Türkei für den Zeitraum 2001-2008, als das Land eine Wirtschaftskrise durchlief, von der einzelne Regionen unterschiedlich betroffen waren. So konnten die Forscher die regionale Wirtschaftslage berücksichtigen und die in Krisenzeiten geborenen Kinder mit ihren Geschwistern vergleichen.

Die Analyse zeigt, dass in der Wirtschaftskrise der Anteil an Frühgeborenen und Säuglingen mit geringem Geburtsgewicht anstieg, was früheren IZA-Studien zufolge langfristige negative Effekte auf Bildungserfolg, Einkommen und Gesundheit im Erwachsenenalter hat.

Filed Under: Research Tagged With: birth, crisis, labor market entry, mortality, recession

Positive Berichterstattung fördert die Steuermoral

February 12, 2020 by Mark Fallak

Schlechte Nachrichten verkaufen sich besser als gute, weil sie stärkere Reaktionen bei den Menschen hervorrufen. Das gilt auch für die mediale Berichterstattung zu wirtschafts- und haushaltspolitischen Themen: Fälle von Steuerverschwendung eignen sich eher für eine Schlagzeile als Erfolgsmeldungen über eine gesellschaftlich faire und wirtschaftlich effiziente Verwendung von Staatsausgaben.

Diese „Negativitätsverzerrung“ untergräbt nicht nur das Vertrauen in die Politik, sondern wirkt sich auch auf die Bereitschaft zur Steuerehrlichkeit aus, wie ein tschechisch-italienisches Forscherteam in einem Laborexperiment bestätigt hat. Die Studie von Miloš Fišar, Tommaso Reggiani, Fabio Sabatini, and Jiří Špalek ist als IZA-Forschungspapier erschienen.

In dem Experiment konnten 240 Probanden mit dem Lösen verschiedener Aufgaben Geld verdienen. Von ihrem anschließend selbst deklarierten Einkommen wurden Steuern einbehalten, die allen Versuchsteilnehmern zugute kamen. Gaben die Teilnehmer ihr persönliches Einkommen falsch an, bestand ein geringes Risiko, im Rahmen einer „Steuerprüfung“ erwischt zu werden und Strafzahlungen leisten zu müssen.

Positivere Wahrnehmung der Rolle des Staates

Während des Experiments bekamen die Teilnehmer auf ihren Bildschirmen reale Nachrichtenmeldungen eingeblendet. Eine zufällig ausgewählte Teilnehmergruppe erhielt negative Meldungen (z.B. zum Haushaltsdefizit oder zur mangelnden Effizienz im öffentlichen Dienst), eine weitere Gruppe bekam positive Nachrichten (z.B. zur staatlichen Wohnungsförderung). Der dritten Gruppe wurden neutrale Nachrichten ohne wirtschaftspolitische Relevanz angezeigt (z.B. zu einer Hundeschau).

Die Auswertung zeigt, dass positive Meldungen die Bereitschaft zur vollständigen Versteuerung des erzielten Einkommens im Schnitt um 23 Prozentpunkte steigerten. Im Vergleich zu neutralen Nachrichten hatte negative Berichterstattung kaum Einfluss auf die Steuermoral. Die Autoren sehen darin eine Bestätigung, dass negative Meldungen zur staatlichen Ausgabenpolitik eher als „Normalfall“ wahrgenommen werden.

Gelänge es, diese „Spirale des Zynismus“ durch mehr gute Nachrichten zu durchbrechen, so die Forscher, könnte es zu einer positiven Rückkopplung kommen: Eine verbesserte Steuermoral würde den haushaltspolitischen Spielraum vergrößern und dadurch – im Idealfall – wiederum Anlass für weitere Erfolgsmeldungen bieten.

Filed Under: Research Tagged With: fiscal policy, media bias, tax compliance

  • Vorige Seite
  • Page 1
  • …
  • Page 17
  • Page 18
  • Page 19
  • Page 20
  • Page 21
  • …
  • Page 49
  • Nächste Seite

Primary Sidebar

© 2013–2025 Deutsche Post STIFTUNGImpressum | DatenschutzerklärungIZA