Ein IZA-Forschungspapier von Johannes Abeler, Armin Falk und Fabian Kosse, das jetzt in der Fachzeitschrift The Economic Journal erschienen ist, untersucht den Einfluss von Elternhaus und Erziehung auf das Lügenverhalten von Kindern. Zudem zeigt die Studie, wie sich die Neigung zur Wahrheit positiv beeinflussen lässt.
In einem Experiment sollten die Kinder eine Würfelzahl vorhersagen, wobei sie unbeobachtet blieben und daher unbestraft schummeln konnten. Die statistische Auswertung zeigt, dass Kinder aus Haushalten mit hohem sozioökonomischem Status weniger zur Unwahrheit neigen. Ein warmer Erziehungsstil und ein hohes Maß an Vertrauen im familiären Umfeld fördern ebenfalls die Ehrlichkeit.
Allerdings ist die Tendenz zum Lügen durch gezielte Maßnahmen beeinflussbar. So führte die Teilnahme am Mentoring-Programms „Balu und Du“ zu einem nachhaltigen Anstieg der Ehrlichkeit bei Kindern – auch Jahre nach Ende des Programms. Ehrenamtliche Mentoren verbrachten über ein Jahr hinweg einmal pro Woche Zeit mit den Kindern, um gemeinsame Aktivitäten wie Kochen oder Sport zu unternehmen.
Ziel des Programms ist es, den Kindern ein vertrauensvolles Umfeld und eine positive Bezugsperson zu bieten, was nachweislich zu mehr Ehrlichkeit führte. Während in der Kontrollgruppe 58 Prozent der Kinder schummelten, lag dieser Anteil in der Gruppe der Programmteilnehmer bei nur 44 Prozent. Der Effekt ist ähnlich groß wie der Unterschied zwischen Jungen und Mädchen.
Die langfristigen Auswirkungen dieser Maßnahme untermauern, dass frühkindliche Interventionen nicht nur die schulischen Leistungen, sondern auch das soziale und moralische Verhalten von Kindern positiv beeinflussen können.