Soziale Interaktionen und Netzwerke prägen den Austausch von Informationen zwischen Menschen und beeinflussen somit auch ökonomische Entscheidungen. Dass die Zugehörigkeit zum „richtigen“ Netzwerk die eigene Karriere fördert, ist eine Binsenweisheit. In der Praxis lässt sich dieser Zusammenhang jedoch meist schwer nachweisen. Das gilt etwa für die Frage, ob Arbeitnehmer davon profitieren, wenn der Chef aus der gleichen Heimatstadt oder Region stammt. Denn ob ein Mitarbeiter nur deswegen eingestellt oder befördert wird, lässt sich aus den Personaldaten nicht ablesen.
IZA-Forscher Tommaso Colussi hat daher gemeinsam mit Livio Romano vom italienischen Arbeitgeberverband Confindustria einen innovativen Ansatz verfolgt und sich auf die Betrachtung von Betriebsübernahmen durch Fremdfirmen konzentriert. In diesen Fällen hatte der neue Chef keinen Einfluss auf die Zusammensetzung der bestehenden Belegschaft, wohl aber auf deren Weiterbeschäftigung und künftige Entlohnung.
Kungelei oder positiver Netzwerkeffekt?
Anhand von Sozialversicherungsdaten aus der Region Venetien analysierten die beiden Ökonomen die Beschäftigungs- und Lohndynamik in den übernommenen Betrieben. Tatsächlich zeigte sich: Stammt ein Arbeitnehmer aus der gleichen Stadt wie der neue Chef, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass er seinen Job behält.
Der Vorteil des gemeinsamen Geburtsortes ist bei Führungskräften besonders ausgeprägt: Sie profitierten im Vergleich zu einfachen Angestellten und Arbeitern nicht nur von einer fünfmal höheren Wahrscheinlichkeit, weiterbeschäftigt zu werden, sondern auch von tendenziell höherer Entlohnung. Je kleiner die gemeinsame Heimatstadt, desto größer dieser „Netzwerkeffekt“.
Was auf den ersten Blick nach „Kungelei“ aussieht, hat für das Unternehmen durchaus handfeste Vorteile: Die Forscher fanden ebenfalls heraus, dass die übernehmende Firma ein geringeres Insolvenzrisiko aufweist, wenn diese Form von Lokalpatriotismus bei der Unternehmensführung eine Rolle spielt. Diesen Befund erklären die Autoren damit, dass das Risiko „falscher“ Personalentscheidungen potenziell abnimmt, wenn zwischen den Beteiligten auch informelle soziale Verbindungen bestehen.
Gemeinsame Sprache verbindet
Ein früheres IZA-Paper hatte den Zusammenhang zwischen regionalen Gemeinsamkeiten und wirtschaftlichen Verflechtungen bereits unter dem sprachlichen Aspekt untersucht. Demnach kommt es zwischen Geschäftspartnern, die den gleichen Dialekt sprechen, eher zum erfolgreichen Vertragsabschluss.