Arbeitslose möglichst schnell wieder in Beschäftigung zu bringen ist ein Kernziel der aktiven Arbeitsmarktpolitik. In vielen Ländern hat sich inzwischen das Prinzip „Fördern und Fordern“ etabliert: Einerseits werden Arbeitslose durch gezielte Betreuung bei der Jobsuche unterstützt, andererseits wird ein Mindestmaß an Suchanstrengungen konsequent eingefordert. Doch nicht immer führt die erfolgreiche Wiedereingliederung zu nachhaltigen Beschäftigungsverhältnissen, wie zwei aktuelle IZA-Forschungspapiere auf Basis von Schweizer Daten zeigen.
Fordern: Strengere Vorgaben verkürzen die Arbeitslosigkeit
Die Studie von Patrick Arni und Amelie Schiprowski untersucht, wie sich eine höhere Anzahl an monatlich geforderten Bewerbungen auf das Verhalten der Arbeitsuchenden, die Arbeitslosigkeitsdauer und die Wiederbeschäftigungschancen hat. Die Autoren werteten Daten der Schweizer Arbeitslosenversicherung aus den Jahren 2010-2014 aus und nutzen den Umstand, dass die Fallmanager einen gewissen Spielraum im Umgang mit den Bewerbungsvorgaben haben.
So konnte das Forscherteam ermitteln, dass pro zusätzlich geforderter Bewerbung die Arbeitslosigkeitsdauer in Schnitt um drei Prozent zurückging. Insbesondere bei geringqualifizierten und weniger motivierten Jobsuchenden entfalteten die strengeren Anforderungen ihre Wirkung. Allerdings zeigt sich auch ein leichter Rückgang bei der Jobstabilität: Die Dauer der Wiederbeschäftigung nahm pro zusätzlicher Bewerbung um 0,3 Prozent ab. Zudem kam es häufiger zu Sanktionen wegen Verstößen gegen die Mitwirkungspflicht.
Fördern: Bewerbungshilfe wirkt kurzfristig positiv, langfristig negativ
Die Studie von Lionel Cottier, Yves Flückiger, Pierre Kempeneers und Rafael Lalive analysiert ein Förderprogramm in Genf, das Langzeitarbeitslose zunächst im Bewerbungsprozess schulte und sie anschließend konkret bei der Stellensuche unterstützte. Die Programmteilnahme steigerte die Wiederbeschäftigung nach sechs Monaten um rund fünf Prozentpunkte gegenüber Nicht-Teilnehmern.
Innerhalb von einem Jahr verpuffen die positiven Arbeitsmarkteffekte der Maßnahme jedoch wieder. Nach drei Jahren lag die Beschäftigungsquote sogar deutlich unter der von Nicht-Teilnehmern. Die Autoren begründen den Effekt mit der vergleichsweise geringen Qualität der angenommenen Jobs. Dafür spricht auch, dass auffallend viele der erfolgreich vermittelten Arbeitslosen ihre Beschäftigung wieder beenden, sobald erneut ein Leistungsanspruch besteht.
Beide Studien zeigen, wie wichtig eine langfristige Betrachtung ist, um die Eingliederungserfolge verschiedener Formen aktiver Arbeitsmarktpolitik bewerten zu können.