Die Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007 hat nicht dazu geführt, dass sich Kinder ungleicher entwickeln als zuvor. Mit dem Elterngeld, das im Gegensatz zum vorherigen Erziehungsgeld nahezu alle Eltern in Anspruch nehmen können und nicht nur bestimmte Einkommensgruppen, verbanden Kritiker die Sorge, dass sich mit Blick auf die Entwicklung von Kindern die soziale Ungleichheit erhöhen würde.
Denn seit der Reform erhalten auch viele Familien mit mittleren und hohen Einkommen durch das Elterngeld nicht unerhebliche staatliche Leistungen im ersten Jahr nach der Geburt ihres Kindes. Somit können nun auch besser gebildete Mütter häufiger und länger vom Job pausieren und damit grundsätzlich mehr Erziehungszeit mit ihren Kindern verbringen.
Doch weder für Kinder bildungsnaher noch für Kinder weniger gebildeter Eltern zeigen sich statistisch signifikante Veränderungen der Elterngeldeinführung auf die kindliche Entwicklung, so das Ergebnis eines aktuellen IZA-Forschungspapiers von Mathias Hübener, Daniel Kühnle und C. Katharina Spieß. Die Studie beruht auf einer Auswertung von Schuleingangsuntersuchungen.
Nach Einschätzung der Autoren ist der Befund insofern eine gute Nachricht, als andere positiv zu beurteilende Effekte des Elterngeldes zumindest nicht durch eine zunehmende Ungleichheit in der kindlichen Entwicklung geschmälert würden.
Weniger alleinerziehende Mütter
Auf einen dieser positiven Effekte weist ein früheres IZA-Forschungspapier von Kamila Cygan-Rehm, Daniel Kühnle und Regina T. Riphahn hin: Da das Elterngeld nur dann beiden Partnern zugutekommt, wenn sie im gemeinsamen Haushalt leben, stieg durch die Reform die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder mit beiden Elternteilen zusammen aufwachsen.
Die Forscher verglichen Kinder, die kurz vor bzw. nach der Einführung des Elterngelds zum 1. Januar 2007 geboren wurden. Zur Kontrolle etwaiger saisonaler Einflüsse betrachteten sie außerdem Kinder gleicher Geburtsmonate. Auf diese Weise ließ sich ein positiver Effekt der Elterngeldreform auf das Zusammenleben der Eltern insbesondere für Familien feststellen, in denen die Mutter vor der Geburt erwerbstätig war und somit finanziell besonders vom Elterngeld profitierte.
Die Ergebnisse legen nahe, dass es sich dabei nicht um einen bloßen Mitnahmeeffekt handelt: Auch nach Ende des Elterngeldanspruchs blieben beide Eltern mit höherer Wahrscheinlichkeit im gemeinsamen Haushalt wohnen. Da Kinder alleinerziehender Mütter in vielen Lebensbereichen – von der Gesundheit bis zum Arbeitsmarkterfolg – benachteiligt sind, sprechen die Befunde dafür, dass die Elterngeldreform langfristig eher zu mehr Chancengleichheit in diesen Bereichen beitragen könnte.