“Sorry, kommt nicht wieder vor. Die zuständige Mitarbeiterin hat gegen unsere hausinternen Richtlinien verstoßen und wird umgehend gefeuert,“ schrieb sinngemäß der damalige Google-Chef Eric Schmidt 2005 in einer E-Mail an seinen Apple-Kollegen Steve Jobs, der mit einem Smiley antwortete.
Was war passiert? Jobs hatte sich beklagt, dass die Google-Personalabteilung versucht hatte, fähige Apple-Beschäftigte abzuwerben. Dabei bestand doch zwischen beiden Konzernen ein sogenanntes „no-poach agreement“, also eine Abmachung gegen das „Wildern“ der Personalrekrutierer in der Belegschaft des anderen.
Solche Nichtabwerbevereinbarungen waren damals unter einigen der führenden Digital-Unternehmen im Silicon Valley gang und gäbe, darunter auch Adobe, eBay und Intel. Die geheimen Absprachen sollten verhindern, dass die Personalkosten explodieren, weil hochqualifizierte Fachkräfte gegen ein höheres Gehalt zur Konkurrenz wechseln.
Unsichtbare Gehaltsdeckel
Für die Beschäftigten bedeutete diese Art von Wettbewerbsbeschränkung eine klare Schwächung ihrer Verhandlungsposition und Karrierechancen. Doch erst 2009 sorgte ein Whistleblower dafür, dass sich das US-Justizministerium einschaltete und dieser Praxis einen Riegel vorschob. Es kam zu jahrelangen Gerichtsverfahren, die in einem Vergleich über rund 435 Millionen Dollar endeten.
Aber ist damit der Schaden abgedeckt, den das „Arbeitgeberkartell“ verursacht hatte? Nicht annähernd, so das Fazit eines IZA-Forschungspapiers von Matthew Gibson. Er verglich die Gehaltsentwicklung in den Kartellunternehmen mit ähnlichen Arbeitgebern wie Amazon oder Microsoft, die keine solchen Geheimabsprachen getroffen hatten (weitere methodische Details und Zahlen hier).
Demnach führten die Absprachen im Schnitt zu Gehaltseinbußen von fünf Prozent, die Aktienboni fielen um fast die Hälfte geringer aus. Unterm Strich errechnete Gibson einen Schaden von mindestens 2,5 Milliarden Dollar – ein Vielfaches der gezahlten Entschädigungssumme. Auch die Volkswirtschaft insgesamt könne durch einen solchen Missbrauch der Arbeitgebermacht an Innovationskraft einbüßen, wenn Beschäftigte nicht dorthin wechseln können, wo sie am produktivsten wären, so der Experte.
Geringeres Lohnwachstum
Das gilt nicht nur für die hochbezahlte Tech-Branche: Eine frühere IZA-Studie von Alan Krueger und Orley Ashenfelter hatte am Beispiel von Franchise-Unternehmen wie Fastfood-Ketten gezeigt, dass die Mehrheit solcher Unternehmen den Beschäftigten verbietet, in andere Betriebe der gleichen Kette zu wechseln. Die Autoren gehen davon aus, dass Wettbewerbseinschränkungen wie diese dazu beigetragen haben, dass die Löhne und Gehälter in den USA trotz einer Rekordzahl an offenen Stellen im vergangenen Jahrzehnt nur schleppend gewachsen sind.