Der Zusammenhang ist nicht neu: Zahlreiche Untersuchungen weisen darauf hin, dass Jugendliche, die viel Zeit in den sozialen Medien verbringen, häufiger zu psychischen Problemen, emotionalem Stress und Verhaltensauffälligkeiten neigen. Allerdings sind die wenigsten Studien methodisch in der Lage, Ursache und Wirkung sauber voneinander zu trennen.
Zum einen könnten andere Einflussfaktoren wie Persönlichkeitsmerkmale oder familiärer Hintergrund gleichermaßen den Medienkonsum und die seelische Gesundheit beeinflussen. Zum anderen wäre ebenso denkbar, dass die Wirkung genau in die umgekehrte Richtung geht, wenn sich Teenager etwa aufgrund psychischer Probleme stärker in die Online-Welt zurückziehen.
Kausalität oder bloße Korrelation?
Um den Effekt des Medienkonsums weitestgehend von anderen Einflussfaktoren zu isolieren, nutzt ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Paul McNamee, Silvia Mendolia und Oleg Yerokhin umfangreiche Daten einer britischen Längsschnitterhebung, für die rund 40.000 Haushalte sowie deren Kinder im Alter von 10 bis 15 Jahren regelmäßig befragt werden.
Dadurch können die Forscher nicht nur Veränderungen im Zeitverlauf ermitteln, sondern darüber hinaus gezielt Kinder miteinander vergleichen, die sich in diversen Merkmalen (Alter, Geschlecht, ethnischer Hintergrund, familiäre Situation, soziales Umfeld, Risikoverhalten etc.) ähneln, aber hinsichtlich der Mediennutzung unterscheiden.
Maßvolle Nutzung hat positive Effekte
Die Analyse zeigt, dass die sozialen Medien erst ab einer täglichen Nutzungsdauer von vier Stunden das Selbstwertgefühl signifikant verringern und Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizite verstärken. Die psychische Gesundheit insgesamt verschlechtert sich auf einer Skala von 0 bis 8 und rund 0.5 Punkte. Mädchen sind davon stärker betroffen als Jungen, wobei der familiäre Hintergrund keine Rolle spielt.
Ein maßvoller Umgang mit den sozialen Medien (weniger als vier Stunden pro Tag) trägt hingegen positiv zur psychischen Gesundheit bei, insbesondere weil das Selbstbewusstsein und die subjektiv wahrgenommene Beliebtheit im Freundeskreis steigt. Die Forscher raten Eltern und Lehrern daher, soziale Medien nicht pauschal zu verteufeln, sondern die Kinder für die Risiken zu sensibilisieren und eine geeignete Balance zwischen Online- und Offline-Aktivitäten zu fördern.