Die Abschaffung des sogenannten „Mittelstandsbauchs“ ist ein Dauerbrenner in der politischen Diskussion um große Steuerreformen. Tatsächlich steigt der geltende deutsche Einkommensteuertarif im Bereich der mittleren Einkommen stark an. Würde eine Glättung des Tarifverlaufs also die Mittelschicht steuerlich entlasten und für mehr Beschäftigung sorgen, weil sich Arbeit stärker lohnt?
Ein aktueller IZA-Standpunkt von Nico Pestel, Reinhold Schnabel, Sebastian Siegloch, Eric Sommer und Alexander Spermann nimmt die „Glättung des Mittelstandsbauchs“ unter die Lupe und simuliert die Aufkommens- und Beschäftigungseffekte einer solchen Reform.
Der Analyse zufolge würden:
- hauptsächlich die oberen Teile der Mittelschicht profitieren (8./9. Dezil),
- die zusätzlichen Beschäftigungsanreize vergleichsweise gering ausfallen,
- die massiven Steuerausfälle nicht (realistisch) gegenfinanzierbar sein.
Während also vor allem Bevölkerungsgruppen von einer entsprechenden Reform profitieren würden, die kaum noch der Mittelschicht zugerechnet werden können, käme es zugleich zu massiven Steuerausfällen von mindestens 20 Milliarden Euro jährlich. Das enstpräche etwa 10 Prozent des gesamten Einkommensteueraufkommens pro Jahr.
Die Studie betrachtet deshalb auch mögliche Varianten einer Gegenfinanzierung, um Ausgabenkürzungen an anderer Stelle oder eine steigende Neuverschuldung des öffentlichen Haushalts zumindest teilweise zu vermeiden. Am Beispiel von Steuererhöhungen für Besserverdienende und der Streichung einiger großer Steuersubventionen zeigt sich allerdings, dass selbst dann die Gegenfinanzierung kaum realistisch ist und obendrein die Ziele der Reform sogar konterkariert werden könnten.