• Skip to primary navigation
  • Skip to content
  • Skip to primary sidebar

IZA Newsroom

IZA – Institute of Labor Economics

  • Home
  • Archiv
  • Presselounge
  • DE
  • EN
Research15. August 2014

Pappa Ante Portas: Wenn die Ehefrau unter dem Renteneintritt des Mannes leidet

Der Ruhestand bedeutet nicht nur für die Betroffenen einen tiefen Einschnitt, sondern mitunter für die ganze Familie. Häufig berichten Ehefrauen von Depressionen, Kopfschmerzen oder Schlaflosigkeit, nachdem ihre Männer aus dem Arbeitsleben ausgeschieden sind. Dieses Phänomen, auch als „Retired Husband Syndrome“ (RHS) bekannt, ist vor allem in Gesellschaften mit traditioneller Rollenverteilung verbreitet – etwa in Japan. Dort erregte RHS zwar schon mediale Aufmerksamkeit, wurde aber wissenschaftlich bislang kaum untersucht.

Anekdotisch kennt man das Problem auch hierzulande: Plötzlich ist der Mann den ganzen Tag zu Hause, leidet unter fehlender Beschäftigung, nörgelt herum und geht der Frau im wahrsten Sinne des Wortes auf den Geist. Bislang hatte sie den Tag „für sich“, nun hat sie rund um die Uhr den Gatten an ihrer Seite. Aber führt dieser Umstand wirklich zu handfesten körperlichen und psychischen Problemen? Oder ist das vermehrte Auftreten von Depressionen und anderen Erkrankungen womöglich eine bloße Nebenwirkung des Alterns?

In einem aktuellen IZA-Diskussionspapier beleuchten die Ökonomen Marco Bertoni und Giorgio Brunello das Phänomen näher. Tatsächlich fanden sie anhand von detaillierten Daten zur familiären und gesundheitlichen Situation von älteren Japanern heraus, dass die Pensionierung des Mannes die seelische Gesundheit der Ehefrau verschlechtert – und das in erheblichem Ausmaß. Für ihre Analyse nutzten sie eine Änderung der Gesetzgebung: Seit 2006 sind Unternehmen in Japan verpflichtet, Arbeitnehmer über 60 Jahre bis zum Erreichen ihres vollen Rentenanspruchs weiterzubeschäftigen. Dadurch kam es zu einer durchschnittlichen Erhöhung des faktischen Renteneintrittsalters.

Durch einen Vergleich der Alterskohorten vor und nach der Reform konnten die Forscher einen kausalen Zusammenhang zwischen Renteneintritt und dem Auftreten von RHS-Symptomen klar belegen. Ein zusätzliches Ruhestandsjahr des Mannes erhöhte das RHS-Risiko bei der Frau je nach Berechnungsmethode um 5,8 bis 13,7 Prozentpunkte.

Die naheliegende Vermutung, berufstätige Ehefrauen kämen mit der Pensionierung ihres Partners besser zurecht als Hausfrauen, widerlegen die Autoren. Im Gegenteil erhöht die eigene Erwerbstätigkeit der Frau sogar die Wahrscheinlichkeit, an RHS zu erkranken. Die Forscher vermuten, dass berufstätige Frauen umso gestresster sind, wenn sie nach dem Job noch die zusätzlichen Wünsche des unausgelasteten Ehepartners befriedigen müssen.

Ähnliche Symptome – Depressionen, Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit – treten übrigens auch beim Mann selbst auf. Allerdings lassen die untersuchten Daten keine Rückschlüsse darauf zu, inwieweit erst der verschlechterte Gesundheitszustand des Mannes ursächlich für das Auftreten von RHS bei der Ehefrau sein könnte.

Die Autoren leiten aus ihren Ergebnissen keine konkreten Politikvorschläge wie etwa eine Erhöhung des Renteneintrittsalters (für Männer) ab. Gleichwohl plädieren sie dafür, die ökonomische Diskussion nicht nur auf finanzielle Aspekte des Ruhestands zu fokussieren, sondern auch die psychischen Folgen des Ausscheidens aus dem Erwerbsleben stärker zu berücksichtigen – und zwar für beide Partner.

Download der Studie:

IZA Discussion Paper No. 8350 Pappa Ante Portas: The Retired Husband Syndrome in Japan Marco Bertoni, Giorgio Brunello

Diesen Artikel teilen

Share on X Share on Facebook Share on LinkedIn Share via e-mail
  • Depressionen
  • Ehefrauen
  • Japan
  • Kopfschmerzen
  • Pensionierung
  • Rentenanspruch
  • Renteneintrittsalter
  • Retired Husband Syndrome
  • RHS
  • Ruhestand
  • Schlaflosigkeit
  • Giorgio Brunello
  • Marco Bertoni
Voriger Eintrag
Zufällig
Nächster Eintrag

Reader Interactions

Primary Sidebar

Neueste Beiträge

  • 5. Mai 2025

    Tödliche Brexit-Folgen
  • 29. April 2025

    Wahlerfolge durch Katastrophenhilfe?
  • 27. März 2025

    Warum die USA so ungleich sind – und warum sich daran wenig ändern dürfte

Ähnliche Beiträge

  • 17. November 2015

    Früherer Renteneintritt für belastete Berufsgruppen?
  • 11. April 2016

    Führt technischer Fortschritt zu früherem Renteneintritt?
  • 16. August 2022

    Neue Erkenntnisse zur Messung von Einkommen und Lebensstandard
  • 
  • 
  • Archiv
  • 
  • Research
  • 
  • Pappa Ante Portas: Wenn die Ehefrau unter dem Renteneintritt des Mannes leidet

© 2013–2025 Deutsche Post STIFTUNGImpressum | DatenschutzerklärungIZA