Viele Menschen sehnen Monat für Monat den Tag herbei, an dem endlich das Gehalt auf dem Konto eingeht. Dann können sie nicht nur ihre Miete und andere Fixkosten begleichen, sondern mehr unternehmen und konsumieren. Doch Vorsicht: Dass Geld allein nicht glücklich macht, wussten wir schon. Dass der monatliche Gehaltseingang sogar lebensgefährlich sein kann, ist dagegen neu.
Genau das aber ist das Ergebnis eines neuen IZA-Diskussionspapiers von Elvira Andersson, Petter Lundborg und Johan Vikström. Ihre Studie analysiert die Sterblichkeit der schwedischen Beamten und Angestellten des öffentlichen Dienstes – immerhin 22% der erwerbstätigen Bevölkerung des ganzen Landes – in den Jahren 1995 bis 2000. Da das Datum der Gehaltauszahlung je nach Arbeitgeber variiert, konnten die Forscher ausschließen, dass ihre Beobachtungen auf einen „Datumseffekt“ statt auf die Zahlung selbst zurückzuführen sind.
Das Ergebnis ist beunruhigend: Am Zahltag schnellte die Sterblichkeitsrate unter den Staatsbediensteten um 23% in die Höhe. Vor allem tödlich endende Kreislaufstörungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle traten deutlich häufiger auf als an „normalen“ Tagen. Junge Arbeitnehmer im Alter von 18 bis 35 Jahren lebten dabei am gefährlichsten: Ihre Sterblichkeitsrate stieg sogar um 164%. Hauptsächlich betroffen waren Geringverdiener, die eher unter „Liquiditätsengpässen“ leiden und daher besonders vom Geldsegen profitieren.
Ursächlich für die Häufung von plötzlichen Todesfällen ist nicht etwa – wie andere Studien nahelegen – ein exzessiver Alkohol- oder Drogenkonsum. Dieser spielt offenbar bei schwedischen Staatsdienern eine geringe Rolle. Vielmehr ist der ungewöhnliche Anstieg der Sterberate laut Studie darauf zurückzuführen, dass die Gehaltsempfänger „ökonomisch aktiver“ wurden und allgemein mehr konsumierten – beispielsweise durch Shoppingtrips, Restaurantbesuche oder Ausflüge. Solche Aktivitäten seien im Schnitt mit einem höheren Gesundheitsrisiko verbunden als der Alltag in den eigenen vier Wänden.
Nun könnte man vermuten, dass es dafür andere Phasen des Monats mit unterdurchschnittlich häufigen Todesfällen gibt, die den Gehaltseffekt wieder ausgleichen. Das ist laut Studie allerdings nicht der Fall. So schlussfolgern die Autoren, dass die Gehaltszahlung ein vorzeitiges Ableben befördert – und nicht nur zur Bündelung von Todesfällen am Zahltag führt. Rechnet man die Ergebnisse auf die gesamte Erwerbsbevölkerung Schwedens hoch, so sterben jährlich rund 100 Menschen einen verfrühten Tod infolge des Gehaltseingangs.