Spricht ein ungewöhnlich hoher Krankenstand für das Klischee des „faulen Beamten“? Dieser Frage gehen Stephanie Prümer und Claus Schnabel in einem kürzlich erschienenen IZA-Diskussionspapier nach. Die Forscher nutzen repräsentative Befragungsdaten aus dem Jahr 2012, die neben Angaben zu Fehlzeiten auch umfangreiche Informationen zu individuellen Merkmalen enthalten. Im Vergleich zur Privatwirtschaft bleiben Mitarbeiter im öffentlichen Dienst demnach tatsächlich häufiger der Arbeit fern.
Während nur 53 Prozent der Beschäftigten im Privatsektor mindestens einen Krankheitstag innerhalb der letzten zwölf Monate meldeten, waren es im öffentlichen Dienst immerhin 62 Prozent. Hier blieben die Beschäftigten außerdem pro Jahr durchschnittlich einen Tag mehr zu Hause.
Alter oder Arbeitszufriedenheit spielen geringere Rolle als angenommen
Als mögliche Begründung wird häufig auf strukturelle Unterschiede verwiesen, etwa den höheren Altersdurchschnitt und die andere Zusammensetzung der Belegschaften im öffentlichen Sektor. Die Daten sprechen jedoch gegen diesen Erklärungsansatz: Bereinigt um soziodemografische Merkmale, Gesundheitszustand, berufliche Tätigkeit und diverse Arbeitsplatzfaktoren bleibt immer noch eine Lücke von 5,6 Prozentpunkten.
Nach Einschätzung der Autoren dürften daher vor allem unbeobachtbare Faktoren – wie Motivation, Engagement oder Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber und Kollegen – für die Unterschiede bei den Fehlzeiten verantwortlich sein. Denkbar sei auch, dass im öffentlichen Dienst im Vergleich zu Wirtschaftsunternehmen, die im Wettbewerb bestehen müssen, weniger Druck auf die Mitarbeiter ausgeübt werde, ihre Fehlzeiten zu reduzieren.
Insgesamt falle die Diskrepanz zwischen Staatsdienern und vergleichbaren Beschäftigten in der freien Wirtschaft jedoch geringer aus als rein deskriptive Zahlen suggerierten. Insofern seien die Fehlzeiten kaum geeignet, das Beamten-Klischee zu untermauern.