Die Corona-Pandemie hat vor allem den Dienstleistungssektor hart getroffen, in dem typischerweise viele junge Menschen beschäftigt sind. Schon in früheren Wirtschaftskrisen hat sich gezeigt, dass Ausbildungsentscheidungen an die Aussichten auf dem Arbeitsmarkt angepasst werden, indem etwa Studienfächer mit vermeintlich besseren Jobchancen mehr Zulauf erhalten. Dass sich angesichts der durch Corona veränderten Arbeitsmarktlage viele Jugendliche bereits vor dem Schulabschluss umorientieren, zeigt ein aktuelles IZA-Forschungspapier aus Schweden.
Für ihre Studie werteten Aino-Maija Aalto, Dagmar Müller und J. Lucas Tilley umfangreiche Daten zu Bewerbungen auf weiterführende Schulen aus. Anders als in Deutschland können Jugendliche in Schweden nach der neunten Klasse zwischen verschiedenen akademischen und berufsorientierten Programmen wählen. In der ersten Runde des Bewerbungsverfahrens geben sie ihre Präferenzen an, die sie später noch einmal verändern können.
Der Beginn der Pandemie im Jahr 2020 fiel genau in die Phase zwischen diesen beiden Bewerbungsrunden. So konnten die Forschenden analysieren, wie sich die pandemiebedingten Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt auf die Erstwünsche bei der Wahl der Bildungszweige ausgewirkt hat. Um auszuschließen, dass es sich dabei um übliche Anpassungsprozesse handelt, verglichen sie die beobachteten Veränderungen mit den Bewerbungsrunden der Vorjahre.
Dabei zeigte sich, dass es bei den akademischen Programmen (etwa in den Geistes- und Naturwissenschaften) kaum Veränderungen gab, während einige zuvor beliebte Ausbildungsprogramme für Dienstleistungsberufe einen deutlichen Nachfragerückgang verzeichneten – für das Gastgewerbe sogar um acht Prozent, obwohl zu diesem Zeitpunkt das Ausmaß der Pandemie-Folgen für diesen Sektor noch gar nicht absehbar war.
Die Ergebnisse deuten also darauf hin, dass viele Jugendliche sehr frühzeitig auf Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt reagieren und ihre Berufsziele anpassen. Dadurch könnte sich in den betroffenen Branchen mittelfristig der Fachkräftemangel verschärfen, wenn nach der wirtschaftlichen Erholung der qualifizierte Nachwuchs ausbleibt.