Laut einer 2012 veröffentlichten Erhebung leidet rund ein Fünftel der Bevölkerung reicher Staaten unter chronischen Schmerzen. Obwohl die negativen gesundheitlichen Folgen mit hohen wirtschaftlichen Kosten verbunden sind, ist der Zusammenhang zwischen der Wirtschaftslage und dem Ausmaß an körperlichen Schmerzen in der Gesellschaft bislang kaum untersucht. Diese Forschungslücke füllt nun ein IZA-Forschungspapier von Andrew Oswald und Lucía Macchiat auf Basis von Daten zu etwa 1,3 Millionen Erwachsenen aus 146 Ländern.
Ökonomischen Standardmodellen zufolge sollten physische Schmerzen eher zunehmen, wenn die Wirtschaft boomt und die Menschen länger arbeiten. Doch die Studie ermittelt das genaue Gegenteil: Chronische Schmerzen sind während Rezessionen und hoher Arbeitslosigkeit in der Bevölkerung stärker verbreitet. Nach den Berechnungen der Autoren bedeutet ein Anstieg der Arbeitslosenquote um drei Prozentpunkte, dass der Anteil der Menschen mit chronischen Schmerzen um knapp einen Prozentpunkt zunimmt.
Die Arbeitslosigkeit selbst kann den Anstieg jedoch nicht erklären, da primär die arbeitende Bevölkerung betroffen ist. Die Forscher vermuten, dass die schlechtere Wirtschaftslage zu mehr mentalem Stress führt, der sich gerade bei Menschen mit psychischen Leiden auch in körperlichen Schmerzen äußern kann. Laut Studie leiden vor allem Frauen darunter. Mögliche Erklärungen beinhalten neben einer Zunahme an häuslicher Gewalt auch die im Durchschnitt schwächere Position von Frauen am Arbeitsplatz.