Dass mangelndes Vertrauen in die Beschäftigten vielerorts die Ausweitung von Homeoffice oder anderen flexiblen Arbeitsformen erschwert, ist in den Medien ein häufig diskutiertes Thema. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Adam Gill und Oskar Nordström Skans untersucht diesen Zusammenhang nun erstmals systematisch auf Basis umfangreicher Daten aus ganz Europa.
Die Studie misst das Vertrauen der Führungskräfte anhand der im European Social Survey gestellten Frage: „Glauben Sie, dass die meisten Menschen versuchen würden, Sie auszunutzen, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten?“ Die Auswertung zeigt, dass in Regionen mit hohem Vertrauen in andere Menschen – wie den nordischen Ländern, der Schweiz und den Niederlanden – Homeoffice vor und während der Pandemie intensiver genutzt wurde. In Ländern wie Bulgarien, Zypern oder der Slowakei, wo das Vertrauen geringer ist, blieb die Verbreitung von Remote-Arbeit hingegen vergleichsweise niedrig. Auch innerhalb einzelner Länder zeigen sich vergleichbare regionale Unterschiede.
Der direkte Zusammenhang zwischen Vertrauenskultur und Homeoffice-Verbreitung bleibt auch dann bestehen, wenn andere sozioökonomische und infrastrukturelle Faktoren wie Breitbandzugang, digitale Kompetenzen oder berufliche Tätigkeiten berücksichtigt werden. Die Ergebnisse legen daher nahe, dass das Vertrauen von Führungskräften der entscheidende Treiber für flexibles Arbeiten nicht nur während der Pandemie war, sondern angesichts des wachsenden Wunsches der Beschäftigten nach Autonomie in der zukünftigen Arbeitswelt eine noch zentralere Rolle auch für den Unternehmenserfolg spielen könnte.