Individueller Erfolg in Schule, Studium und Arbeitsmarkt hängt noch immer stark vom Bildungshintergrund und dem Einkommen der Eltern ab. Das Bildungssystem spielt daher eine zentrale Rolle für die Förderung von Chancengleichheit und sozialer Mobilität. Zwei aktuelle IZA Discussion Papers untersuchen, durch welche Art von Lernanreizen benachteiligte Schüler gezielt motiviert werden könnten, um soziale Ungleichheit bei den schulischen Leistungen zu verringern.
Monetäre und nicht-monetäre Anreize für Schüler
Mangelnde Motivation ist einer der möglichen Gründe für schlechte Noten benachteiligter Schüler. IZA Research Fellow Simon Burgess (Universität Bristol) hat daher gemeinsam mit Robert Metcalfe (Universität Chicago) und Sally Sadoff (UC San Diego) in einem aktuellen IZA Discussion Paper getestet, inwieweit sich die Motivation von Schülern durch finanzielle Anreize steigern lässt. Dabei wurden die Schüler nicht für gute Noten belohnt, wie es in anderen Experimenten mit mäßigem Erfolg versucht worden war, sondern für ihre Anstrengungen in vier für den Lernerfolg relevanten Bereichen: Anwesenheit, Hausaufgaben, Verhalten und Mitarbeit im Unterricht.
Die Forscher erhoben Daten von rund 10.000 Schülern der Abschlussklasse an 63 englischen Schulen in sozial schwachen Einzugsgebieten. Nach dem Zufallsprinzip wurden die Schulen in zwei Gruppen geteilt. Nur in der einen Gruppe wurden den Schülern Geldbeträge von bis zu 80 Pfund pro Quartal oder nicht-monetäre Anreize wie Ausflüge oder Fußballtickets in Aussicht gestellt, wenn ihnen gute Leistungen in den vier beurteilten Bereichen bescheinigt wurden.
Die Ergebnisse zeigen, dass sozial benachteiligte Schüler durch finanzielle Anreize ihre Leistung deutlich steigerten. Der Abstand zur Klassenspitze verringerte sich, und die Erfolgsquote bei der Abschlussprüfung erhöhte sich um rund zehn Prozentpunkte. Die nicht-monetären Anreize verursachten weniger Kosten, erzielten aber auch eine geringere Wirkung. Bei Schülern mit ohnehin hoher Motivation ließ sich kein Effekt feststellen, was laut den Autoren der Studie dafür spricht, Anreize gezielt auf Problemgruppen zu fokussieren.
Selbstgesteckte Lernziele für Studenten
In der zweiten Studie wählten die IZA-Fellows Damon Clark (UC Irvine), David Gill und Victoria Prowse (beide Purdue University) gemeinsam mit Mark Rush (University of Florida) einen subtileren Ansatz, um Studenten zu motivieren. Für ihr randomisiertes Experiment teilten sie 4.000 Studierende in zwei Gruppen auf. Die Teilnehmer der Versuchsgruppe sollten sich selber Ziele setzen, und zwar entweder Leistungsziele (z.B. Noten) oder Aufgabenziele (z.B. die Anzahl erledigter Übungsaufgaben), an die sie regelmäßig erinnert wurden.
Erkenntnisse der verhaltensökonomischen Forschung legen nahe, dass eigenständig gesetzte Ziele auch ohne finanzielle Anreize zu mehr Selbstdisziplin führen. Das Experiment zeigte jedoch, dass nur die Aufgabenziele eindeutig positive Effekte brachten: Die angestrebten Aufgaben wurden größtenteils erfüllt, was sich wiederum positiv auf die allgemeine Leistung in den Kursen auswirkte. Die Leistungsziele führten dagegen nicht verbreitet zu besseren Noten.
Beide Studien machen deutlich, wie evidenzbasierte Forschung dazu beitragen kann, durch geeignete bildungspolitische Instrumente die soziale Mobilität zu fördern. Monetäre Anreize können zwar wirken, erfordern jedoch einen hohen finanziellen Aufwand bei ungleich verteilten Effekten. Das Setzen von Zielen ist eine kostengünstige Alternative, aber auch hier hängt der Erfolg von der genauen Ausgestaltung ab.