Inwieweit sich der Arbeitsmarkterfolg über die Generationen hinweg „vererbt“, ist für Wissenschaft und Politik von Interesse, wenn es um Chancengleichheit und soziale Mobilität geht. Dass die Verdienstchancen eng mit dem Elternhaus zusammenhängen, ist inzwischen vielfach belegt. Bislang kaum erforscht ist jedoch, welche Rolle die Erwerbstätigkeit der Mutter für die generelle Erwerbsneigung der Kinder spielt.
In einem aktuellen IZA-Forschungspapier gehen Gabriela Galassi, David Koll and Lukas Mayr dieser Frage anhand von Daten der Langzeiterhebung National Longitudinal Survey of Youth in den USA nach. Die Forscher betrachten dabei die Erwerbsverläufe von 1.373 Müttern und 2.339 zugehörigen Kindern.
Enger Zusammenhang bei der Dauer der Erwerbstätigkeit
Die Analyse zeigt eine deutliche Korrelation zwischen der Erwerbstätigkeitsdauer von Müttern und Kindern, jeweils im Alter von 25 bis 45 Jahren. In Zahlen ausgedrückt: Für jedes zusätzliche Erwerbsjahr der Mutter verlängert sich die durchschnittliche Erwerbstätigkeit des Kindes statistisch betrachtet um elf Wochen. Selbst unter Berücksichtigung von Faktoren wie kognitive Fähigkeiten, Bildungsniveau und Wohlstand der Eltern, die das Verdienstpotenzial der Kinder und damit auch deren Arbeitsangebotsentscheidung beeinflussen, bleibt eine Korrelation, die sechs Wochen entspricht.
Der positive Zusammenhang zeigt sich vor allem bei Müttern ohne Hochschulbildung und mit geringem Einkommen. Er ist im Falle von Töchtern zwar ausgeprägter, lässt sich jedoch auch bei Söhnen nachweisen, ist also offenbar nicht allein eine Frage der Geschlechterrollen.
Positive Einstellung zur Erwerbsarbeit
Mit Blick auf mögliche Wirkungsmechanismen schließen die Autoren Netzwerkeffekte, berufsspezifisches Humankapital und lokale Arbeitsmarktbedingungen weitgehend aus. Mit anderen Worten: Die höhere Erwerbsneigung der Kinder rührt nicht daher, dass die Mütter ihnen aktiv Jobs verschaffen, zumal es bei den betrachteten Mutter-Kind-Paaren nicht ausschlaggebend war, ob sie im gleichen Beruf, der gleichen Branche oder überhaupt am gleichen Ort tätig waren.
Vielmehr sprechen die Ergebnisse für eine wichtige Vorbildfunktion von Müttern: Entscheidend sei nach Einschätzung der Autoren, dass Kinder die Berufstätigkeit der Mutter miterleben, um selbst eine „positive Einstellung“ zur Erwerbsarbeit zu entwickeln. Politische Maßnahmen zur Förderung sozialer Mobilität sollten daher noch stärker auf die Arbeitsmarktintegration von Müttern mit geringem sozioökonomischem Status abzielen, so die Schlussfolgerung der Forscher.