In der Schweiz sind Jugendliche bei der Ausbildungsentscheidung in hohem Maße von ihren Eltern abhängig. Für die 15- bis 16-Jährigen sind die Eltern nicht nur die wichtigsten Vorbilder und Ratgeber, sondern müssen durch ihre Unterschrift meist auch den Ausbildungsverträgen zustimmen.
In einem aktuellen IZA-Forschungspapier untersuchen Stefan Wolter and Thea Zöllner anhand eines Befragungsexperiments mit rund 6.000 Erwachsenen, inwieweit Geschlechterstereotype bei der elterlichen Empfehlung zur Berufswahl eine Rolle spielen.
Was soll das Kind mal werden?
Die Befragten wurden vor die Aufgabe gestellt, ihrem hypothetischen Kind zu einem von zwei Ausbildungsangeboten zu raten, an denen der Sohn bzw. die Tochter gleichermaßen interessiert sei. Aus einer Liste von über 100 Ausbildungsberufen wurden nach dem Zufallsprinzip jeweils ein männlich und ein weiblich dominiertes Berufsfeld zur Wahl gestellt, ohne dass die tatsächliche Geschlechterverteilung kenntlich gemacht wurde.
Während Töchter insgesamt eher ausgeglichene Empfehlungen erhielten, rieten die Befragten ihren hypothetischen Söhnen mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einem traditionell männerdominierten Beruf. Besonders ausgeprägt war dieses Muster bei männlichen Befragten ohne Hochschulabschluss, unabhängig von Alter und Familienstand.
Mit Blick auf die politischen Bemühungen um eine ausgewogenere Geschlechterverteilung auf dem Arbeitsmarkt liefert die Studie also eine gute und eine schlechte Nachricht: Während Mädchen offenbar kaum noch in klassische Frauendomänen gedrängt werden, gilt das – zumindest in der Schweiz – für Jungen umgekehrt noch nicht in gleichem Maße.