Das gesetzliche Mindestalter für den Erwerb von Alkohol variiert international sehr stark. Während Biertrinken in Deutschland beispielsweise mit 16 legal ist, liegt die Untergrenze in den USA bei 21 Jahren. Gibt es ein „ideales“ Mindestalter? Manche argumentieren, ein späteres Trinkalter fördere heimlichen Konsum und berge dadurch mehr Risiken. Außerdem sei es sinnvoller, zunächst Erfahrungen mit Alkohol und dann erst den Führerschein zu machen. Andere meinen, je später der Zugang, desto besser für die Gesundheit junger Menschen.
Laut einer früheren IZA-Studie aus Neuseeland hatte das Herabsetzen der dortigen Altersgrenze von 20 auf 18 Jahre keine nennenswerten negativen Effekte. Ein aktuelles IZA-Forschungspapier aus Finnland, wo das Mindestalter für Alkoholerwerb ebenfalls bei 18 Jahren (bzw. bei 20 Jahren für hochprozentigen Alkohol) liegt, zeichnet ein anderes Bild. Hier untersuchten die Studienautoren nicht nur die Effekte auf die Jugendlichen, die das gesetzliche Mindestalter erreichten, sondern auch auf deren Geschwister.
Um die ursächlichen Auswirkungen des Alkoholzugangs zu messen, verglichen die Forscher Jugendliche, die das gesetzliche Trinkalter gerade eben erreicht haben, mit solchen, die nur wenige Tage oder Wochen jünger sind. Da sich diese Gruppen in allen anderen relevanten Merkmalen – wie Schulbildung oder sozialem Hintergrund – sehr ähnlich sind, lassen sich die beobachteten Veränderungen in den Gesundheitsdaten direkt auf den neu gewonnenen Alkoholzugang zurückführen.
Das Ergebnis: Schon das Erreichen des 18. Lebensjahres, mit dem zeitgleich der Zugang zum Führerschein sowie zu Bier und Wein erlaubt wird, hat drastische Folgen. Sterblichkeit und Krankenhausaufenthalte steigen signifikant an, vor allem durch direkte Folgen des Alkoholkonsums sowie durch Verkehrsunfälle. Mit 20, wenn dann auch harter Alkohol ins Spiel kommt, steigen bei Männern die alkoholbedingten Todesfälle, und bei Frauen nimmt das Suizidrisiko zu.
Noch alarmierender sind die beobachteten „Spillover-Effekte“ innerhalb der Familie: Erreicht ein älteres Geschwisterkind das gesetzliche Trinkalter, steigt das Risiko für die jüngeren Geschwister – vor allem Brüder – ebenfalls. Sie sind dann anfälliger für alkoholbedingte Todesfälle, Unfälle und Suizidversuche.
Nach Einschätzung der Forscher sollte die Gesundheitspolitik daher bei der Planung und Bewertung von Altersgrenzen für Alkoholerwerb nicht nur auf die direkt Betroffenen schauen, sondern auch die Auswirkungen auf Familienmitglieder berücksichtigen.