Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Kristy Buzard, Laura Katherine Gee und Olga B. Stoddard wirft ein Schlaglicht auf eine alltägliche Praxis: Wen kontaktieren Schulen zuerst, wenn sie Familien erreichen wollen – Mütter oder Väter? Die Antwort: Mütter werden 1,4-mal häufiger angerufen.
Für die Studie wurden E-Mails an über 80.000 US-Schulleitungen verschickt, die von fiktiven Paaren stammten, die eine Schule für ihr Kind suchten. Im Kern der Experimente standen verschiedene Varianten der Formulierung: Mal war kein bevorzugter Ansprechpartner genannt, mal wurde die bessere zeitliche Verfügbarkeit eines Elternteils betont.
Der „Mutter-Standard“ und seine Folgen
Das Ergebnis, wenn keine Präferenz angegeben war? 60 Prozent der Anrufe gingen an die Mutter. Das ist deutlich mehr als die rein statistisch zu erwartenden 50 Prozent, was darauf hindeutet, dass Mütter nach wie vor als tagsüber besser erreichbar bzw. als primär für die Kindererziehung zuständig angesehen werden.
Besonders überraschend: Selbst wenn im Schreiben die gute zeitliche Verfügbarkeit des Vaters explizit betont wurde, riefen Schulen in 26 Prozent der Fälle trotzdem die Mutter an. War die Mutter als besonders gut erreichbar angegeben, wurde sie in 90 Prozent der Fälle kontaktiert.
Auf den ersten Blick mag dieses Muster harmlos scheinen. Doch für die Forscherinnen zeigt sich darin, wie tief geschlechterbasierte Erwartungen im Alltag verankert sind. Wenn Mütter automatisch als erste Ansprechpartnerinnen wahrgenommen werden, sobald es um die Kinder geht, könne das ihre Karriere belasten – etwa durch häufigere Arbeitsausfälle oder Terminverschiebungen.