Das traditionelle Rollenbild gerät zunehmend ins Wanken. Beim Bildungsniveau liegen Frauen inzwischen vorne, bei Erwerbsbeteiligung und Einkommen holen sie weiter auf. Trotzdem scheint der Haushalt nach wie vor eine klassische Frauendomäne zu sein. Selbst wenn beide Partner in Vollzeit arbeiten, erledigt die Frau häufig den Löwenanteil der Hausarbeit.
Ein gängiger Erklärungsansatz von Ökonomen und Soziologen basiert auf dem Konzept der „internalisierten Gendernormen“. Soll heißen: Im Vergleich zu Männern empfinden Frauen die Hausarbeit als erfüllender – oder zumindest als weniger lästig. Tatsächlich legen Umfragen zur subjektiven Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitspensum nahe, dass viele Frauen gar nichts am Status quo ändern wollen.
In einem aktuellen IZA-Diskussionspapier zweifeln Katrin Auspurg, Maria Iacovou und Cheti Nicoletti die Aussagekraft solcher Umfragen aus dreierlei Gründen an: Erstens wird das „Hausmann“-Modell noch zu selten praktiziert, um zuverlässige Rückschlüsse auf dessen Akzeptanz zu ziehen. Zweitens könnte das psychologische Phänomen der „nachträglichen Rationalisierung“ eine Rolle spielen (vereinfacht gesagt: Frauen reden sich die Hausarbeit schön). Und drittens lassen sich Ursache-Wirkungs-Beziehungen schwer beurteilen.
Die Autorinnen wählen daher einen alternativen Ansatz: Im Rahmen des britischen Innovation Panel of Understanding Society wurden rund 1.600 Männer und Frauen vor hypothetische Szenarien gestellt, die neben der Verteilung von Erwerbs- und Hausarbeit auch Aspekte wie Einkommen, Familienzusammensetzung und bezahlte Haushaltshilfen abbildeten. Auf einer Skala von 1 bis 7 sollten die Befragten ihre Zufriedenheit mit unterschiedlichen Varianten der Arbeitsverteilung ausdrücken. Sie sollten also nicht ihre eigene Situation bewerten, sondern mögliche Alternativen.
Erstaunlicherweise ergaben sich dabei kaum Unterschiede zwischen den Geschlechtern: Männer wie Frauen bevorzugen das Szenario, in dem beide Partner die Hausarbeit zu gleichen Teilen erledigen – es sei denn, der jeweilige Partner verbringt weniger Stunden mit Erwerbsarbeit. Mit einer ungleichen Aufteilung, egal ob zu den eigenen Gunsten oder Ungunsten, waren Männer und Frauen gleichermaßen unzufrieden. Ein geringer Unterschied besteht allenfalls darin, dass Frauen es eher ablehnen, selbst in Vollzeit zu arbeiten, während der Partner einem Teilzeitjob nachgeht. Grund dafür ist eine leichte Präferenz bei Frauen für Teilzeitarbeit, nicht jedoch für Hausarbeit.
Laut Studie liefern die Daten keine Hinweise darauf, dass die in der Realität beobachtete Verteilung der Hausarbeit auf die Internalisierung geschlechtsspezifischer Normen und Werte zurückzuführen ist. Die Autorinnen vermuten, dass es primär ein Resultat unterschiedlicher „Verhandlungsstrategien“ von Männern und Frauen sein könnte, wer wie viel im Haushalt erledigt.