In der aktuellen Diskussion um die Vermögensunterschiede zwischen Rentnern und Pensionären werden erneut Forderungen laut, weitere Teile des öffentlichen Sektors zu privatisieren oder zumindest vermehrt auf leistungsabhängige Vergütung zu setzen. Gegner befürchten, dies könne dazu führen, dass der öffentliche Dienst zukünftig eher Arbeitnehmer anlockt, die mehr am eigenen finanziellen Vorteil als am Gemeinwohl interessiert seien.
In einem aktuellen IZA-Diskussionspapier untersuchen Mirco Tonin und Michael Vlassopoulos, ob Beamte oder Angestellte des öffentlichen Dienstes tatsächlich sozialer eingestellt sind als Angestellte in der Privatwirtschaft. Als Anhaltspunkt für das persönliche soziale Engagement nutzten die Ökonomen Informationen aus 12 europäischen Ländern über die ehrenamtlichen Tätigkeiten von langjährigen Beschäftigten im privaten bzw. öffentlichen Sektor.
Das Ergebnis: Eine Anstellung im Staatsdienst machte soziales Engagement im Schnitt um drei Prozentpunkte wahrscheinlicher. Allerdings ist dieser Unterschied laut Studie allein auf das durchschnittlich höhere Bildungsniveau von Beschäftigten im öffentlichen Dienst zurückzuführen. Gleich qualifizierte Arbeitnehmer beider Sektoren seien im Durchschnitt gleichermaßen sozial engagiert, so die Autoren.
Um auszuschließen, dass die jeweilige Arbeitsbelastung die Entscheidung für ein Ehrenamt beeinflusst, untersuchten die Ökonomen auch Rentner und Pensionäre. Hier zeigten sich keine Unterschiede zu aktiv Beschäftigten – mit Ausnahme von Lehrern: Beamtete Lehrer waren nach der Pensionierung häufiger ehrenamtlich tätig als ihre angestellten Kollegen.