Ein aktuelles IZA-Forschungspapier von Teodora Boneva, Ana Brás-Monteiro, Marta Golin und Christopher Rauh zeigt, dass Männer deutlich häufiger eine gleichberechtigte Arbeitsverteilung im Haushalt unterstützen, als es die allgemeine Wahrnehmung vermuten lässt. Basierend auf Umfragedaten von 24.000 Personen aus sechs Ländern (Deutschland, Italien, Polen, Spanien, Schweden und den USA) offenbart die Studie eine deutliche Diskrepanz zwischen den tatsächlichen Präferenzen der Männer und den gesellschaftlichen Annahmen darüber.
Fehleinschätzungen und ihre Auswirkungen
Im Durchschnitt unterschätzen die Befragten den Anteil der Männer, die eine gleichberechtigte Aufgabenverteilung bevorzugen, um 26 Prozentpunkte. Besonders auffällig ist dies in Spanien: Während 84 Prozent der Männer eine gleichberechtigte Aufteilung befürworten, glauben nur 48 Prozent der Befragten, dass dies der Fall sei. Frauen neigen stärker als Männer dazu, diese Einstellungen falsch einzuschätzen, was die Wahrnehmungslücke weiter verstärkt.
Information verändert Einstellungen
Die Forschenden führten ein Experiment durch, bei dem die Teilnehmenden über den tatsächlichen Anteil der Männer informiert wurden, die eine gleichberechtigte Aufgabenverteilung befürworten. Diese Intervention veränderte nicht nur die Wahrnehmung der Teilnehmenden, sondern steigerte auch ihre eigene Bereitschaft, zu einer gerechteren Aufteilung im Haushalt beizutragen. Besonders ausgeprägt war dieser Effekt bei Männern, die zuvor die Ansichten anderer unterschätzt hatten.
Hürden auf dem Weg zur Gleichstellung
Trotz dieser positiven Entwicklungen bleiben strukturelle und soziale Barrieren bestehen, die einer faireren Verteilung entgegenstehen. Dazu zählen mangelnde Flexibilität in der Arbeitswelt, eine kulturelle Stigmatisierung von Männern mit Teilzeitstellen sowie unterschiedliche Präferenzen innerhalb von Paarbeziehungen. Die Studie betont, dass diese Hindernisse überwunden werden müssen, um langfristig Fortschritte in Richtung Gleichstellung der Geschlechter zu erzielen.